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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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wandte er sich wieder zu Finch um. Aus irgendeinem Grund, den er selbst nicht recht benennen konnte, machte dieser Kerl ihm Angst. «Sie haben bestimmt nichts dagegen, wenn ich mal nachsehe? Ich bin auch vorsichtig.»
    «Wenn Sie meinen», erwiderte Finch und verschränkte die Arme.
    Joel blickte zum oberen Teil des Gobelins hinauf. Er war tatsächlich alt und gehörte im Grunde vermutlich in ein Museum. Er hing an hölzernen Ringen, die wiederum an Haken in der Wand befestigt waren. So behutsam wie er konnte, hob Joel die Ecke des Wandteppichs an und schaute dahinter. Leicht besorgt registrierte er, dass Dec ein Stück vom Rand eingerissen hatte.
    Und was noch schlimmer war – als Joel hinter den Gobelin schaute, fand er keine Tür, sondern nur solides Mauerwerk. Er tastete nach einem Spalt oder einem verräterischen Luftzug, doch da war nichts.
    «Zufrieden, Mr. Solomon?», höhnte Finch. «Solomon war doch richtig, oder?»
    «Ich hab mir das nicht eingebildet», murmelte Dec entschieden. «Dahinter ist ein Flur.»
    Joel aber blieb nichts weiter übrig, als durch aufeinandergebissene Zähne Finch für seine Geduld zu danken, bevor er Dec buchstäblich nach draußen zerrte.
    «Wollen Sie immer noch überprüfen, wo Mr. Stone sich aufhält?», fragte Finch von der Treppe herab, als sie wieder zum Streifenwagen gingen.
    «Das ist wohl nicht nötig», entgegnete Joel.
    Finch nickte steif. «Danke, Officer. Sie dürfen davon ausgehen, dass Ihre Vorgesetzten von uns hören werden.»
    In seinen Augen lag ein seltsames Funkeln, als Joel davonfuhr.
     
    Sie schwiegen lange, als sie das Tor hinter sich gelassen hatten und wieder in Richtung Landstraße fuhren.
    «Scheiße, ich hab das nicht geträumt, glauben Sie mir doch.»
    Joel antwortete nicht.
    «Und was passiert jetzt?», fragte Dec.
    «Ich bringe dich jetzt nach Hause.»
    «Sie glauben mir nicht mehr, stimmt’s?»
    «Nein, Dec, das kann ich nicht.»
    Nur Joel wusste, dass das eine Lüge war. Nach einer wortlosen Fahrt bis an den Ortsrand von Wallingford setzte er Dec um fünf Minuten vor zwölf am Beginn von Lavender Close ab. Dann wendete er den Wagen. Er wollte nicht zurück nach Oxford.
    Er wollte auf dem kürzesten Weg zurück nach Crowmoor Hall.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 39
    D ie VIA -Zentrale war den ganzen Morgen über in einer Art Schockstarre verharrt. Erst die Nachricht von der Zerstörung des Labors in Terzi, dann die Videobotschaft von diesem geheimnisvollen Gabriel Stone. Viele Angestellte der VIA saßen unter betretenem Schweigen allein an ihren Schreibtischen. Andere standen grüppchenweise in irgendwelchen Ecken herum, wo sie aufgeregt flüsterten, während Laufburschen an ihnen vorbeihasteten. Bei einer fieberhaften Durchsuchung der Archive war genau das herausgekommen, was Stone vorhergesagt hatte – nichts. In keiner der Akten des Verbands fand sich auch nur der geringste Hinweis auf den Vampir oder sein Versteck.
    Während der Rest der Belegschaft des obersten Stocks sich noch immer mit der neuen Situation auseinandersetzte, saß Harry Rumble in seinem Büro, wo er an zwei Apparaten gleichzeitig telefonierte und dabei auch noch E-Mails schrieb. Nachdem Alex eine Stunde lang Slade geholfen hatte, die Akten über den Vertrieb der Medikamente durchzusehen in der vagen Hoffnung, vielleicht dort eine brauchbare Spur zu finden, ging sie wieder zu Rumble. Sie fand ihren Chef abgespannt und in sich zusammengesackt an seinem Schreibtisch vor, mit schiefsitzender Krawatte und zerzaustem Haar, während Xavier Garrett im Hintergrund Papiere abheftete.
    «Ich habe gerade mit Brüssel telefoniert», erklärte Rumble erschöpft. Er bezog sich auf die Weltzentrale des Herrscherrats, der in einem Hochhaus nur wenige hundert Meter von Europaparlament entfernt residierte. «Ich habe mit Gaston Lerouge gesprochen.» So, wie er den Namen aussprach, hätte er auch ein
«höchstpersönlich»
anfügen können. Gaston Lerouge war einer der Obersten des Herrscherrats. In seinen vornehmen Büros hielt er Hof wie ein französischer Kronprinz, umgeben von einer ganzen Armee von Lakaien. Über ihm stand nur noch die legendäre Olympia Angelopolis, Mitbegründerin der Federation und schlicht als «die Vampirin» bekannt.
    «Was für eine Ehre», sagte Alex. «Der große Lerouge lässt sich doch tatsächlich dazu herab, mit einem kleinen VIA -Chef zu sprechen. Und was hatte unser glorreicher Führer und ehemaliger Spielzeugverkäufer zu verkünden?»
    Garrett warf

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