Der Aufgang Des Abendlandes
entschieden. Iranier, Skythen, Lydophrygier und Elamiten
zerstörten 606 Ninive.
Die Chaldäo-Babylonier behielten wesentlich den sumerischen Typ, ihre tiefe Abneigung gegen ausgeprägt
Semitisches warf unter Nabopolassar das Joch Assyriens ab. Die Könige von Ecbatana errichteten ein iranisches Reich, das
man irrig »medisch« nennt, worunter nur einige kleine Nomadenstämme verstanden wurden. Gleichzeitig machte
Pharao Necho sich auf, um die assyrische Ordnung in Kanaan umzustoßen. Er eroberte Zypern und Philisterland aufs neue,
Schlacht bei Meggido kostete dem Judenkönig Josia Thron und Leben. Allein schon 609 erlag Necho bei Karchemisch dem
Babylonierprinzen Nebuchadrezar (nicht Nebukadnezar), der ihn bis über den Jordan verfolgte. Erneut stieg Babel zur
Macht empor. Nebuchadrezar erbaute den Wundertempel des Baal mit den hängenden Gärten und den Tempel der sieben
Planeten mit sieben Stockwerken in sieben verschiedenen Farben. Die mystische Zahl 7 der Urreligion (siehe ein späteres
Kapitel) wurde also noch jetzt heilig gehalten. Die ungeheuren Wälle und die prachtvollen Kais der Euphratufer
könnte man heute nicht nachmachen, auch nicht die kompliziert großartige Tempelbauart. Dieser hoffärtige,
aber geniale Monarch regierte lange (604-561) und ließ sich von den jüdischen Propheten nicht befehlen, Gras zu
fressen, abgeschmackte Legende. Er unterwarf ganz Syrien und Palästina, eroberte auch große Teile Ägyptens
(567). Seinem Nachfolger Nabonides gelang, den Medern Gebiete wieder abzunehmen, wo er Mondtempel errichtete mit Hilfe des
Elamkönigs Cyrus, den man irrig für persisch hält. Dieser raffinierte Streber unterwühlte das neue
Babelreich, als dessen treuen Vasallen er sich anfangs gab, durch Priesterintrigen, da aus sicher schmutzigen Gründen
die Pfaffen mit Nabonides und seinem Sohn Belsazar nicht zufrieden waren. Durch Verrat zog der fromme Cyrus kampflos in
Babylon ein und ließ die als Sklaven dorthin versetzten Juden nach Kanaan zurückkehren. Das ihm darob als
Judenfreund von der »heiligen Schrift« späterer Rabbis gespendete Lob verdient er nicht, da er
gleichmäßig auch alle andern Verschleppten in ihre Heimat sandte, nicht aus Milde, sondern überlegter
Politik. Seine religiöse Toleranz hatte nur Vorliebe für den Sumerergott Merodach, als dessen besonderer Diener er
auf einer Inschrift erscheint, neuer Beweis, daß die Elamiten selber Sumerer waren. Auch sein Sohn Kambyses erbte
solche Herrscherweisheit und freundete sich bei Besitznahme Ägyptens mit den Priestern an, betete zum Bullen Apis, den
die Sage ihn schlachten läßt. Die ganze Geschichtsfälschung, als ob Cyrus und sein Sohn Perser und
Zoroastrier gewesen wären, ist aus durchsichtigen Gründen erfunden, sie waren nichts weniger als Monotheisten weder
im Juden- noch im Persersinne. Damalige Fürsten und Priester benutzten Religion wie heute zu Machtzwecken, auch hier
nichts Neues unter der Sonne, kein Unterschied zwischen Fehden verschiedener Stammesgötter und denen der christlichen
Konfessionen.
4
Erst durch Darius kamen die Indogermanen wirklich an die Reihe. Die Perser übernahmen die Führung, obschon die
Hauptstadt des Weltreichs in Elam blieb. Diese wirklichen freien Monotheisten, die allein Ormuz den Lichtgott des Edlen
anbeteten, fühlten sich keineswegs von Jave angezogen, wahrscheinlich betrachteten sie die Juden überhaupt nicht
als Monotheisten. In den drei Jahrtausenden der Semitenzeit stand die Kultur still. Erst die Perser räumten das
Trümmerfeld auf, doch ihr gesundes Staatswesen auf föderativer Grundlage wurde bald vom überkommenen
assyrischen Imperialismus entkräftet und zerfressen. Der übliche Arierzwist (Vorbild der Germanenzwietracht)
schädigte Perser und Griechen wechselseitig. Nur närrischer Einfall Gobineaus erhöht die Perser über die
Griechen. Der allgemeine Rückschritt durch Semitenwirtschaft, entfremdet von Kunst und Wissenschaft, gierige
Räuberei und Händlerei, wurde durch die Perser nicht aufgehoben, und diese ganze Völkerwelt erhielt durch
Alexanders Gräkisierung nur scheinbare Verjüngung. Das ergab nur eine alexandrinisch nachahmende Epoche, die keinen
Homer erzeugte, sondern nur schwache Epigonen. Der semitische Kaufmannsgeist herrschte vom Euphrat bis Tunis. Ägypten
baute keine Cheopspyramide mehr, nur den Obelisk der Kleopatra. Ob der Perser in Persepolis, der Parther in Ktesiphon oder
später der Araber in Bagdad und
Weitere Kostenlose Bücher