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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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hörte, warten dort richtig hübsche Mädchen. Aylmer erzählte, daß italienische Offiziere und Mannschaften alle in die gleichen Puffs gehen. Natürlich, sie sind römisch-katholisch …«
    Diese faszinierende Unterhaltung wurde unvermittelt beendet, als Warren und Dutt sich auf uns stürzten. Di mußte in die Verpflegungsausgabe, und mir verpaßte man den Auftrag, die Eimer an den verschiedenen Brandbekämpfungsstationen im Lager aufzufüllen.
    Während ich mich in diese wichtige Aufgabe vertiefte und mir dabei so viel Zeit wie möglich ließ, hörte ich einen durchdringenden Pfiff. Jock McGuffie lehnte sich aus einem Fenster des Küchenbaus. Ich winkte und bedeutete ihm mit entsprechenden Gesten, daß ich zu tun hatte. Nach einer Weile sah ich ihn auf mich zukommen, wobei sein Gesicht im hellen Sonnenschein noch farbloser wirkte als je zuvor.
    Jock begann schon zu reden, als er noch einige Meter von mir entfernt war. »Was soll das, willst du unbedingt befördert werden, Stubbs, daß du hier wie ein Verrückter in der Hitze rumrennst? Du mußt richtig dienstgeil sein, oder warum bist du nicht zum Küchenzelt rübergekommen, als ich dir gewinkt habe? Ich hab’ bei den dämlichen Köchen nur eine Tasse Tee geschnorrt, nachdem die Huren mir gestern abend meinen letzten Anna abgeknöpft haben – allerdings ist die Brühe, die sie ausschenken, nicht viel besser als Spülwasser.«
    »Was soll man anderes erwarten, wenn eine Sau wie Rusk damit herumpanscht?«
    »Och, der alte Rusty ist gar nicht so übel, wenn man bedenkt, daß er aus Carlisle kommt, dem schlimmsten von allen Löchern. Wenigstens steckt er einem schon mal ein Eigelb zu, was man von dem dicken fetten Kochsergeant nicht gerade behaupten kann. Ich hatte mal einen Kumpel, der hat es seiner Frau ein- oder zweimal besorgt, und der meinte, daß sie genauso fett und schmierig war wie er.«
    Zwei Minuten später saßen wir in der Kantine, hatten zwei Glas Bier vor uns stehen, und Jock erzählte mir von einer uralten Fehde zwischen den Sergeants Gowland und Meadows, in die er selbst verwickelt gewesen war.
    »Der beschissene Gowland sagt: ›Dir ist doch klar, daß du ganz schön lange in den Bau wandern kannst, wenn du auf Wache schläfst, oder?‹ Und ich antworte: ›Ich hab’ nur meine Augen ausgeruht, und Ihre Taschenlampe hat mich geblendet. Fragen Sie meinen Kumpel Morris, der kann es Ihnen bestätigen.‹ Also brüllt er nach meinem Kumpel Morris –«
    »Die haben es wohl immer auf dich abgesehen, was, Jock?«
    Er brach mitten im Satz ab und musterte mich argwöhnisch. »Willst du dir Geld leihen? Ich hab’ dir doch gesagt, du bezahlst das Bier, und ich gebe es dir zurück. Sie haben mich immer auf dem Kieker – die suchen sich verdammt nochmal immer ein Opfer, daran liegt das. Wenn du das falsche Gesicht hast, dann hängst du ständig in der Scheiße, und dann muß man sich eben wehren, so gut es geht.«
    »Gestern abend war doch alles in Ordnung, nicht wahr?«
    »Genauso wie an jedem anderen Abend!« Er war immer noch mißtrauisch, nahm sich eine von meinen Zigaretten und zündete sie an. Es war kühl und still in der Kantine, in der eine Fliege umhersummte und einem die Stille bewußt machte. Die Laute einer exerzierenden Truppe drangen aus der Ferne herüber.
    »Wie war denn die Bibi, die du hattest?«
    »Wie sie war? Was meinst du damit? Sie war gut genug für eine Nummer. Eine Frau ist doch so gut wie die nächste, wenn du mich fragst.« Indem er die Zigarette mit einer schnellen Bewegung aus dem Mund nahm, wechselte er das Thema. »Paß auf, Stubby, du weißt bestimmt schon, daß diese Scheißeinheit nicht mehr lange Nummern schieben wird.«
    »Wie das?«
    »Herrgott im Himmel! Du bist heute morgen aber benebelt! Ihr beschissenen Engländer, ihr führt ein so schlappes Leben, daß euch die Gehirnwindungen in euren dicken Köpfen verkleben. Wir gehen bald an die Front, und zwar mitten in den beschissenen Dschungel, um uns mit den Japsen herumzuschlagen.«
    »Klar, deswegen sind wir ja hier, um Krieg zu führen, oder etwa nicht?«
    Er zog heftig an seiner Zigarette. »Du vielleicht, Kumpel, ich nicht.«
    Ich mußte lachen. »Na komm schon, Jock, wir dienen dem König und unserem Vaterland und so weiter!«
    »Och, was hat denn dieser beschissene König jemals für mich getan? Ich habe jedenfalls nicht vor, für ihn meinen Hals zu riskieren, das kann ich dir flüstern.«
    »Du kennst ja die Gerüchte – seit von Arakan nicht mehr die Rede ist,

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