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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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kleiner und die Betten schmuddeliger.
    All das erfuhr Horatio Stubbs, zwanzig Jahre alt, jung und voll Hoffnung auf eine schöne Zukunft, durch persönliches Erleben während der nächsten paar Tage – denn das war die Zeitspanne, die er in der schlimmsten und unerschöpflichsten Stadt der Welt verbrachte. Sich mit kleinen Huren in enge Kabinen zu zwängen, das war ja schon ziemlich verrückt. Aber zu hoffen (wie ich es insgeheim tat), dort auch Liebe zu finden, nun, das war der reinste Wahnsinn!
    Einige Mädchen erzählten traurige Lebensgeschichten mit ihren wenigen englischen Worten. Ich gab mich eigentlich nie damit zufrieden, nur zu vögeln; ich wollte immer auch etwas über sie erfahren. Wie ähnlich sich ihre Geschichten doch waren! Sie stammten alle aus anständigen Familien; die meisten waren Töchter von Maharadschahs. Eines Tages, als sie noch sehr klein waren und auf den Stufen des Palastes oder des großen Hauses spielten, war ein böser Mann vorbeigekommen (zu Pfer de oder auf dem Fahrrad) und hatte sie entführt. Sie waren in Armut und versteckt vor anderen Menschen aufgewachsen, und erst gestern – oder vergangene Woche oder gerade an diesem Abend, Sir – waren sie an den furchtbaren Kerl verkauft worden, dem dieses Freudenhaus gehörte und zwei Kinos dazu.
    Mein Puffbesuch am ersten Abend in Kalkutta zusammen mit Dave Feather war kein Erfolg, vor allem weil wir dem Ansturm von Zuhältern nicht widerstehen konnten, deren Reihen immer dichter wurden, als wir ins Zentrum von Kalkutta wanderten. Es war unmöglich, zehn Schritte weit zu gehen, ohne daß einem ein besonders liebes und geschätztes Familienmitglied angeboten wurde.
    Wir gaben schließlich einem Kerl, der humpelte und einen Turban trug, nach und vergeudeten unser Geld und unseren Samen in einer abstoßenden Seitenstraße, in einem zweiten Stockwerk, wo die Huren sich zu fünft ein Zimmer teilten. Ich bekam ein Mädchen verpaßt, dessen Lotterbett tatsächlich draußen auf einem Balkon stand, und mußte meinen Hintern für die Moskitos frei machen. Während ich vor mich hin ackerte, färbte sich ihr Gesicht grün, wenn eine Straßenbahn funkensprühend vorbeiratterte. Wir vögelten praktisch mitten auf der Straße.
    Feather und ich ließen uns danach vollaufen. »Auf den Dschungelkrieg!« sagte er bei jedem Glas.
    Wir kehrten zu einer ziemlich unzivilisierten Zeit ins Transitlager in Howrah zurück und weckten mit unseren wilden Flüchen im Zelt jeden, als wir zwischen den Pritschen herumstolperten. Schließlich kroch ich unter mein Moskitonetz und versank in den Schlaf des Besoffenen.
    Ich erwachte mit furchtbaren Kopfschmerzen. Es dauerte ziemlich lange, ehe ich es wagte, mich zu rühren. Das Klappern von Besteck gegen Eßgeschirre, als Kameraden zum Frühstück gingen, machte mich vollends wach. Ich stützte mich vorsichtig auf den rechten Arm. Eine Schmerzwoge schoß in meinen Muskeln hoch und zerlegte meinen Kopf in kleine Stücke. Ich schrie gequält auf.
    »Schwing dich aus deiner beschissenen Wichskuhle, du besoffenes Schwein!« rief McGuffie fröhlich. »So ja Würstchen zum Frühstück, genau wie bei Muttern.«
    Ich stand tatsächlich auf, obgleich die Schmerzen in meinem Arm und meiner Hand nicht abklangen. Mein rechtes Bein war auch nicht ganz in Ordnung. Ich humpelte ins Kantinenzelt und kam gerade noch rechtzeitig, um die letzte kalte Kelle voll Haferbrei zu bekommen. Nach dem Essen mußte ich mich wieder auf mein Charpoy legen. Alle anderen machten sich fertig für den Morgenappell. Schließlich, unterstützt von Carter und Aylmer, quälte ich mich hoch und suchte meine Siebensachen zusammen.
    Glücklicherweise war der Appell eine Farce. Wir durften wegtreten, und ich humpelte mit meinen Kumpels zur Kantine, wo ich mich bald etwas besser fühlte.
    Carter und ich trugen unsere Namen für ein Fußballspiel am Nachmittag ein, obgleich wir nicht wußten, ob wir um diese Zeit überhaupt noch da waren. Doch hörten wir über Dutt von Gor-Blimey, daß irgendeine Verzögerung eingetreten sei und daß wir deshalb für eine weitere Nacht im Lager festsäßen. So kamen wir zu unserem Fußballspiel.
    Als wir das Spielfeld betraten, hatte ich meinen Kater überwunden, obwohl ich noch ein wenig humpelte. Meine Hand schmerzte, doch auf dem Flügel sollte ich eigentlich in der Lage sein, dafür zu sorgen, daß sie unbehelligt blieb.
    Es war betäubend heiß, und wir spielten gerade fünf Minuten, als der Mann auf der halbrechten Position

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