Der Auftrag des Aeltesten
ließ, wenn andere zauderten. Er erkannte in ihr eine Seelenverwandte.
Roran setzte seinen Rundgang durchs Haus fort und blieb vor dem Esszimmer stehen, als er darin Jeods Stimme vernahm. Neugierig spähte er durch den Spalt zwischen den Türflügeln. Jeod stand vor einer schmalen blonden Frau, die, wie Roran annahm, Helen sein musste.
»Falls das, was du sagst, wahr ist, wie kannst du dann erwarten, dass ich dir traue?«
»Das erwarte ich nicht«, antwortete Jeod.
»Und doch bittest du mich, wie du selbst ein Flüchtling zu werden?«
»Du hast mir einmal angeboten, deine Familie zu verlassen und mit mir bis ans Ende der Welt zu gehen. Du hättest Teirm lieber heute als morgen den Rücken gekehrt.«
»Das ist lange her. Damals fand ich dich schmuck mit deinem Degen und deiner Narbe.«
»Ich habe beides noch«, sagte er leise. »Ich habe viel falsch gemacht, Helen, das ist mir jetzt klar. Aber ich liebe dich noch immer und möchte dich in Sicherheit wissen. Hier habe ich keine Zukunft. Wenn ich in Teirm bliebe, würde ich nur Kummer über deine Familie bringen. Du kannst zu deinem Vater zurückgehen oder mich begleiten. Tu, was dich am glücklichsten macht. Ich möchte dich aber trotzdem bitten, mir noch eine Chance zu geben. Habe den Mut, diesen Ort zu verlassen und unser bitteres Leben hier zu vergessen. Wir können in Surda ganz von vorne anfangen.«
Sie sagte lange nichts. »Dieser junge Mann, der hier war, ist er wirklich ein Drachenreiter?«
»Ja. Veränderungen liegen in der Luft, Helen. Die Varden sind kurz davor, das Imperium anzugreifen, die Zwerge sammeln sich und selbst die Elfen rühren sich in ihren uralten Zauberwäldern. Es wird Krieg geben, und wenn wir Glück haben, bedeutet das Galbatorix’ Untergang.«
»Bist du den Varden wichtig?«
»Sie haben eine hohe Meinung von mir, nachdem ich immerhin mitgeholfen habe, Saphiras Ei zu stehlen.«
»Dann würdest du bei ihnen also eine Führungsposition bekleiden?«
»Das ist gut möglich.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sie wich nicht zurück.
Sie flüsterte: »Jeod, dränge mich nicht! Ich habe mich noch nicht entschieden.«
»Wirst du darüber nachdenken?«
Sie zitterte. »Natürlich, das werde ich.«
Roran verspürte einen Stich im Herzen, als er weiterging.
Katrina
...
Beim Abendessen hatte Roran das Gefühl, dass Helens Blick besonders oft auf ihm ruhte, dass sie ihn heimlich studierte - und mit Eragon verglich.
Nach dem Essen winkte Roran Mandel zu sich und ging mit ihm in den Hof hinterm Haus.
»Was gibt’s denn, Hammerfaust?«
»Ich muss mit dir reden.«
»Worüber?«
Roran fingerte am Griff seines Hammers herum und merkte, dass er sich vorkam wie Garrow, der ihm vor langer Zeit einmal einen Vortrag über Verantwortung gehalten hatte. Ihm lagen sogar dieselben Sätze auf der Zunge.
Und so folgt eine Generation auf die andere,
dachte er. »Du hast dich in letzter Zeit mit den Matrosen angefreundet, nicht wahr?«
»Sie sind ja nicht unsere Feinde, oder?«
»Zurzeit ist jeder unser Feind. Clovis und seine Männer könnten sich jeden Moment gegen uns wenden. Dass du mit ihnen Zeit verbringst, wäre allerdings noch kein Problem, wenn du darüber nicht deine Pflichten vernachlässigen würdest.« Mandel zuckte zusammen und seine Wangen liefen rot an, aber er stritt den Vorwurf nicht ab und behielt dadurch Rorans Wertschätzung. Erfreut fragte Roran. »Was ist das Wichtigste, was wir im Moment tun können?«
»Unsere Familien schützen.«
»Richtig. Und was noch?«
Mandel zögerte unsicher, dann gestand er: »Ich weiß nicht.«
»Einander helfen. Es ist unsere einzige Möglichkeit zu überleben. Besonders enttäuscht hat mich, dass du mit den Matrosen um Essen gespielt hast, denn das bringt das ganze Dorf in Gefahr. Du würdest deine Zeit besser nutzen, wenn du jagen gehen würdest, statt Würfel zu spielen oder Messerwerfen zu üben. Ohne deinen Vater bist
du
jetzt derjenige, der deine Mutter und deine Geschwister durchbringen muss. Sie brauchen dich. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Ja, Hammerfaust«, antwortete Mandel mit erstickter Stimme.
»Wird so etwas noch einmal vorkommen?«
»Nein, nie wieder.«
»Gut. Nun, ich bin nicht nur mit dir hier hergekommen, um dir ins Gewissen zu reden. Du bist ein vielversprechender Bursche, und deshalb gebe ich dir eine Aufgabe, die ich normalerweise nur einem älteren und erfahreneren Mann anvertrauen würde.«
»Danke, Hammerfaust!«
»Morgen früh
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