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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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aus Staub und Schimmel überzogen war. Er schloss die Tür und suchte weiter, doch schon bald gingen ihm die Orte aus, an denen er noch hätte nachsehen können.
    Sein Herz schlug schneller, als er unter dem Bett zwei Pappkartons fand. Er kniete sich in den Staub, zog sie heraus und begann, sie zu durchwühlen. Er fand vergilbte Quittungen, eine Garantie für eine Kühl-Gefrier-Kombination und eine Zugfahrkarte aus dem Jahr 1977 , eine Dose mit alten Münzen, ein Wartungshandbuch für einen Series- II -Landrover und ein vergilbtes Foto seines Großvaters, der in Marineuniform in einem sommerlichen Park den Arm um eine hübsche Brünette legte. Nur mit Mühe konnte Joel sie als seine Großmutter identifizieren, die er immer nur als weißhaarige alte Frau gekannt hatte.
    In diesem Augenblick jagte ihm ein Geräusch von hinten einen solchen Schrecken ein, dass ihm fast das Herz stehen blieb. Er ließ die Taschenlampe fallen, und im Zimmer wurde es finster.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 49
    D ecs Welt war ein wirbelnder Tunnel unzusammenhängender Gedanken, Farben und Geräusche. Er sah ein Kind, rennend und lachend, bis er merkte, dass er das selbst war. Dann erschien seine Mutter vor seinem inneren Auge, seltsam verformt wie in einem Zerrspiegel. Ihre Stimme klang gedämpft und weit entfernt.
Was machst du da mit diesem Ding?
, hörte er sie sagen, bevor ihr Bild sich auflöste und er in einer sanften Strömung abdriftete und sich einfach durch die Dunkelheit treiben ließ. Ein verschwommener, leuchtender Punkt tauchte auf, kam näher und näher und wurde schließlich als eine in Weiß gehüllte Person erkennbar. Er wusste nicht, wer es war, fühlte sich aber irgendwie zu ihr hingezogen. Dann lächelte er, als die Gestalt ihn in ihre Wärme hüllte und ihre Lippen auf die seinen drückte. Der stechende Schmerz, der ihn zusammenzucken ließ, Angst vermischt mit Freude. Ihre beruhigende Stimme in seinem Ohr.
    «Hallo, Declan.»
    «Kate», murmelte er. «Kate, ich liebe dich. Kate –»
    Klopf, klopf.
    Dec regte sich. Wo war er? Flatternd öffneten sich seine Lider, und plötzlich spürte er die Lehne an seinem Rücken.
    Er war im Wagen. Es war dunkel. Von außen drangen Lichtstrahlen herein, gedämpft durch das Kondenswasser auf der Windschutzscheibe. Autos fuhren vorbei. Jemand klopfte dort, wo sein Kopf an die Tür gelehnt war, gegen das Seitenfenster. Benommen drehte er sich um, und mit zusammengekniffenen Augen registrierte er das Gesicht, das ihn durch die Scheibe anschaute.
    «Hey, Dec. Dreh schon die Scheibe runter, du Penner.»
    Dec rieb sich die Augen, griff nach dem Fensterheber und spürte die kalte, feuchte Luft auf seinem Gesicht, als sich die Scheibe surrend nach unten bewegte.
    «Was machst du denn im Wagen deiner Mum?», fragte die Stimme.
    Dec versuchte verzweifelt, den jungen Mann mit seinem wuscheligen blonden Haar, der ihn angrinste, einzuordnen. «Wer bist du?»
    «Mein Gott, Kumpel, du bist ja ganz schön neben der Kappe. Stellst die Kiste mitten im beschissenen Wallingford ab. Du willst wohl unbedingt, dass die Bullen dich finden, was? Dabei hast du doch schon genug Ärger, meinst du nicht auch?»
    Dec nickte langsam. «Matt», murmelte er.
    «Ist ja unglaublich, du erinnerst dich an mich? Dabei bin ich doch nur dein Kollege. Mein Gott, bist du fertig.»
    Matt aus der Werkstatt. Jetzt wusste er es wieder.
    «Ich bin nicht betrunken», lallte er.
    «Fast hätte ich’s dir geglaubt, Kumpel. Komm schon, steig aus. Du kannst hier nicht bleiben.»
    Dec tastete nach der Türentriegelung und lag schon im nächsten Augenblick auf dem nassen Boden.
    «Ich glaub, mir wird schlecht.»
    Er spürte Matts Hände auf seinem Arm, als sein Kollege ihm auf die Beine half. Schwer atmend lehnte er sich an den Wagen, fast überwältigt vom Brechreiz.
    «Ich bring dich nach Hause, damit du ausnüchtern kannst», sagte Matt.
    «Ich hab dir doch gesagt –», brachte Dec gerade noch heraus, bevor er sich den Mund zuhalten musste und die aufsteigende Galle hinunterschluckte.
    «Kotz bloß nicht in meinen Subaru», warnte ihn Matt. Dec schaffte es kaum, die Augen offen zu halten, als sein Arbeitskollege ihn zu dem blauen Wagen führte, der hinter dem Clio stand, und ihm auf den Beifahrersitz half. Er ließ den Kopf aufs Armaturenbrett sinken. Matt schloss den Renault von Decs Mutter ab, steckte die Schlüssel ein und kam zurückgetrottet. «Dafür bringt deine Mutter dich um», sagte er fröhlich, als er neben Dec

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