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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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soll die 2. Division wahrscheinlich nach Assam gehen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    »Ach, Scheiße! Hör mir gut zu!« Er beugte sich vor und sah mich starr an. »Ich sage dir, in einer Woche bewegt sich dieser ganze Haufen mit verschärftem Tempo in Richtung Osten, klar? Alle bis auf einige wenige. Und wer sind diese einigen wenigen?«
    »Der Troß?«
    »Genau. Die Nachhut. Und wenn du die richtigen Karten in der Hand hast, dann kannst auch du zur Nachhut gehören.«
    Ich sah ihn zweifelnd an. »Ich denke, man könnte sich krankmelden und im Krankenrevier liegen, wenn die Truppe abmarschiert.«
    »Krankenrevier? Bist du denn völlig meschugge? Die verlegen dich doch direkt in die Feldambulanz. Und ich kenne ein paar von diesen Sanitätern in der Feldambulanz – die könnten noch nicht mal einem Schwein einen Einlauf machen. Die schicken dich sofort wieder an die Front, selbst wenn du an Durchfall sterben mußt! Nein, du mußt zusehen, daß du zum Flankenschutz kommst. Ich will gar nicht so tun, als sei das einfach, aber es gibt da gewisse Möglichkeiten. Zuerst mußt du dir einen Offizier suchen.« Jock lebte in einer völlig anderen Welt als ich und sendete auf anderer Wellenlänge. Er ergriff meinen Arm. »Du glaubst wohl, ich verscheißer’ dich? Hör zu, such dir deinen Offizier! Die sind auch nur Menschen, genauso wie du und ich, klar?«
    Das war der reinste Aufstand gegen die Rangordnung in der Armee! Es war mir ständig eingebleut worden, daß Offiziere zu einer anderen Rasse gehören, und ich hatte keinerlei Grund, daran zu zweifeln.
    »Ich sag’s dir, die sind verdammt nochmal nichts anderes als Menschen, egal wie sie sich auch aufführen, wenn wir in ihrer Nähe sind. Einige von ihnen träumen von Tod und Ehre, und andere machen in die Hose, wenn sie nur daran denken, daß jemand auf sie schießen könnte – genau wie es bei allen anderen Menschen üblich ist. Dein Chef ist doch Gor-Blimey? Er ist einer von den Kerlen, denen es egal ist, ob sie sich weit hinter der Front zu To de saufen.« Die ganze Zeit über, die wir in der Kantine saßen, waren Jocks kleine Frettchenaugen selten auf mich gerichtet, sondern meist auf den Eingang.
    »Woher weißt du das alles, Jock?«
    »Nun, ich kenne mich in Psychologie ganz gut aus. Man muß in dieser Welt Augen und Ohren offenhalten, sonst bekommt man schnell ein Messer zwischen die Rippen.«
    »Was warst du denn im zivilen Leben, Jock?«
    Er sah mich kurz an. »Was hat das denn damit zu tun? Nun, ich habe euren Gor-Blimey überall herumgefahren. Er und ich, wir verstehen uns – ich kenne ihn genauso gut wie die Filzläuse an meinen Eiern. Diese Offiziere suchen sich die günstigen Posten genauso wie wir. Gor-Blimey ist genauso wenig scharf darauf, nach Burma zu gehen, wie ich. Meiner Ansicht nach ist er von allen Offizieren der A-Kompanie derjenige, mit dessen Hilfe man am ehesten einen Platz bei der Nachhut bekommen kann. Er sucht sich die Männer aus, die er dabei haben will. Und er nimmt die Männer, denen er vertrauen kann, Strategen, die genauso denken wir er. Also solltest du lieber zusehen, daß du schnellstens zur Nachhut abkommandiert wirst.«
    »Und du?«
    »Ich komme schon klar.«
    »Und wie schaffe ich es, daß er mich auswählt?«
    »Herrgott, du bist doch Funker! Zeig ihm, daß du auch noch ein raffinierter Hund bist! Ich muß jetzt weg – nach hinten raus, ich muß nämlich pinkeln.«
    Er verschwand mit einem erstaunlichen Tempo, huschte hinter die Bar und durch den Hinterausgang nach draußen, ehe der indische Bursche protestieren konnte. Ich sah mich um. Wir waren um diese verhältnismäßig frühe Zeit die einzigen Gäste in der Kantine gewesen. Nun näherten sich Stiefeltritte, in zügigem Marschrhythmus. Jock hatte sie schon vor mir gehört. Ich saß in der Falle; Jock hatte sich aus dem Staub gemacht.
    Die Tür ging auf, der Ruf: »Möpse frei!« ertönte, und Enoch Ford und Wally Page kamen hereinmarschiert, in vorschriftsmäßiger Haltung mit zackig schwingenden Armen, bis zu meinem Tisch. Hinter ihnen drängten sich noch einige weitere Soldaten herein.
    »Kompanie, halt! Kompanie, rührt euch! Kompanie, wegtreten!«
    Während sie sich im Raum verteilten, meinte ich zu ihnen, sie seien gerade rechtzeitig gekommen, um mir noch ein Bier zu spendieren.
    »Du trinkst also schon allein, Stubbs?« sagte Wally. »Erzähl mir nur nicht, du bist nicht hinter deinen verdammten Streifen her!«
    »Ich habe mit Jock McGuffie ein Bier

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