Der aufrechte Soldat
noch mehr an, und er wurde von ihren Lippen umschlossen. Ihre Zähne und ihre Zunge liebkosten ihn, neckten ihn. Das mußte man dieser Schlampe lassen: Sie war in ihrem Gewerbe ausgesprochen gut. Ich lag ausgestreckt da und starrte auf ihren dunklen, gesichtslosen Kopf hinunter, während sie es mir besorgte.
Wenig später stolperten wir wieder die Straße entlang, irgendein Lied gröhlend und uns unter lautem Gelächter ausmalend, wie wir Ali Arschloch abfertigen würden, wenn wir zu Jocks Lastwagen zurückkamen.
Am nächsten Morgen nach dem Appell hatten wir eine Stunde Drill auf dem Exerzierplatz. Ich wurde ständig von Sergeant Meadows angeblafft.
Einerseits war ich verärgert und enttäuscht, daß der Kontakt mit der Bibi so rein geschäftlich, so oberflächlich gewesen war – nun, ich hatte ihre Spalte weder gesehen noch berührt; andererseits hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben in dieser Weise mit einem Mund Bekanntschaft gemacht, war ich zum ersten Mal »gefressen« worden, was zweifellos ein entscheidender Schritt in Richtung Reife war. Einerseits war dieser Vorgang erniedrigend gewesen: Die kauernde Haltung ihres Körpers, als sie sich über meinen Bauch beugte, hatte in jeder Hinsicht Erniedrigung, Unterwürfigkeit ausgedrückt, und daher war auch ich erniedrigt worden. Andererseits, war ich dabei nicht derart intensiv mitgerissen worden, daß ich sogar mein Gesicht in der stinkenden Decke vergraben hatte?
Es war alles so materialistisch, so voll Geldgier gewesen! Ich stöhnte noch immer lustvoll, als die alte Krähe Geld von mir verlangte. Jock brach wegen des Geldes einen Streit vom Zaun und behauptete, ihm werde zu viel abverlangt. Und als ich auf den Treppenabsatz kam, trafen vier betrunkene britische Soldaten – nicht von den Mendips – Anstalten, unseren Platz einzunehmen, als wäre dies die Schlange an einem Imbißstand. Was konnte abscheulicher sein?
Kein Wunder, daß ich an diesem Morgen auf dem Exerzierplatz niemals richtig im Gleichschritt ging. Ich dachte an meinen Vater, wie er zu mir aufsah, während ich auf den Bus aufsprang. »Bleib ein anständiger Junge und besuch keine Freudenhäuser« – hatte er das tatsächlich gesagt? Und ich dachte an sein Gesicht, ängstlich, besorgt, das immer kleiner wurde, während der Bus die Straße hinunterfuhr. Vielleicht hatte er auch gesagt: »Trink nicht zu viele Flaschen leer.«
Nach dem Appell und einem letzten Anschiß von Charley Meadows wurden wir zum Arbeitsdienst eingeteilt. Ich ging zu der Stelle, wo der 1. Zug, die Füße an einer Mauer hochgestellt, es sich zum Rauchen gemütlich gemacht hatte, und hielt nach Di Ausschau.
Wir saßen nebeneinander, zogen an unseren Zigaretten, und er fragte mich leise: »Wie geht es dir heute morgen?«
»Prima! Ich habe zwar einen kleinen Kater, und mein Freund ist etwas wund, ansonsten geht’s mir blendend.«
»Mal ehrlich, Horry! Es tut dir nicht leid, daß ich dich gestern abend mitgenommen habe?«
Demnach meldete sich jetzt sein walisisches Gewissen.
»Di, ganz unter uns, wie war denn deine Bibi?«
»Und deine?«
»Nun, okay.«
»Keine faltige alte Krähe?«
»Nein – nein, überhaupt nicht. Ein hübsches kleines Ding, wirklich. Es ist schwer zu sagen, aber ich würde meinen, sie war achtzehn oder neunzehn. Ich hab’s ihr richtig besorgt. Ihr hat’s gefallen!« Ich stöhnte selig auf, um ihm anzudeuten, welche Lust ich genossen hatte. »Ich hätte es gleich nochmal gemacht, wenn ich mehr Geld mitgehabt hätte. Bist du denn zum Zug gekommen?«
Er blickte etwas verdrossen drein. »Du hast es offenbar besser getroffen als ich. Ich hatte das verdammte Pech, durch die falsche Tür zu gehen …« Er zögerte. »Sie war eine angemalte alte Schachtel, das muß man schon sagen … Ich hatte Angst, mir bei ihr etwas einzufangen. Daher – na ja, daher setzte ich mich nur auf den Bettrand und ließ mir von ihr einen runterholen. Das erschien mir am sichersten. Aber erzähl das Jock nicht, ja? Er würde mich nur auslachen. Und sie hatte Hände wie Sandpapier, die hatte sie wirklich.«
Ein wenig beschämt durch seine Ehrlichkeit, klopfte ich ihm auf den Rücken. »Beim nächsten Mal hast du dafür mehr Glück.«
»Eigentlich müßte es ordentliche Regierungspuffs geben, das wäre was, so wie die bei der italienischen Armee.«
»Haben die Italiener denn von der Regierung kontrollierte Freudenhäuser?«
»Wie geleckt saubere Einrichtungen, sie werden jede Woche kontrolliert. Und wie ich
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