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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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den Ball nach außen spielte. Ich lief mit dem Ball am Fuß das Feld hinunter. Der Mittelfeldspieler, der mich zu bewachen hatte, war nirgendwo zu sehen. Als der Verteidiger mich angriff, gab ich den Ball an den halbrechten Stürmer zurück. Der Verteidiger prallte hart mit mir zusammen und traf meine rechte Seite. Ein grauenvoller Schmerz durchzuckte mein Handgelenk. Die einzige Linderung würde ich finden, wenn ich im Kreis herumlief, was ich auch tat. Oder ich dachte zumindest, daß ich es tat.
    Gesichter drängten sich um mich. Sie schienen alle zu fordern, daß man mich vom Platz tragen solle. Obgleich ich ihnen fluchend widersprach, nützte es nichts. Sie schafften mich weg, und nach kurzer Zeit wurde ich von einem Sanitäter untersucht.
    »Bist du in Ordnung, Kumpel?«
    »Laß mich zurück aufs Spielfeld – dieser verdammte Sack von einem Verteidiger hat mich gefoult!«
    »Was hast du gemacht? Du hast einen gebrochenen Knochen in deiner Hand.«
    »Allzu gut fühlt sie sich nicht an.«
    »Sie ist ganz geschwollen! Irgendein Knochen ist gebrochen. Du mußt den Bruch behandeln lassen! Du wirst zur Ambulanzeinheit Nummer fünf auf den Rennplatz müssen. Pack deine Sachen zusammen.«
    »Wozu brauche ich meine Sachen?«
    »Vielleicht behalten sie dich zur Beobachtung da – wahrscheinlich nur für die Nacht. Pack deine Sachen zusammen und halte dich bereit, während ich eine Transportmöglichkeit organisiere.«
    »Ausgerechnet mir passiert so eine Scheiße!«
    »Es hat keinen Zweck, wenn du dich jetzt aufregst.«
    So fand ich mich auf dem Rennplatz mitten in Kalkut ta wieder, wo sie eine Sanitätsstation eingerichtet hatten. Als ich die Aufnahmeformalitäten hinter mir hatte, wurde ich von einem Mann mit Glatze untersucht, dessen Gesicht einen skeptischen Ausdruck hatte, wie er bei den Armeeärzten allgemein verbreitet ist. Während ich von meinem Sturz vom Waggondach erzählte, vertiefte sich sein Skeptizismus noch.
    »Das kann ja alles sein, aber Sie haben sich einen oder zwei Finger und wahrscheinlich einen Mittelhandknochen gebrochen. Vermutlich haben Sie auch noch einen Muskelfaserriß erlitten.«
    »Und was tue ich jetzt?«
    »Zuerst einmal hören Sie auf, dauernd von Zügen herunterzufallen.«
    »Ja, aber was tue ich?«
    »Sie tun gar nichts, Soldat Stubbs! Wir haben hier ein Röntgengerät, und Sie werden morgen früh geröntgt. Ihr Bein scheint nur eine Schramme abbekommen zu haben.«
    »Ich bin auf ein paar alten Schienen gelandet.«
    »Das ist sehr wahrscheinlich.«
    Ich kam in ein großes Zelt mit Vordach, das als Krankenstation diente. Ein paar ramponierte Überreste der vergessenen Armee lagen herum und tauschten lange Horrorgeschichten von Maungdaw und Razabil aus, oder sie erzählten sich, wie ihre Maultiere während des letzten Monsuns in Arakan im Schlamm versunken waren. Diese alten Kämpen wollten wissen, wie lange ich schon in Übersee sei, und ob ich irgendwo mal einen in feindlicher Absicht abgefeuerten Schuß gehört hätte. Als ich sie enttäuschen mußte, wandten sie sich wieder ihrer Diskussion darüber zu, wie unzuverlässig die Chinesen im Kampfgeschehen waren.
    Ich verbrachte die Zeit damit, mich krank zu fühlen und zu fiebern und den Schmeißfliegen zuzusehen, die sich über meinem Kopf versammelt hatten.
    Freude erfüllte mich, als eine Flut wüster Beschimpfungen von draußen an meine Ohren drang. Jock McGuffie betrat das Zelt, blieb stehen und betrachtete die Szenerie. Die vergessene Armee musterte ihn dafür. Augenblicklich flackerte auf beiden Seiten Feindseligkeit auf.
    »Jock!« rief ich. »Hier bin ich!«
    »Herrgott, Mann, in Gesellschaft dieser Bande hast du doch überhaupt keine Chance!« rief McGuffie, während er an mein Bett kam. Hier zog er eine Flasche Bier unter seiner Buschjacke hervor und reichte sie mir. Ich bedankte mich bei ihm, und er öffnete sie mir mit dem Haken an seinem Messer, das er immer bei sich trug. Wir tranken abwechselnd.
    »Ich bin verdammt froh, dich zu sehen, Jock! Ich hatte schon Angst, ihr würdet abziehen und ich bliebe allein in Kalkutta zurück.«
    »Diese armen Säcke wollten heute abend nicht Pontoon spielen – nur weil ich sie gestern ein bißchen ausgenommen habe –, daher dachte ich, ich sollte mal nach dir sehen.« Er zwinkerte mir zu. »Bis wir abrücken, dauert es noch eine Weile!« Er beugte sich etwas vor und sah sich mißtrauisch um, wie er es getan hatte, als er drohte, es dem alten Gor-Fatzke zu besorgen. Er hatte sein Wort

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