Der Aufstand Der Ungenießbaren
Fußball- oder Basketballspielen während ihrer verrückten Picknicks aufhörten, ernsthafte Wettbewerbe auszutragen und die Tore oder Körbe zu zählen. Am Ende spielte nicht eine Mannschaft gegen eine andere, sondern Dutzende von Menschen spielten zur selben Zeit, man spielte sich die Bälle zu, kickte herum, man kam nach Belieben ins Spiel und verließ es wieder, und das Spiel dauerte an, solange sich noch jemand dafür interessierte. Das entspannte sie und machte sie glücklich. Für die Dunklen Kapuzen war es die Zeit des Überflusses und der Gelassenheit.
Nicht nur, dass sie keine Ängste mehr hatten, an de-
nen die unglücklichen Menschen leiden, die einer ständigen Arbeit nachgehen, die Kredite abzuzahlen und daher Angst vor Kündigung oder Zwangsversteigerung haben, die Dunklen Kapuzen MUSSTEN gar nichts mehr. Sie mussten nicht siegen, sich beweisen, sich gegenüber verschiedenen Quälgeistern anständig verhalten (gegenüber Geschäftsführern, Arbeitgebern, Polizisten…).
Wenn ein Polizist von einer Dunklen Kapuze etwa einen Personalausweis verlangte, weil sie zum Beispiel bei Rot eine Ampel überquert hatte, oder wenn ein Polizist eine Dunkle Kapuze in einem Supermarktcontainer vorfand, nachdem er von dem Marktleiter herbeigerufen worden war, da eine solche Tat als Verletzung des Privateigentums angesehen wurde, antwortete die Kapuze, dass sie keinen Personalausweis habe.
Wie meinen Sie das, Sie haben keinen Personalausweis?
Ich habe eben keinen.
Wo wohnen Sie?
Irgendwo, die Kapuze wies mit der Hand um sich, überall ein bisschen.
Nach dem Gesetz benötigen Sie einen Personalausweis.
Ihre Schatten sind Ihre Gesetze, sagte die Dunkle Kapuze lakonisch.
Wie bitte?
Und was bedeutet es, die Gesetze anzuerkennen, wenn nicht, sich zu beugen und Schatten auf die Erde zu zeichnen.
Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen?
Keineswegs, ich rezitiere einen alten Dichter.
Trotzdem werde ich Sie irgendwie bestrafen müssen.
Stecken Sie mich doch in den Knast, lachte die Dunkle Kapuze. Oder geben Sie mir eine Wohnung, das läuft auf dasselbe hinaus.
Wie auch immer, andere begannen dem Beispiel der Dunklen Kapuzen zu folgen, sogar jene, die nicht mit der Armut vertraut waren. Zum Beispiel gab es unter den Sportlern immer mehr, die es satt hatten, in Wettkämpfen gegeneinander anzutreten. Etwa professionelle Fußballer, die aufgrund des tollwütigen Trainings, der Spiele und der ständigen Forderung nach Siegen durchdrehten. Es geschah ab und zu, dass der Schiedsrichter den Beginn des Spiels anpfiff und dass sich dann drei, vier Spieler aus beiden Teams auf den Rasen hockten und sich freundschaftlich zu unterhalten begannen. Dass 100 Meter-Sprinter zwanzig, dreißig Meter liefen und dann einfach die Bahn verließen und den Hochspringern zuschauten. Und diese schlossen sich dann den Läufern an, und gemeinsam schauten sie den Speerwerfern zu.
Dass der Teilnehmer eines Quiz die Antwort auf eine Frage verweigerte.
Ich weiß, sagte er, wie die richtige Antwort lautet, aber ich möchte sie nicht sagen. Und dann spazierte er aus dem Fernsehstudio.
Dass ein Geschäftsführer sich weigerte, die Arbeiter dazu anzutreiben, die irrational hoch angesetzte Norm zu erfüllen.
Langsamer, lieber Kollege, es geht hier nicht um Leben oder Tod.
Dass ein Verkäufer zu einem Kunden sagte: Seien Sie nicht verrückt, wozu brauchen Sie denn neue Schuhe? Sie haben doch ein ganz anständiges Paar an den Füßen, Sie können Ihr Geld für etwas anderes ausgeben, oder zerreißen Sie doch einfach die Banknoten und werfen Sie sie in den Müll.
Oder: Wozu brauchen Sie ein neues Handy? Nicht einmal das, was Sie haben, brauchen Sie wirklich, das frisst doch nur Geld, werfen Sie es endlich weg.
Not und die Antikonsumhaltung hoben eine glückliche Bruderschaft aus der Taufe. Menschen, etliche tausend – und mit jedem Tag wurden es mehr und mehr –, die einen großen Bogen um die Shoppingzentren machten, keine Kredite mehr aufnahmen, nicht in den Fernseher glotzten, nicht zehn oder zwölf Stunden am Tag schufteten, die einfach viel Zeit für sich, ihre Kinder und ihre Freunde hatten.
Eine derartige Provokation konnte die Regierung nicht dulden.
Welche Regierung braucht schon glückliche und kluge Menschen?
Keine.
Glückliche und kluge Menschen kann man unmöglich beherrschen, man kann ihnen nicht sagen, was sie zu tun und zu lassen haben.
Meiner Meinung nach ist der menschliche Körper eine Maschine, so räsonierte ein
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