Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
Vom Netzwerk:
jedem Schritt schwand sein Mut ein wenig mehr, während er das Kreuz immer fester umklammert hielt.
    Als er näher kam, sah er, dass das Haus völlig im Dunkeln lag. Der Wind ließ die Haustür hin und her schwingen und wehte abgefallene Blätter über den Mosaikfußboden der Eingangshalle. Joel ging hinein und leuchtete mit dem zittrigen Strahl der Taschenlampe um sich.
    «Stone!», schrie er, doch heraus kam nur ein trockenes Krächzen. Er befeuchtete seine Lippen und rief erneut, und seine Stimme hallte im Haus wider.
    Lange blieb er stehen und lauschte den Geräuschen des Hauses. Irgendwo schlug ein Zweig gegen ein Fenster. Der Wind pfiff ihm um die Füße, Blätter fegten raschelnd über den Boden. Geräusche der Leere.
    Am hinteren Ende der Eingangshalle war eine Tür. Die Tür, durch die Seymour Finch ihn und Dec eingelassen hatte, um ihnen den «Ballsaal» zu zeigen, der sich als Konferenzraum entpuppt hatte. Joel drückte die Klinke, und die Tür schwang knarrend auf. Er leuchtete hinein. Der Raum war genauso, wie er ihn in Erinnerung hatte, abgesehen von dem leeren Raum an der Wand, wo zuvor das Porträt von Gabriel Stone gehangen hatte. Am hinteren Ende des Raums verdeckte der Gobelin noch immer das, was Dec zufolge der verborgene Eingang zur Gruft hätte sein sollen.
    Joel durchschritt den Raum und schaltete vorsichtig eine Wandlampe ein. Ein wenig widerwillig legte er Kreuz und Taschenlampe ab, bevor er mit beiden Händen eine Ecke des Wandteppichs packte und heftig daran zog. Etwas riss, hölzerne Ringe fielen klappernd zu Boden, und der Gobelin löste sich von seiner Aufhängung und landete als staubiger Haufen zu seinen Füßen. Joel stieß ihn mit dem Fuß beiseite.
    Jetzt konnte er sich die Wand genauer anschauen. Aus kurzer Entfernung glaubte er im Licht der Lampe einen Haarriss zu erkennen, der sich vom Boden bis auf Höhe seines Kopfes erstreckte und dort einen rechten Winkel bildete. Tatsächlich, das waren die Umrisse einer Tür!
    Er drückte fest dagegen und dann noch einmal, aber nichts geschah. Ein paar Schritte entfernt von ihm stand ein eleganter antiker Tisch auf Möbelrollen aus Messing. Er zog ihn zu sich herüber, legte sein ganzes Gewicht dahinter und rammte ihn mit voller Kraft gegen die Wand. Der donnernde Krach schien im ganzen Haus widerzuhallen. Joel erstarrte und lauschte angestrengt, hörte aber nur das leise Stöhnen des Windes.
    Dec hatte recht gehabt. In diesem Punkt und in allen anderen. Hinter dieser Wand war etwas, und Joel war fest entschlossen herauszufinden, worum es sich dabei handelte. Vielleicht versteckten sich die Vampire dahinter – womöglich schon voller Angst, geschwächt und verletzlich, weil sie die Gegenwart des Kreuzes spürten. War dies der Augenblick zuzuschlagen?
    Doch der nicht sonderlich stabile Tisch genügte nicht, die massive Wand zu durchbrechen. Er hatte lediglich eine kleine Delle hinterlassen. Joel schnappte sich das Kreuz und rannte auf demselben Weg, den er gekommen war, wieder in die windige Nacht hinaus. An einem Ort wie diesem musste es doch eine Art Werkzeugschuppen geben. Vielleicht fand er dort einen Vorschlaghammer oder eine Brechstange.
    Sein Herz pochte heftig, als er über das Anwesen rannte. Bei jedem Rascheln im Gebüsch rechnete er schon mit einem Angriff; jeder knarrende Zweig erschien ihm wie eine Hand, die nach ihm greifen wollte, und in jeder finsteren Ecke konnte ein Vampir lauern.
    An der Rückseite des Hauses stieß er auf mehrere Nebengebäude. In einem gutbestückten Schuppen fand er alles, was er sich nur wünschen konnte, doch daneben war noch etwas Besseres. Im Schein seiner Taschenlampe leuchtete gelber Lack auf. Er spähte in das Führerhaus des Baggers. Sein Herz schlug höher, als er sah, dass der Zündschlüssel steckte. Ein solches Ding hatte er zum ersten und letzten Mal einige Jahre zuvor gefahren, als er Sam Carter dabei geholfen hatte, das Fundament für den Anbau seines Hauses auszuheben. Aber ein Bagger war auch für viele andere Zwecke zu gebrauchen.
    Joel sprang in den Fahrersitz, ließ den Motor an und schaltete das Licht ein. Das Kreuz zwischen seine Oberschenkel geklemmt, fuhr er über den Hof. Die Raupenketten knirschten auf dem Kies, als er um die Ecke des Hauses bog. In weitem Bogen fuhr er auf den Haupteingang zu, um diesen genau von vorn ansteuern zu können. Zehn Meter vor der Tür gab er Gas. Der Dieselmotor heulte auf, als die Maschine die Treppe hinaufruckelte und in das reichverzierte

Weitere Kostenlose Bücher