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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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niederer Affenarten sich bis
heute herumtummelt. Doch nur in heißen Klimaten, gerade der Anthropoide geht bei jeder Kälte ein, die erstaunliche
Anpassungsfähigkeit des unbehaarten Menschen in jeder Temperatur ist ganz affenwidrig. Dubois' »aufrechter«
Affenmensch, den anatomische Autoritäten mit ebensolcher Bestimmtheit für einen Affen erklärten, wie Huxley
den Neanderthaler früher mit Virchow für zweifellosen Homo sapiens, erscheint bei der Unmöglichkeit, aus einem
unvollständigen Schädelbefund etwas Gewisses zu schließen, als Phantasiegebilde. Selbst für seine
angeblichen 850 ccm sollen wir uns bloß auf Dubois' willkürliche Schätzung verlassen. Für die sonderbare
Verbindung einer sogar neben dem Schimpansen rückständigen Affenstirn mit Umfangvermehrung und aufrechtem Gang
– nach unserer Meinung müßte dann der Schädel eo ipso die Affenform abgeworfen haben –
könnten wir wirklich nur einen Bastardursprung annehmen. Vorausgesetzt aber, das Unwahrscheinlichste wäre trotzdem
richtig, so könnten wir das Alter des Javaners höchstens ans Ende des Pliozäns versetzen, laut darwinistischer
Chronologie vor etwa 20+000 Jahren. Der schon viel höhere, ziemlich gleichalterige Heidelbergmann war sicher nicht
älter, laut Sollas beide »nicht weit entfernt von der Pleistozänepoche«. Nun treffen wir höchstens
3000 Jahre später schon die Tasmanier, die unter allen Menschenrassen den geringsten Grad von Entwicklungsfähigkeit
zeigten, mit ungeheuer überlegener Schädelbildung. Sie kannten Feuer, Holz- und Steinbearbeitung und sogar Boote,
haben wahrscheinlich die damals sehr schmalen Meerengen der Sundainseln, bestimmt die kleine Meerenge zwischen Australien und
Tasmanien mit Mann und Maus überschifft. Wo bleiben nun die Millionen Jahre, mit denen tolle Darwinisten sonst so gern
jonglieren, um angebliche späte Menschwerdung zu ermöglichen? Den angeblichen Affenmenschen trennen so vom
Australier, der schon einen ausgebildeten religiösen Kult hatte, und gar von der Neanderthalrasse schwerlich mehr als
4000 Jahre. Das wäre ein wahrer Salto mortale, eine Überstürzung des Tempos, das sich aber plötzlich bis
zu retardierendem Stillstand verlangsamt, denn das hohe Künstlervolk der Aurignacier war vor 15+000 Jahren der
höchsten modernen Kulturrasse relativ ebenbürtig, den Umständen nach überlegen. Wo bleibt nun die
Evolution? Gibt es ein Naturgesetz »bis hierher und nicht weiter«? Das wäre mechanisch betrachtet ein
Unding, da jede Bewegung sich fortsetzt, ja sich ballistisch sogar steigert. Doch in 15+000 Jahren kam die weiße Rasse,
von anderen ganz zu schweigen, psychisch nicht einen Schritt weiter als die geniale Urrasse, bei der sich auch unsere These
bewahrheitet, daß das Ästhetische ein Urtrieb und Ursache der Ethik (des sittlich Schönen) sei. (Richtiger:
daß beides zusammenfällt, so daß der schöpferisch Gestaltende zugleich der Gottsucher und der
Gottfinder sein muß, wie Homer und Phidias die griechischen Götter und Äschylos den Erlöser Prometheus
schufen.)
    Gegen solchen Pessimismus lehnt sich nur ein blinder Tor auf, der die erst im 19. Jahrhundert heraufgezauberte Technik
für Kulturfortschritt hält. So wenig der moderne Europäer über den alten Ägyptern, Indern, Griechen
steht, so wenig standen letztere über unseren Urahnen, wenn wir deren Gesamtleben nach hinterlassenen Proben abmessen.
Hiermit wird jeder Evolutionsfortschritt zunichte, erst recht die mögliche Wahrscheinlichkeit, ein Affe könne sich
aus eigener Kraft zum Menschen aufgeschwungen haben in verhältnismäßig kurzer Zeit. Denn wenn wir die Spanne,
die den Schimpansen vom angeblichen Affenmenschen trennt, nicht überblicken, so doch annähernd die Spanne, die
letzteren vom Tasmanier trennen würde, und die ist zeitlich sehr gering. Gewiß hat äußere
Schädelvermehrung nicht die Bedeutung, welche man ihr früher zuschrieb, denn dies gehörte mit zu den
Requisiten des Mechanismus, der mit sichtbar Quantitativem das unsichtbar Qualitative abschätzen möchte. Einen
gewissen Faktor der Beurteilung bildet aber die Schädelmessung immerhin, und gerade hier, an der Hand seiner eigenen
einseitig dürftigen Wertung, wird der anatomische Darwinismus geschlagen. Die unsichtbare geistige Differenz, viel
bedeutender als sichtbare anatomische Abstände, zwischen einem klügeren Tasmanier (1300 ccm) und dem Schimpansen
beträgt sicher 1:10, zwischen diesem Booterbauer und

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