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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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gehalten. Gor-Fatzke steckte bis zum Hals in der Schei ße, auch wenn er es noch gar nicht gewahr geworden war. McGuffie hatte ihm ein ganz ordentliches Ei ins Nest gelegt.
    »Ich hab’ dir doch erzählt, daß ich einen Kumpel bei der Division habe, nicht wahr? Nun, es ist ein guter Kumpel – er hat mir geholfen, das Ding zu drehen! Ich hab’ dem alten Gor-Fatzke voll einen reingewichst.«
    Seine Geschichte hörte sich an wie ein Roman. Sein Kumpel beim Divisionsstab hatte McGuffie einen Satz Schablonen und gelbe Farbe besorgt. Als wir auf dem Nebengleis in Indore standen, war Jock in einen der mit Sachen aus dem Magazin beladenen Waggons gestiegen, während wir schliefen und er eigentlich Wache halten sollte. Er hatte die Zeichen der 2. Division auf den Kisten übermalt und diese an die 36. Division adressiert, die sich zu dem Zeitpunkt irgendwo im Norden Burmas mit den Japanern herumschlug. Mittlerweile mußten diese Kisten längst den Bahnhof von Howrah verlassen haben und ins Blaue unterwegs sein!
    »Du verarschst mich, Jock! Das hast du niemals getan!«
    Er reichte mir die Flasche. »Ich hab’s verdammt nochmal getan, Stubby, genau wie ich’s sage – für was hältst du mich denn? Und ich hab’ auch daran gedacht, die Schablonen anschließend verschwinden zu lassen. Jetzt hängen sie Gor-Fatzke die Sache an, das ist mal sicher.«
    Ich nahm einen Schluck von dem warmen Bier und war bei dem Gedanken an diese Sabotage wie benommen. »Aber warum hast du das getan, Jock?«
    Er nahm mir die Flasche aus der Hand und genehmig te sich einen kräftigen Schluck. »Weder du noch ich haben das richtige Talent für aktiven Dienst in Burma. Es war doch eine ganz einfache Sache. Solange diese Ladung Nachschub in Indien, Burma, Assam und China spazieren gefahren wird, sind die Chancen der Nachhut, in Kalkutta zu bleiben, sehr gut. Der Krieg in Burma flackert wieder heftiger auf, und dort haben richtige Gentlemen eigentlich nichts zu suchen. Norman und ich haben uns diesen Trick ausgedacht, bevor wir Kanchapur verließen. Und jetzt mußt du mir schwören, daß du niemals auch nur ein Sterbenswörtchen über diese Angelegenheit verlierst, verstanden? Es gibt eine ganze Menge hinterlistige Bastarde in dieser Armee, die den guten alten Jock McGuffie am liebsten im Bau sähen.«
    Ich legte den Schwur ab.
    »Nicht ein Wort, merk dir das! Und jetzt brüllt dieser verdammte Sergeant da draußen schon wieder herum!«
    Wir konnten den Sergeant vor dem Zelt irgend etwas rufen hören. Alle Besucher müßten sofort gehen. Die Besuchszeit sei vorüber.
    »Ich mache mich lieber auf den Weg«, sagte Jock, erhob sich und leerte die Flasche Bier. »Nimm dich hier nur in acht und guck den Kerlen auf die Finger, sonst schneiden sie dir deine Hand am Ende noch bis hoch zum Ellbogen ab. Da, ich hab’ dir noch was mitgebracht – Jock kümmert sich wirklich um seine Kameraden!« Er wühlte in seiner geräumigen Hosentasche herum und zog ein zerknautschtes, in Zeitungspapier eingewickeltes Buch heraus, das ich sofort erkannte, als er es mir in die Hand drückte. Es war unser wertvolles Exemplar der »Nächte des Horatio Heißsporn«.
    »Ich hab’ sorgfältig darauf geachtet, daß dies nicht auch noch nach China geschickt wird!« sagte Jock.
     
    McGuffies Neuigkeiten bescherten mir reichlich gemischte Gefühle. Ich wollte nicht Mitwisser seines schlimmsten Geheimnisses sein. Er war nach dem Buchstaben des Militärgesetzes der Sabotage schuldig, und ich war nun ein Mitwisser, der durchaus mit ihm bestraft werden konnte. Und ob uns seine Aktion vor der prophezeiten Hölle von Burma und Assam bewahrte, war eine ganz andere Sache.
    Den nächsten Tag verbrachte ich vor allem in der Röntgenabteilung. Meine Hand und mein Arm schmerzten immer heftiger. Obgleich meine Temperatur etwas gesunken war, fühlte ich mich sogar zu schwach, um mir die Abenteuer von Horatio Heißsporn zu Gemüte zu führen. Tatsächlich hatte ich dem Sex abgeschworen. Ich untersuchte mein Gerät ein- oder zweimal, um mich zu vergewissern, daß es nicht die Pocken waren, die ich mir irgendwo gefangen hatte. Um drei Uhr nachmittags kam ein Sanitäter vorbei und wies mich an, mich auszuziehen und ins Bett zu legen. Um halb sechs hatte ich einen Besucher. Diesmal war es Captain Eric Gore-Blakeley.
    Ich versuchte, im Bett Habtachtstellung einzunehmen. Hatte er die Sache mit den Schablonen etwa herausbekommen?
    »Das mit Ihren gebrochenen Knochen tut mir leid, Stubbs. Man sagte mir,

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