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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Degenerierung, kann die Rückwärtsentwicklung je zur edlen Urzeit zurückkehren,
wo selbst der Heidelberger wohl mehr »Innenwelt« hatte als ein schnoddriger Berliner? Welchen Zweck verfolgt
dieser traurige Abfall von höherem Menschentum, welche kausale Ursache hatte er? Auf letzteres gibt das Karmagesetz die
Antwort, auf ersteres antworten kann nur Gott.
     

 
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    Seine Ausrede mit unermeßlichen Zeiträumen gibt der Evolutionismus plötzlich auf, wenn es gilt, späte
Menschwerdung durchzudrücken. Diese, wie wir sehen, recht bescheidenen Ziffern ergaben aber in unserer Beleuchtung
unnatürlich kurze Frist für Aufstieg eines Anthropoiden zum Vollmenschen. Wie nun, wenn diese Zeitdaten alle
insofern falsch wären, als schon der Neanderthaler einer Epoche angehört, der ein viel größeres
Menschheitsalter voraufging? Diesen dringenden Verdacht behandelt ein späteres Kapitel, das sehr vieles auch in
folgenden Abschnitten Gesagte ergänzen wird.
    Anpassung an Futterkausalitäten bedeutet keine wirkliche Umbildung, Nebeneinander aller Arten noch kein Auseinander.
Das erkannte schon Carl Vogt in »Vorlesungen über den Menschen«, als er den Darwinismus nur mit der
Einschränkung begrüßte, daß jede menschliche Hauptrasse aus eigenem von jedem anderen verschiedenem
Protoplasma stammen müsse. Warum zog er dann nicht die natürliche Logik, daß der Mensch überhaupt eine
eigene Keimzelle hatte, getrennt auch von der Affenfamilie? Bei letzterer läßt sich freilich ein Bindeglied (der
von Wagner entdeckte griechische Affe als Übergang zu Macaucus) bis zum Anthropoiden ahnen, dagegen besitzen Gorilla
(Arm, Fuß, Hand), Schimpanse (Schädel) in Afrika, Orang (Hirn), Gibbon (Knochen) auf den Sundainseln, Zebu
Südamerikas (Schädel) jeder nur einen menschenähnlichen Zug. Wo soll man den Urahnen suchen, der alle Merkmale
vereinte? Gewiß nicht im hohen Norden, von wo der Weiße in die Urkultur einbrach, dessen Ursitze überhaupt
kein Affenleben gestatteten. Möglichenfalls war er nicht jünger als der in der Farbe negroide Neanderthaler.
Übrigens scheint keinem Darwinisten aufgefallen, daß für seine Theorie viel wichtiger wäre, das
Bindeglied vom Affen zur übrigen Tierwelt zu entdecken. Was im Gebiß einiger Urmenschen Übergangsform
scheint, erklärt sich durch Anpassung der Kinnlade ans Fleischfressen, wozu der ewig Früchte schmausende und keinem
Tier etwas zuleide tuende Anthropoide nie Miene machte. Wenn für ihn vorhandene Pflanzennahrung genügte, warum
wurde der Mensch karnivorisch? Kein Affencharakter gleicht den Fidschikannibalen, die am nächsten mit dem Orang-Utan
zusammenhängen müßten. Da könnte man eher Voltaires Kennzeichnung seiner Landsleute als
»Tigeraffen« wörtlich nehmen oder den Menschen wegen Beschaffenheit seiner Eingeweide für einen
Verwandten des Schweines halten, zumal er sich oft schweinischer aufführt als ein Tier. Diese Ironie soll darauf
hindeuten, daß es lächerlich bleibt, Psychisches durch Physisches erklären zu wollen. Anpassung und Selektion
ändern immer nur Äußerliches. Nach Südamerika verpflanzte Schweine, Schafe, Katzen streiften einige
nebensächliche Merkmale ab, blieben aber dann stationär, sowie der spätere Riesenbär der Schweiz sich so
gut wie gar nicht vom Urhöhlenbär und der heutige Braunbär oder Grisly sich nur in der Größe von
seinen Ahnen unterscheiden. Alle Tier- wie alle Menschenrassen sind untereinander verschieden, aber alle konstant.
    Bau und bräunliche Färbung des Negerhirns trennen keineswegs die psychische Grundlage vom Europäer, der
früher geradeso an Hexen und Fetische (Heiligenbilder) glaubte, während man über manchen
»Aberglauben« der Schwarzen (Telepathie, Hypnose) eine günstigere Meinung haben darf. Nun vertritt Vogt
energisch eine nähere Verwandtschaft der Frau mit dem Affentyp. Wir versagen uns nicht die Ironie, daß dies eine
Ehre für den Affen und eine Blamage für den Mann wäre, da an »Schwachsinn des Weibes«
(Möbius) nur ein Narr, an die höhere sittliche Anlage der Frau jeder Erfahrene glaubt. Indessen trennen wichtige
Merkmale selbst die Hottentottin erheblich vom Schimpansen. Übrigens variieren die Gewichtsmessungen von Boyd, Morton,
Moigs, Walker so sehr, daß wir manchen Überraschungen der Übersichtstafeln nicht trauen. Bei Mexikanern,
Grönländern, Malaien gibt es da Differenzen von 70–100 ccm und daß der Chinese dem Malaien und sogar
der Rothaut weit

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