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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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wirkte wie ein alter, gebrechlicher Mann, als die Sanitäter ihn zum Krankenwagen begleiteten. Joel sah zu, wie er wegfuhr, und dann war er derjenige, der zum wartenden Polizeifahrzeug eskortiert wurde.

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    Kapitel 42
    Londoner Hafen
    13.15  Uhr
    A lex hatte sich mehrfach vergewissert, dass sie auch an der richtigen Stelle am Kai war, denn was sie hier sah, konnte sie kaum glauben.
    Sie hatte sich nicht groß überlegt, was sie erwarten würde, wenn sie zum Ankerplatz der
Anica
zurückkehrte: vermutlich eine Menge Polizisten und Gerichtsmediziner; womöglich alles abgeriegelt mit Polizeiabsperrband; Dutzende von Leuten, die mit Funkgeräten in der Hand auf und ab liefen. Genauso gut hätte es auch sein können, dass die Sauerei noch unentdeckt geblieben war und das Schiff nach wie vor ruhig dalag als schwimmender Friedhof voller zerstückelter Leichen. Das wäre der Idealfall gewesen, denn vielleicht hätte sie irgendwelche Hinweise gefunden, die Rückschlüsse auf die Vampire zuließen, die ihnen dort aufgelauert hatten. Vielleicht sogar etwas, das sie auf die Spur des mysteriösen Gabriel Stone führen konnte. Natürlich war das höchst unwahrscheinlich, denn dieser Stone schien eine Menge Erfahrung darin zu haben, seine Spuren zu verwischen.
    Aber das hatte sie nicht erwartet.
    Nichts als gähnende Leere dort, wo die
Anica
in der Nacht zuvor noch gelegen hatte. Das Schiff war einfach verschwunden.
    «Wer hilft dir, Stone?», fragte sie sich laut, während sie den Blick über die verlassene Anlegestelle schweifen ließ. «Wie organisierst du das alles?»
     
    Die Kaschemme, in der sich Paulie Lomax und sein Cousin Vinnie am liebsten betranken, war keine fünfzehn Minuten Fußweg vom Hafen entfernt. Als Alex eintrat, schlugen ihr die mürrischen Blicke etlicher trinkfester, tätowierter und mit Nikotinflecken übersäter Zeitgenossen entgegen. Ein paar bewundernde Pfiffe ertönten, als sie an die Bar trat, und einer der Kartenspieler in der Ecke schrie etwas Obszönes. Sie fragte sich schon, ob es wohl originell und angemessen sein würde, einfach ihre Smith & Wesson zu ziehen und ihm die Stirn wegzuschießen, kam dann aber zu dem Schluss, dass ihr das bei dem, was sie vorhatte, nicht viel helfen würde. Stattdessen zeigte sie ihm, ohne sich umzudrehen, den Mittelfinger, ignorierte das beifällige Gegröle der anderen und ging an die Bar.
    In einer Stadt, die durch den unaufhaltsamen Aufstieg der formlosen Mittelschicht mit ihrer sterilen Gesundheits- und Sicherheitskultur schon fast vollständig homogenisiert war, genoss sie geradezu die Spucke und das Sägemehl, den Schweiß und den Dreck an einem Ort wie diesem. Das alles erinnerte sie an die alten Zeiten, in denen es Frauen noch nicht so leicht gehabt hatten.
    Der grauhaarige Typ hinter der Bar sah so zerschlagen aus wie ein ehemaliger Preisboxer, der so ziemlich jeden seiner Kämpfe verloren hat. Er hatte ein wölfisches Grinsen aufgesetzt und stützte sich auf das schartige Holz, als sie auf ihn zutrat.
    «Hallo, Schätzchen, was kann ich für dich tun?»
    «Ich suche Paulie Lomax.»
    Das Grinsen verschwand. «Paulie Lomax?»
    «Der Typ, den sie Vierfinger nennen. Und seinen Freund Vinnie. Kennen Sie die?»
    «Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sicher weiß ich nur, Schätzchen, dass ich dich nicht kenne.»
    «Vielleicht haben Sie ja schon mal von Rudi Bertolino gehört?», sagte sie und erwiderte seinen Blick. «Er ist ein Freund von mir.»
    Der Barkeeper zuckte mit den Achseln. «Da sprechen Sie besser mit Cheap Eddie. Da durch.» Er zeigte auf eine Tür in der Ecke.
    Hinter der Tür lag ein düsterer Korridor, erhellt nur von einer nackten Glühbirne, an der noch tote Fliegen vom Vorsommer klebten. Am Ende des Flurs folgte eine weitere Tür, durch die sie, ohne zu klopfen, eintrat. Im Raum saß auf einem abgewetzten Sessel ein krankhaft fettleibiger Kerl um die sechzig, mit einem Stumpen im Mund und einer zerknitterten Ausgabe der
Racing Times
vor sich. Das Zimmer stank nach kaltem Rauch. Der Mann blickte nicht auf, als sich die Tür knarrend öffnete.
    «Scheiße, kannst du nicht anklopfen, Terry?»
    «Kein Wunder, dass man Sie Cheap Eddie nennt», sagte Alex, als sie eintrat und die Tür hinter sich schloss. «Das Ding stinkt wie Scheiße. Oder sind Sie das?»
    Ein gefleckter Pitbull kam hinter dem Sessel des Dicken hervor, schaute Alex an und fletschte die Zähne. Als Alex ruhig seinen Blick erwiderte, zog sich der Hund wimmernd

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