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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Westafrikaners die gleichen wie die
des Gorilla, dessen Hand ihn hervorragend zur Herstellung von Werkzeugen befähigte. Er machte nicht den kleinsten Anfang
dazu, sondern blieb ein einsames Ungeheuer, dem der Elefant aus dem Wege geht, doch intellektuell auf ihn herabblickt. Wie
seine Riesigkeit in Wuchs und Stärke zu Pygmäen oder bei ähnlichen Anthropoiden zu schmächtigen
Tasmaniern einschrumpfte, mit so verwunderlich Zoologischem mag sich der Darwinist abfinden. Gewiß, obschon jedes
Suchen nach Zwischenstufen fehlschlagen muß, staunt man über die Hartnäckigkeit, die noch vor 50 Jahren den
Homo als zoologisch alleinstehend verherrlichte, doch nach abermals 50 Jahren wird man über die Verblendung staunen, die
aus Körpermerkmalen etwas anderes folgert als Körperliches, d. h. Ähnlichkeit der Sinneseindrücke.
Daß diese beim Affen ungefähr ähnlich sind, zeigt seine Nachahmung menschlicher Gesten. Doch jede menschliche
Psyche, auch ohne den »höheren Manas« indischer Seelenkunde, hat mit Unsinnlichem zu tun, hier beginnt die
unüberbrückbare Verschiedenheit von jedem möglichen Denken des Schimpansen. Freilich fehlt dem Tier nicht
Ichbewußtsein, wie nur oberflächliche Beobachtung glaubt (man denke an Sultangebräuche einer Affenhorde oder
den souveränen Leithammel der tibetanischen Riesenwidder), doch es wächst natürlich graduell mit der
Selbstsuchtabsonderung des Menschen. Damit verbindet sich Schwächerwerden der Sinne, was schon beim Neger auffällt,
dessen Schmerzunempfindlichkeit bei keinem Anthropoiden vorkommt.
    Vogt vergleicht irrig die Furcht des Wilden vor dem Donner mit dem Scheuen von Pferd und Hund, denn letztere sehen uns
Unsichtbares offenbar körperlich, sonst läßt sich das Entsetzen sonst so mutiger Tiere nicht erklären,
der Wilde aber vermutet nur Unsichtbares als Wirkliches und zieht daraus spornstreichs einen Vernunftschluß zur
Religion. Das ist kein Verstandesschluß der Erfahrung, wie er allenfalls noch beim Schimpansen möglich wäre.
Das weite Ausgreifen supranaturellen Denkens und Empfindens, wodurch der Mensch sich ein unsichtbares Geistreich schuf,
bleibt rätselhaft, denn bei psychischen Vorgängen läßt sich nie erfassen, wie und wodurch sie
entstanden. Aus zoologischer Materie vermittels sinnlicher sog. Erfahrung unsichtbare Evolutionsgesetze erdichten, hat eine
scherzhafte Seite, die das Lachvermögen eines Brüllaffen übersteigt: Der Darwinist handelt hier genau wie der
Wilde, als ihn ein psychisches Hellgesicht aus bloßer Materieerfahrung zu Metaphysik heraushob. Was man heute als
Radioaktivität entdeckte, setzt sich eben als Psychokraft um, die das Sichtbare mit Unsichtbarem durchstrahlt.
Einbildungskraft ist Bildungskraft, Phantasie die höchste Bildungskraft des Manas, weshalb eben die Antike den Dichter
Vates (Seher) und Poetes (Schöpfer) nannte. Hätte der Gorilla nur einen Funken dieses psychischen Elements, so
müßte es allzeit in ihm aufblitzen. Doch so logisch Philistermaterialismus als Gorillaweltanschauung wäre, so
kennt der Gorilla, sonst ein anständigerer Kerl als der Philister, leider weder Welt noch Anschauung. Er blieb Affe pur
et simple, gerade wie der Mensch seit Anbeginn eine besondere Spezies vorstellt, die ihre Psyche irgendwo aus dem Äther
beziehen konnte. Beliebige Kausalitäten sind nicht Evolution. So hat die Gans noch Schwimmhäute an den
Füßen, benutzt sie aber nicht so berufsmäßig wie Ente und Schwan, sondern watschelt lieber
akklimatisiert auf dem Lande, wo sie ihren gezähmten Zustand ernährungsgünstiger findet, während Ente und
Schwan ein Wasserleben für zuträglicher halten. Alle drei benutzen kaum mehr ihre Flügel, während
Wildgans und Wildschwan noch gehörig fliegen. Überall einfache Nahrungsanpassung. Offenbar verwandelte sich so der
Kranich teilweise zum Flußreiher, dessen spitzer Schnabel weit besser zum Fisch- und Insektenfang geeignet als
Reptilschnauze und Plattschnabel. Deshalb braucht er nicht zu Wasser gehen wie Ente und Schwan, ebensowenig der Storch.
Beständen bestimmte Evolutionsgesetze, so hätten die der Gans hinderlichen Fußhäute eingehen und so ihr
Gang sich verbessern müssen. Äußere Anpassung bewirkt nur Äußerliches. Wenn Wildente und Eidergans
etwas Trangeschmack haben, so beweist dies Einfluß des Wassers, doch gewiß nicht Verwandtschaft des tranreichen
Walfisches! Schwan, Gans (Ente dagegen kaum) ähneln im Gegensatz zu allen anderen

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