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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Holztreppe hinunterstolperten, sagte ich zu Jock: »Himmelherrgott, ich hätte diese verdammte Bibi beinahe vergewaltigt!«
    »Quatsch, Mann, du kannst keine Frau vergewaltigen, die du in einem Bumsladen antriffst! Das verstößt gegen die Gesetze der Natur. Benimm dich deinem Alter gemäß!«
     
    Sobald ich am nächsten Morgen erwachte, war die Angst vor der Syphilis da. Allein wenn ich daran dachte, daß ich meine Zunge in ihren schmutzigen Mund gesteckt hatte! Das war es, was mich am meisten anekelte. »Küßt niemals eine Hure!« Ich hatte oft gehört, wie der alte Da ve Feather das sagte. »Macht mit ihnen, was ihr wollt, aber küßt sie niemals auf den Mund!«
    Ich wußte, daß ich nun dazu verdammt war, jeden Morgen meinen Schwanz zu betrachten, ihn eingehend zu untersuchen, wenn er schlaff in meiner Hand lag, Ausschau zu halten nach Flecken, Pickeln, Eiterbläschen und mir vorzustellen, daß das ganze Ding genauso krank war wie die widerlichen Pimmel auf den Plakaten, die die Behörden in Scheißhäusern aufhängten.
    Unterdessen luden sich meine unschuldigen Kumpel ihre Sachen auf. Es war der 17. März, und die Mendips sollten endlich Kanchapur verlassen.
    »Auf in den Kampf! Mir reicht das Kasernenhofgehopse! Man reiche mir einen Japaner!« rief Enoch.
    »Hoffentlich sehen wir dich bald wieder, Freund«, sagte Geordie.
    »Keine Sorge, Stubby, altes Arschloch! Du wirst uns schon einholen«, meinte Wally und verpaßte mir einen letzten freundschaftlichen Schlag auf den Bizeps. »Mein Schützengraben ist der erste auf der rechten Seite, gleich neben dem Küchenzelt. Mach’s gut, Ali, alter Gauner!«
    »Auf Wiedersehen, Sahib! Kommen zurück nach Kanchapur, wenn alle japanischen Soldaten getötet, dann wieder Tee für Sie zum Trinken!« Ali schaffte es tatsächlich, aufrichtig traurig auszusehen, als er uns abziehen sah.
    Bamber, der alte Knastbruder, schlug mir auf die Schulter. »Kopf hoch, Stubbs! Vergiß nicht – wer marschiert, sündigt nicht!« Das war eine Art Motto von ihm, das wir stets fröhlich wiederholten.
    Was für prima Jungs sie doch alle waren! Wir steckten alle gemeinsam in dieser Scheiße, und es war der reine Wahnsinn zu versuchen, ihr zu entkommen.
    Charley Cox näherte sich zusammen mit Dusty Miller. Sie würden schon bald das Maschinengewehr bedienen.
    »Wir schicken dir ’ne Ansichtskarte, wenn wir angekommen sind, Stubby!«
    »Haut ab, wir sind doch nur vier Tage hinter euch und müssen wie immer die ganze Dreckarbeit erledigen.«
    »Das mag für dich stimmen«, sagte Dusty, »aber wir wissen nicht einmal, wo wir hin müssen, nicht wahr, Charley?«
    »Wir gehen wohl zuerst nach Kalkutta, aber bei unserem Pech haben wir kaum Gelegenheit, uns dort häuslich einzurichten. Vielleicht werden wir nach Chittagong geschickt – ein Teil der 2. Division liegt da. Oder wir gehen weiter nach Norden. Hängt davon ab, wo sie uns in Burma brauchen – in Arakan oder woanders. Wenn die Japse jetzt auf Imphal vorrücken, werden wir vielleicht auch dorthin geschickt, oder nach Kohima, früher, während des Friedens, ein richtig gemütlicher kleiner Ort.«
    Das war das erste Mal, daß ich von Kohima als einem möglichen Bestimmungsort hörte.
    Dusty Miller schwang sich seinen Seesack auf die Schulter und sagte: »Paß gut auf, Stubby, hier ist etwas ganz Wertvolles für dich – das Kompanieexemplar von ›Horatio Heißsporn‹. Das beste Buch nach der Bibel, das je geschrieben wurde! Ich krieg’s nicht mehr in meinen Seesack rein, deshalb nimm lieber du es mit.«
    »Der Bastard wird es bestimmt verlieren«, meinte Carter.
    »O nein, ganz bestimmt nicht! Darauf könnt ihr euch verlassen!«
    Der Umfang unseres Gepäcks war verringert worden. Ohne Wehmut hatte ich einen ganzen Seesack voll Ausrüstung und persönlicher Dinge zurückgelassen, darunter auch meine Ausgehmütze in den Mendip-Farben, die ich Ali schenkte. Wahrscheinlich wird sie immer noch in irgendeinem winzigen indischen Dorf getragen. Aber die »Nächte des Horatio Heißsporn« waren viel zu wertvoll, um zurückgelassen zu werden.
     
    Keine Kapelle spielte auf. Das 1. Bataillon der Mendips kletterte in die Flotte von Lkws, die es zum Bahnhof in Indore transportieren sollte. Ich stand in meinem Drillichzeug mit Aylmer in der Nähe und schaute ihnen nach, wie sie durch das Haupttor fuhren.
    »Es ist ein stolzer Anblick«, sagte er. »Jetzt, wo wir dieses miese Loch verlassen, kommt es einem vor, als wären wir erst gestern

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