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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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20+000 Jahren wiederholen, statt ungezählte Jahrtausende auf gleichem Fleck zu verharren,
beantworten nur phantastische Hypothesen. Jene Fanatiker, die allen Ernstes historische Anzeichen einer Schimpanseevolution
bemerkt haben wollen, verdienen keine Erwähnung, wohl aber jene »Denker«, welche nicht nur die Gelegenheit
zur Menschwerdung, sondern sogar deren einzige treibende Ursache in der geologischen und klimatischen Revolution der Eiszeit
und ihrer wechselnden Vor- und Rückstöße suchen. Also eine de Vriessche Mutationstheorie, aus dem Botanischen
ins Animalische übersetzt? Wie man sich so etwas vorstellt, gehört ins Reich der Mythologie. Not bricht Eisen, mag
die Kräfte übermäßig (aber nicht unnatürlich) steigern, die solche Katastrophen Überlebenden
mögen sich relativ angepaßt haben, doch die Menschengeschichte spricht keineswegs für immer segensvolle
Einflüsse der Not! Keine geschichtliche Katastrophe von der Völkerwanderung bis zum Weltkrieg hat je die Spezies
merklich verändert oder ihre Psyche verbessert. Alles aber, was Homo sapiens daraus erwarten könnte, wäre ein
Kinderspiel neben dem Wunder, wie er durch katastrophale Not sich zum Aurignacier aufschwang.
    Nun wohl, die bisher umfassendste und gründlichste Darstellung der Urrassen »Ancient Hunters« von Prof.
Sollas-Oxford 1911, einem überzeugten Evolutionisten, schließt mit offenem Eingeständnis, daß für
dies Problem, »das Geheimnis der Geheimnisse,« keine Lösung gefunden sei, zumal »natürliche
Zuchtwahl manches vollbringen, aber gar nichts schaffen kann«. Nach einigen logischen Bemerkungen, wobei er Inspiration
ein anderes unlösbares Geheimnis nennt, erklärt er rundweg, daß die fundamentale Ursache im ganzen
Evolutionsprozeß in Wirklichkeit nur »eine Sache des Geistes« sei! »Wir wissen sehr wenig von der
Macht des Geistes, hier sind wir nicht fortgeschrittener als die alten Jäger in ihrer Kenntnis der Materie. Die
Naturwissenschaft unterwarf sich das materielle Universum in nicht geringem Grade, ihr nächster Triumph wird folgen aus
der experimentellen Untersuchung der Innenwelt.« Bravo, ein teils ehrliches, teils ironisches! Denn das Abschwören
roher Mechanistik kann nicht deutlicher zum Ausdruck kommen, Evolution ist eben geradeso eine Fiktion des Geistes wie alle
anderen Hypothesen. Weil der Evolutionsgedanke dem Größenwahn schmeichelt (»Eritis sicut deus«,
heißt die Endparole), wird er noch lange in den Köpfen spuken, bis irgendein neuer ungeahnter Fund das
Traumgebäude über den Haufen wirft. Wie man aber experimentell die Innenwelt erforschen will, wissen die
Götter, bisher winkte da wahrlich kein Triumph! Wenn Psycho-Physiologie Ich-Vorgänge zergliedern könnte, so
wäre das nie gleichbedeutend mit Innenwelt, wo man notwendig aufs Unsichtbare stößt.
    Bei ehrlichen Gelehrten wie Sollas begegnet man nicht unehrlichen Ausreden, womit jeder in die Enge getriebene Darwinist
sich herauszuwinden sucht: man mißverstehe den Begriff Evolution, Fortschritt sei nicht damit gemeint. So? Ist
Evolution nur Transformation, wie wir sagen, dann fehlt ihr jeder dogmatische Wert. Denn daß durch materielle
Einflüsse sich materielle Dinge umbilden, versteht sich empirisch von selber. Obiger Einwand ist aber bewußte
Unwahrheit, denn jeder richtige Darwinist deutet Evolution als aufsteigende Linie wachsender Vervollkommnung, und so
faßt natürlich auch Sollas es auf. Dieser täuschende Irrtum liefert sozusagen einen Beitrag zu Einsteins
Relativitätstheorie. Denn wie der Einzeller des Protoplasma in seiner Weise ebenso vollkommen konstruiert wie der
höchste Vielzeller, so ist jeder Urmensch, der Steine bearbeitete und Feuer schlug, worauf bald viel erstaunlichere
Erzeugnisse seiner erfinderischen Schaffungsgabe folgten, dem heutigen Techniker mindestens ebenbürtig, der damalige
Künstler relativ so genial wie Phidias und Raffael, vielleicht gab es damals schon einen primitiven Leonardo. Evolution
zum Höheren daraus abzuleiten, daß im Laufe der Erfahrung ein nachfolgendes Geschlecht die Werkzeuge seiner
Altvordern zu verbessern strebt und dies vermöge jener Vorarbeiten meist gelingt, ist schlechtweg kindisch. Für den
Aurignacier waren Knochen, Horn, Elfenbein geradeso passendes Material wie für seinen Altvordern Stein und (Tasmanier)
gehärtetes Holz, und die erst spät in Ägypten auftretende Bronze und später Kupfer und Eisen leisteten
relativ nicht mehr. Jawohl,

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