Der Aufgang Des Abendlandes
der Türke in Stambul hausten, es bleibt ununterbrochener atavistischer
Rückfall aus Hochkultur in Halb- oder Ganzbarbarei. Und das alles, damit das auserwählte Volk der Europäer die
Kultur allein für sich pachte?
Daß die griechischen Arier die Menschheit auf eine höhere geistige Stufe hoben, als es die ältere
Mittelmeerrasse vermocht hätte, ist beweislos, da Hellas in viel späteres Zeitalter fällt, wo die Mykener
vielleicht ähnliche Dichter und Denker erzeugt hätten. Nur in Indien bedeutet Ankunft der Arier unter Austreibung
negroider Völker, die nach Australien und Ozeanien abwanderten, scheinbare Evolution einer tatsächlich schon
vorhandenen Urkultur. Nachdem die Inder sich unter Asoka der gräkopersischen Sphäre anschlossen, herrschten nun die
Arier vom Nil bis zum Ganges, ohne aber wirkliche Eigenkultur ohne Beihilfe der älteren zu schaffen. In dieser Hinsicht
stehen, wie die Griechen unter den Ägyptern, die jüngeren Italer tief unter den Griechen. Die arischen Sabeller und
ihre Vorläufer bevölkerten Italien schon ziemlich früh, blieben aber primitives Hirtenvolk, nur
Ägäer, später Achäer und Dorier (Gründung Tarents 700) pflanzten einige Zivilisation an beiden
Küsten. Schon 1250 konsolidierte sich der athenische Staat unter dem legendären Theseus, doch die Tradition von
Roms Gründung 753 scheint noch sehr vordatiert, da die Sabeller erst um 400 feste Staatsgemeinden erwarben. Die Arier
erwiesen sich als Lateiner kulturrückständig. Sie verlegten sich im Jahrtausend ihrer Welteroberung auf eine nur
besser organisierte und mit kräftigerem Menschenmaterial versehene Razzia wie die Semiten und äußerlich
materielle Zivilisierung, nicht auf wirkliche Kulturpflege, worin sie von Anfang bis Ende unschöpferische Affen der
Griechen blieben. Daß sie Hellas ganz von der Bühne verdrängten, ist Evolution zum absolut Schlechterem.
Dagegen hatte die ligurische Mittelmeerrasse nördlich des Appenin im Stein- und Bronzezeitalter selbständige
Pfahlbautenkultur, desgleichen die eingewanderten Etrusker, wahrscheinlich Abspliß der Ägäer. Beide erlagen
den wilden Galliern, die 390 bis Rom vordrangen, sich aber später auf Besitz der Poebene beschränkten. Vermutlich
übertrugen Überreste der Ligurer ihre Pfahlbautentradition ein Jahrtausend später auf Venedig, die einzige
norditalische Stadt, die eigenständige Kultur erwarb, während die ungewöhnliche Begabung der Toskaner
vielleicht ebensoviel etruskischer Blutmischung als späterer ostgotischer verdankte. Die Gallier hatten freilich einen
Ostflügel von Regensburg bis zur Donaumündung, der sich erheblicher Zivilisation erfreute, teils durch Vermittlung
der Ägäer im Adriatikum teils durch ältere Errungenschaften der Neanderthalrasse (Krapinafund in Kroatien).
Durch gallische Zwischenhändler sandten die zwischen Oder, Pripet und Dnystr sitzenden Teutonen Bernstein ins Mittelmeer
(leere Sage, daß karthagischer Seehandel hier im Spiel). Die von Skythen (Vorläufer der Hunnen?) am Schwarzen Meer
verjagten Gallier warfen sich nach Kleinasien hinein, wo sie 650 die Lyder überrannten und Assyrien mit zerstören
halfen. Arisches Blut, obschon sich ins Dunkel verlierend, wird in Vorderasien schon früh bemerkt, möglichenfalls
sind die Galliläer als gallische Abkömmlinge anzusprechen, zumal 279 ein anderer Gallierschwarm bis Delphi in
Hellas vordrang und »Galatia« in Kleinasien gründete. 235 aus der Poebene durch Rom und über den Rhein
durch die Teutonen vertrieben, breiteten die Kelten sich in Frankreich, Spanien (Keltiberer), Belgien, Britannien aus, bis
Cäsar ihrer Siedlungslust ein Ende machte und den bretonischen Venetern auch ihre atlantische Seemacht abnahm.
Die Menschheit kam bei so endlosen Kämpfen nicht auf ihre Kosten, nur äußerliche Zivilisierung hielt das
Römerreich zusammen, dessen Fäulnis die Christianisierung beförderte und das die Germanen mit einem
Fußtritt begruben. Sie teutonisierten fast ganz Europa und verjüngten allerdings das Europäerblut,
[Fußnote]Man darf sich dies aber nicht im Übermaß denken. So träumt Löhers Buch über die
Kanarischen Inseln die dortigen »Wandschen« als Vandalen, während es sich natürlich um
»weiße« Berber der alten Mittelmeerrasse handelt. Doch gleiches könnte man für Asien von der
neuen Semitenrazzia des Islam behaupten oder gar der hunnisch-tartarischen und mongolischen Invasion. Daß die
byzantinische Hyperkultur vor
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