Der Auftrag des Aeltesten
Gesicht aus. Sie umfasste den Schwertgriff und hob die Waffe an, um die rote Klinge zu betrachten. Dann legte sie Eragon die Spitze aufs Haupt. »Ich nehme deinen Treueschwur in allen Ehren an, Drachenreiter, während du alle Verantwortung übernimmst, die diese Stellung mit sich bringt. Erhebe dich als mein Vasall und nimm dein Schwert!«
Eragon tat wie geheißen. Er sagte: »Nun kann ich dir als meiner Herrin in aller Offenheit verraten, dass der Rat mich einwilligen ließ, einen Treueschwur zu leisten, nachdem du zum neuen Oberhaupt der Varden ernannt worden bist. Diesen Schwur zuzugestehen, war die einzige Möglichkeit für Saphira und mich, die Ratsmitglieder zufrieden zu stellen.«
Nasuada lachte mit aufrichtiger Freude. »Ah, wie ich sehe, hast du das Spiel bereits gelernt. Sehr schön. Versicherst du mir als mein neuer und einziger Vasall, deinen Treueschwur noch einmal zu wiederholen - und zwar öffentlich, wenn der Rat deinen Eid hören möchte?«
»Natürlich.«
»Gut, damit hätten wir uns um den Rat gekümmert. Und nun geh, bitte! Ich muss viele Dinge durchdenken und außerdem das Begräbnis vorbereiten... Vergiss nicht, Eragon, die Bande, die wir soeben geknüpft haben, sind für beide Seiten bindend. Ich bin für deine Taten genauso verantwortlich, wie du verpflichtet bist, mir zu dienen. Entehre mich nicht!«
»Du mich auch nicht.«
Nasuada schwieg einen Moment, dann schaute sie ihm in die Augen und fügte in etwas weicherem Tonfall hinzu: »Ich möchte dir ebenfalls mein Beileid aussprechen, Eragon. Mir ist klar, dass außer mir auch andere Grund zur Trauer haben. Ich habe meinen Vater verloren und du einen Freund. Ich habe Murtagh sehr gern gehabt und sein Tod erfüllt mich mit großer Trauer... Auf Wiedersehen, Eragon.«
Eragon nickte, einen bitteren Geschmack im Mund, und verließ mit Saphira den Saal. Der lange graue Gang draußen war völlig verlassen. Eragon stemmte die Hände in die Hüften, legte den Kopf in den Nacken und atmete aus. Der Tag hatte kaum begonnen, und doch war er bereits völlig erschöpft von all den Empfindungen, die ihn aufgewühlt hatten.
Saphira stupste ihn mit der Nase an und sagte:
Da lang!
Ohne weitere Erklärung marschierte sie nach rechts den Gang hinunter und ihre blanken Klauen klapperten auf dem harten Fußboden.
Eragon runzelte die Stirn, folgte ihr aber.
Wo gehen wir hin?
Keine Antwort.
Saphira, bitte!
Doch sie wedelte nur mit dem Schwanz. Er fand sich damit ab, dass die Erklärung auf sich warten ließ, und sagte stattdessen:
Die Dinge haben sich für uns ziemlich geändert
.
Ich weiß nie, was mich am nächsten Tag erwartet
-
außer Leid und Blutvergießen.
So schlimm sieht es doch gar nicht aus,
erwiderte Saphira vorwurfsvoll.
Wir haben einen großen Sieg errungen. Darüber solltest du dich freuen und nicht grämen.
Ja, schon. Aber sich mit all dem anderen Unsinn herumschlagen zu müssen, hilft nicht gerade.
Sie schnaubte verärgert. Ein feiner Feuerstrahl schoss aus ihrer Nase und versengte Eragons Schulter. Er sprang mit einem Aufschrei zurück, verkniff sich jedoch eine Schimpftirade.
Hoppla,
sagte Saphira und schüttelte den Kopf, um den Rauch zu vertreiben.
Hoppla? Du hast mich fast verbrannt!
Nicht mit Absicht! Ich vergesse bloß immer, dass Feuer herauskommt, wenn ich nicht aufpasse. Stell dir vor, jedes Mal, wenn du den Arm hebst, fährt ein Blitz in den Boden. Da kann es leicht passieren, dass man eine unbedachte Bewegung macht und aus Versehen etwas zerstört.
Du hast Recht... Entschuldige, dass ich dich angefahren habe.
Ihr knochiges Augenlid klackte, als sie ihm zuzwinkerte.
Schon gut. Was ich dir klar machen wollte, ist, dass selbst Nasuada dich zu nichts zwingen kann.
Aber ich gab ihr mein Wort als Drachenreiter!
Mag sein, aber wenn ich es brechen muss, um dich zu beschützen oder um das Richtige zu tun, dann werde ich nicht zögern. Diese Schuld könnte ich ohne weiteres auf mich nehmen. Weil ich mit dir verbunden bin, ist meine Ehrenhaftigkeit Teil deines Schwurs, aber als Individuum bin ich nicht daran gebunden. Wenn es sein muss, werde ich dich entführen. Dann wäre jeglicher Ungehorsam nicht deine Schuld.
Dazu darf es nicht kommen. Wenn du zu solchen Tricks greifen musst, um das Richtige zu tun, haben Nasuada und die Varden jede Integrität verloren.
Saphira hielt an. Sie standen vor dem gemeißelten Torbogen von Tronjheims Bibliothek. Der weitläufige, stille Saal schien verlassen, doch
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