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Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter

Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter

Titel: Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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soll da kommen, was sollen fremde Zeiten (fremtiden) bringen? Ich weiß das nicht, ich ahne nichts. Wenn eine Kreuzspinne (edderkop?) sich von einem festen Punkt in ihre Konsequenzen niederstürzt, da sieht sie beständig einen leeren Raum (tomt rum?) vor sich, worin sie keinen festen Fuß (fodfaeste?) finden kann, wie sehr sie auch zappelt. So wie dies geht es mir; vorn beständig ein leerer Raum (tomt rum?), was mich vorantreibt ist eine Konsequenz, die hinter (bag) mir liegt. Dieses Leben ist verkehrt (bagvendt) und rätselhaft (raedsomt?), nicht auszuhalten.‹

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    Als sie am nächsten Morgen früh hinunterging, in den roten Pelzmantel gehüllt, entschlossen nach dem Frühstück dem Gebirge zu zu gehen, weil die Explosion nach der Abfahrt des Dänen sie nicht in Ruhe ließ und das Zitat, das vielleicht eine verklausulierte Botschaft darstellte, ihre Unruhe steigerte, saß auf der Terrasse am Holztisch frühstückend der Chef des Geheimdienstes, ganz in Weiß mit einem schwarzen Halstuch, an Stelle der randlosen Brille eine Sonnenbrille mit massiver Fassung, der sich erhob, die F. einlud, neben ihm Platz zu nehmen, ihr Kaffee einschenkte und Croissants anbot, die er für sie aus dem europäischen Teil von M. mitgebracht habe, bedauerte ihre notdürftige Unterkunft und legte ihr, nachdem 45

    sie gegessen hatte, eine Boulevardzeitung vor, in welcher auf dem Titelbild Tina von Lambert abgebildet war, strahlend, in den Armen ihres strahlenden Mannes, und darunter stand, sensationelle Rückkehr einer sensationell Beerdigten, die Gattin des bekannten Psychiaters habe sich infolge einer Depression im Atelier eines verstorbenen Malers versteckt gehalten, ihr Paß und ihr roter Pelzmantel seien gestohlen worden, was offenbar dazu geführt habe, daß sie mit jener Frau verwechselt worden sei, die bei der Al-Hakim-Ruine ermordet wurde, wobei man nun nicht nur vor dem Rätsel stehe, wer der Mörder, sondern auch wer die Ermordete sei, worauf die F. das Boulevardblatt bleich vor Entrüstung auf den Tisch warf, da stimme etwas nicht, das Ganze sei zu banal, dabei fühlte sie sich dermaßen blamiert und in ein unsinniges Abenteuer gelockt, daß sie in Tränen ausgebrochen wäre, aber die eiserne Ruhe des Chefs des Geheimdienstes neben ihr zwang sie zur Gelassenheit, um so mehr als dieser nun erläuterte, was an der Geschichte nicht stimme, sei der Diebstahl, Tina sei eine Freundin einer dänischen Journalistin, Jytte Sörensen, gewesen und habe dieser ihren Paß und ihren roten Pelzmantel gegeben, nur so habe die Dänin einreisen können, eine Auskunft, welche die F. nachdenklich machte, während er ihr eine weitere Tasse Kaffee anbot, fragte sie, woher er das wisse, und er antwortete, weil er die dänische Journalistin vernommen habe, sie hätte alles zugegeben und auf die Frage, warum diese ermordet worden sei, antwortete er, die Sonnenbrille anhauchend und reinigend, das wiederum wisse er nicht, Jytte Sörensen sei eine sehr energische Persönlichkeit gewesen und erinnere ihn in vielem an die F., er habe nicht herausbekommen, was sie mit ihrem Täuschungsmanöver bezwecke, da der Chef der Polizei sich habe täuschen lassen, habe er keinen Grund gesehen, seinerseits einzugreifen und sie samt dem falschen Paß und ihrem roten Pelzmantel ziehen lassen, weshalb auch, daß sie 46

    ein so schreckliches Ende genommen, tue ihm leid, hätte sie ihn eingeweiht, wäre es nicht dazu gekommen, das zerknüllte Zitat im Papierkorb habe sie, die F., sicher auch gelesen, es stamme von Kierkegaard, ›Entweder – Oder‹, er habe einen Spezialisten beigezogen, er habe zuerst an eine verschlüsselte Botschaft geglaubt, sei aber nun der Überzeugung, es handle sich um einen Hilferuf, er habe die tollkühne Dänin bis hierher überwachen können aber dann ihre Spur verloren, er hoffe, daß der junge Mann, der wie ein germanischer Recke ausgesehen habe, mehr Glück gehabt habe als seine Landsmännin – wenn das Wort richtig sei -offensichtlich seien beide im Auftrag einer dänischen privaten Fernsehanstalt eingereist, bekannt durch ihre Sensationsreportagen, und wenn sie jetzt, die F., in ihrem roten Pelzmantel in der Rolle einer anderen, als sie ursprünglich glaubte, ins Gebirge und vielleicht sogar in die Wüste gehe, so könne er ihr nicht mehr helfen, das Team, das er habe auftreiben wollen, habe sich geweigert mit ihr zusam-menzuarbeiten, auch sei es für ihn leider nicht möglich gewesen, ihr Team ausreisen zu lassen,

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