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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Gesellschaft schreitet nie vor, geht in einer Richtung so schnell zurück, wie sie in anderer
vorrückt. Sie unterliegt beständigem Wechsel, ist barbarisch, zivilisiert, christianisiert, wissenschaftlich, doch
dieser Wechsel ist nicht Verbesserung. Für jedes Gegebene wird etwas genommen. Die Gesellschaft ist eine Welle, die
dahinströmt, doch die Wassermenge, aus der sie besteht, bewegt sich nicht.« Im Essay über Geschichte:
»Die Natur ist endlose Wiederholung sehr weniger Gesetze, sie summt die alte Weise durch unzählige Varianten. Die
Geschichte hat Veränderungen nur auf der Oberfläche, im Zentrum größte Einfachheit der Ursachen.«
Diese Zitate dienen als Beweis, daß jeder ehrliche Denker, wie es Emersen trotz seines antithesensüchtigen
Wortschwalls immerhin war, unsern Standpunkt teilt: Verwerfung jedes Evolutionsbegriffs im Fortschrittsinne.
    Im Genesis-Gespräch erklärt Buddah, die Erde werde einmal verschwinden, ihre Bewohner auf andern Planeten
wiedergeboren werden, die Urwesen seien leuchtend immateriell gewesen, jedoch durch die Erdatmosphäre entleuchtet und
materialisiert worden. Ist also Zweck der transzendentalen Evolution, diese Materialisierung aufzuheben? Für soziale
Weltverbesserer sollte es ein Wink sein, daß Buddhismus, dem Torheit das Gegenteil vorwirft, sich auch weltlich weise
als staatsbegründend erwies. Erst er einte das zerklüftete Indien im Heüreich des Kaisers Asoka als eine durch
»Norm« verbundene brüderliche Gemeinschaft. Die Christenkirche versuchte Ähnliches ohne Erfolg. Denn
der Buddhist will nicht Ruhe und Frieden durch Resignation, wie man irrig glaubt, sondern heroische Überwindung der
Materieunrast und ihrer Drehungen in Wechsel und Bewegungen. Er reitet auf dem Sturm als ruhiger Meister im Mantel der
Weisheit. Buddha verfemte jedes träge Mönchtum, verlangte Aposteltum von den Arrahant. Dem Buddhisten gilt
ununterbrochen lehrende und wirkende soziale Tätigkeit als Attribut eines Buddha und Asoka: Wer nicht für
Erlösung der Menschheit sich müht und nur sich selbst erlösen will, erfüllt nicht die ganze
»Norm«. Ob Buddha 624 bis 544 v. Ch. oder 563–483 lebte, letzteres wahrscheinlicher (Asokas Krönung
218 Jahre nach Buddhas Tod), jedenfalls schien das »Licht Asiens« zu einer Zeit, wo die arischen Griechen und
Perser anderswo die Herrschaft antraten. Deren Glaube war so wenig evolutionistisch wie die Urweisheit, denn alle Arier
glaubten an ewiges Werden unter der Anangke, dessen Wechsel auch die Götter wegwischt, doch nie sich ändert, an
ewigen Kampf von Nacht und Licht. Nirgendwo bis ins 19. Jahrhundert begegnen wir dem modernen Aberglauben. Genau genommen,
dachte nur der jüdische Messiaswahn evolutionistisch, indem er wüst selbstisch irdische Herrschaft eines
auserwählten Volkes in Aussicht stellt. Leicht möglich, daß in unterirdischen Kanälen das Europa
durchsickernde Judentum auch für den Fortschrittsevolutionsschwindel die Verantwortung trägt. Dessen letzter Zweck
bedeutet, alles Transzendentalstreben zu entwurzeln und dem Menschen eine irdische Gottwerdung auf rein materieller Basis
vorzugaukeln, was sich der Sozialismus zunutze machte. Das ist nicht des Ariers Kampfstimmung für das Heil, sondern
Blendwerk der Begierde. Sozialisierung ist auf keinem andern Wege möglich als aus dem des Buddha-Asoka, aber auch dies
transformiert sich in ewigem Drehen des Rades, jenseits alles immer gleichen Wechsels auf gleichem Fleck ruht nur
unveränderlich das keiner Evolution Bedürftige, Unnennbare.
    Beistand » außerirdischer Intelligenz« anzurufen kann Wallace nicht umhin für den als Ur-Faust
erfundenen »Dryopithekus«, der nachher seine Menschwerdung vergaß. Denn selbst Huxley erklärte die
Schwierigkeit für unübersteiglich, da der Gorillaknochen Zeichen trägt, denen im Alter immer deutlicher rein
Tierisches anhaftet. Quatrefages verwarf solch umgekehrte Reihenfolge: beim Affen erschienen zuerst Windungen des mittleren
Hirnklappens, beim Menschen die des Stirnbogens. Andere vergleichen die Knickung der Stirnachse, daß des Menschen
Wachstum immer menschlicher, des Anthropoidem immer tierischer werde, Romanus und Dickson verspotteten natürliche
Zuchtwahl. Gewiß, » zufällige Divergenzen« und inverse Konträrentwicklung sind so undenkbar, wie
Owens »Vervollkommnungstrieb« in der Mechanik. Die Idee Affe projiziert sich ins All wie eine Psychopathia
Sexualis, die eine Kopie von bestialem

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