Der Auftrag: Thriller (German Edition)
am oberen Teil von Manhattan vorbei. Auf der anderen Seite Manhattans befand sich der Hudson River, an dem die Interstate 95 verlief, der die Stadt im Süden mit New Jersey und im Norden mit New England verband.
»Wie sieht der Plan aus?«, fragte Chapman.
»Wir beobachten das Haus.«
»Wie lange?«
»Bis wir wissen, wie sie ausgerüstet sind, wer dort ist und wie wir sie mit dem geringsten Risiko für uns ausschalten können.«
»Und wenn wir das NYPD oder das FBI verständigen?«
Stone warf ihr einen Blick zu. »Als Sie darauf bestanden haben, mitzukommen, ging ich davon aus, dass Sie das tun, was ich sage.«
»Das werde ich auch, bis zu einem gewissen Punkt. Wir müssen alles tun, damit Friedman am Leben bleibt und vor Gericht gestellt werden kann.«
»Sie sagten doch, es würde Ihnen schwerfallen, bei dieser Frau nicht abzudrücken.«
»Das habe ich nur gesagt, damit Sie sich besser fühlen. Ich habe kein Problem damit. Sie ist es nicht wert, dass ich mir mein Leben versaue. Aber können Sie sich beherrschen? Das ist hier doch die Frage.«
»Ich bezweifle ernsthaft, dass Friedman mit erhobenen Händen herauskommt, damit man ihr den Prozess machen, sie verurteilen und wegen Verrats hinrichten kann. Wenn sie versucht, ein Mitglied meines Teams auszuschalten, werde ich sie töten. Ich nehme an, Sie denken auch so.«
»Wie gut ist sie an der Waffe ausgebildet?«
»Ich habe mir ihre Akte angesehen. Ausgezeichnet. Und sie hat hervorragende Beurteilungen in allen Disziplinen. Nahkampf und Distanz.«
»Und ich hielt sie nur für ein hübsches Gesicht.«
Stone griff nach ihrem Arm. »Chapman, das ist ernst. Also verhalten Sie sich professionell. Schluss mit den dummen Bemerkungen.«
Sie riss sich los. »Ich lasse meine Leistung für mich sprechen. Wie wäre es damit?«
Stone richtete den Blick wieder auf das Gebäude.
Ein paar Minuten später rief Finn an. »Ich bin in Stellung. Hier gibt’s keine Aktivitäten. Zwei Zugänge. Einer in der Mitte, der andere östlich davon. Sieht aus, als wären sie verschlossen. Sind vermutlich unter Beobachtung. Möglicherweise haben sie auch ein tragbares Überwachungssystem. Jedenfalls würde ich das an ihrer Stelle machen, wenn ich eine solche Gegend als Unterschlupf gewählt hätte.«
»Dem stimme ich zu, Harry«, sagte Stone. »Ist Knox da?«
»Ja. Was sollen wir tun?«
»Hierbleiben und sehen, was wir herausfinden können. Wenn wir zuschlagen, will ich, dass es so sauber wie möglich abläuft. Können wir an den Bauplan kommen?«
»Den habe ich bereits auf mein Handy geladen.«
»So schnell?« Stone war überrascht.
»Ich habe einen Freund im städtischen Planungsbüro. Wir haben zusammen in der Navy gedient.«
»Schick mir den Grundriss.«
Finn gehorchte.
»Viele problematische Ecken«, bemerkte Stone.
»Stimmt. Sobald wir uns Zugang verschafft haben. Was der schwierige Teil sein wird. Unbeobachtet, meine ich.«
»Beobachtet weiter. Alle dreißig Minuten Zwischenbericht.«
Stone beendete den Anruf und richtete den Blick wieder auf das alte Ziegelgebäude.
Hinter ihm regte sich Chapman. »Und wenn uns jemand in dieser Gasse bemerkt?«
»Dann wechseln wir die Position.«
»Ich bin noch nie in New York gewesen. Es ist nicht so glamourös, wie ich dachte.«
»Das ist Manhattan, westlich von hier. Es ist das Land der Reichen und Berühmten. Die Bronx ist eine andere Erfahrung. Ein paar schöne Orte und ein paar weniger schöne.«
»Also waren Sie schon mal hier?«
Stone nickte.
»Geschäftlich oder privat?«
»Ich reise nie zum Vergnügen.«
»Was haben Sie gemacht, als Sie das letzte Mal hier waren?«
Stone unternahm nicht einmal den Versuch, die Frage zu beantworten. Chapman schien auch keine Antwort zu erwarten. Aber vor seinem inneren Auge reiste Stone Jahrzehnte in die Vergangenheit, zog den Abzug seines Scharfschützengewehrs durch und beendete das Leben eines weiteren Feindes der Vereinigten Staaten, der gerade zusammen mit seiner Geliebten die Straße auf dem Weg ins Luxushotel überquerte, wo sie Sex haben wollten. Der Mann hatte die Exekution zweier CIA-Agenten in Polen befohlen; das war sein Untergang gewesen. Um genau dreiundzwanzig Uhr hatte Stone ihm aus erhöhter Position aus einer Distanz von neunhundert Metern und bei einer stetigen Brise aus dem Norden, die ihm ein paar nervöse Sekunden beschert hatte, eine Kugel ins rechte Auge geschossen. Die Geliebte hatte erst mitbekommen, was los war, als ihr toter Lover zu Boden stürzte.
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