Der Auftrag: Thriller (German Edition)
NYPD und FBI hatten vorher einen diskreten Hinweis über das bevorstehende Ereignis bekommen und gar nicht erst versucht, den Fall aufzuklären. So hatte man das damals eben gemacht.
Verdammt , dachte Stone, vermutlich machte man es noch immer so.
Er konzentrierte sich wieder auf das Ziegelgebäude. Sein Zeigefinger krümmte sich um einen imaginären Abzug.
KAPITEL 93
Sechs Stunden später waren Stone und Chapman in ein leer stehendes Gebäude gegenüber dem Ziel gewechselt. Versiffte Matratzen und dreckige Spritzen wiesen es als »Schießbude« für Süchtige aus, obwohl hier allem Anschein nach schon lange niemand mehr gewesen war. Eingedrungen waren sie durch die Hintertür; nun bereiteten sie sich auf einen langen Aufenthalt vor. Stone öffnete seinen Rucksack und reichte der britischen Agentin eine Flasche Wasser, einen Apfel und ein Stück hartes Brot.
»Sie wissen wirklich, wie man ein Mädchen groß ausführt, das muss ich Ihnen lassen«, lautete ihr Kommentar, als sie mit der »Mahlzeit« begann.
Kurze Zeit später öffnete sich die Eingangstür des gegenüberliegenden Gebäudes und erregte Stones Aufmerksamkeit. Ming kam in Begleitung eines anderen Mannes heraus. Sie gingen die Straße entlang und bogen dann links ab. Stone meldete das sofort Finn.
»Soll ich ihnen folgen?«, fragte Finn.
»Nein. Zu dieser Zeit gehen sie vermutlich zum Abendessen. Sie waren den ganzen Tag im Haus. Glaubst du, du kannst einen Blick in eines der Fenster werfen? Falls unsere Informationen stimmen, müssten sich dort noch zehn andere Männer sowie Friedman aufhalten. Ich hätte gern eine genauere Zählung.«
»Im Haus ist es größtenteils dunkel, aber ich habe ein Nachtsichtgerät dabei.«
»Sei vorsichtig, Harry. Diese Burschen wissen, was sie tun.«
»Geht klar.«
Zwanzig Minuten später meldete sich Finn. »Zwei Wachtposten in der ersten Etage, südwestliche Ecke. Es sind keine Waffen zu sehen, aber vermutlich sind sie schussbereit. Die anderen müssen in den oberen Etagen sein. Mehr kann ich mit dem Glas nicht ausrichten.«
Knox übernahm das Telefon. »Hey, Oliver, was würdest du sagen, wenn ich an ein Wärmebildgerät herankomme?«
»Ein Wärmebildgerät? Wie?«
»Ich kenne hier ein paar Leute. Verdammt, ich hätte eines mitbringen sollen.«
»Wie schnell kannst du es beschaffen?«
»Eine Stunde.«
»Dann los.«
Innerhalb der nächsten Stunde geschahen zwei Dinge. Knox kam mit seinem Wärmebildgerät, und Ming und sein Kollege kehrten zurück und verschwanden im Gebäude. Sie trugen große Tüten, die nach Fast Food aussahen.
Zwei Minuten später rief Knox an.
»Okay, ich habe mir das Gebäude so genau angesehen, wie ich konnte. Das Gerät kann die meisten Baumaterialien durchdringen, also stellen Ziegel und Betonplatten kein Problem dar.«
»Wie viele siehst du?«
»Ich erhalte sechs Bilder, alle mit SBA.« Damit meinte er Soft Body Armor, unter der Kleidung getragene Schutzwesten. »Die blockieren die thermischen Signale, also kann man sie sehr gut ausmachen.«
Stone runzelte die Stirn. »Nur sechs? Bist du sicher?«
»Warte mal. Okay, jetzt sehe ich es, auf der dritten Etage habe ich ein Bild ohne SBA.«
»Geschlecht?«
»Der Silhouette nach weiblich.«
»Friedman.«
»Vermutlich. Aber ich bin der Lady nie begegnet. Und anhand des Scans kann man sowieso keine positive Identifizierung treffen.«
»Danke, Joe. Du und Harry, ihr bleibt, wo ihr seid.« Er blickte Chapman an.
Die Agentin schürzte die Lippen. »Okay, die Spieler sind aufgereiht, der Ort ist umstellt. Gehen wir mit Gewalt rein, oder rufen wir offizielle Verstärkung?«
»Gibt es einen Grund, warum Sie dauernd damit anfangen?«
»Ich könnte sagen, ich sorge mich, dass wir alle erschossen werden. Das stimmt sogar. Aber ich mache mir mehr Sorgen, dass einige von uns etwas tun könnten, das wir später offiziell bedauern. Na ja, ich mache mir Sorgen, dass einer von uns in Versuchung gerät.« Sie schaute Stone bedeutungsvoll an.
»Sie können gehen. Niemand hält Sie auf.«
»Das war kein Ultimatum, bloß ein Kommentar.«
»Manchmal kann ich Sie nicht verstehen.«
»Nur manchmal? Das enttäuscht mich jetzt aber.«
»Wie viele Waffen haben Sie dabei?«
»Meine Walther und eine Glock. Vier Ersatzmagazine. Und Sie?«
»Genug.«
»Beim Nahkampf wäre eine Schrotflinte, eine MP5 oder eine TEC-9 nicht übel.«
»Hoffen wir, dass die Gegenseite nicht genau so denkt.«
»Sie wissen doch, dass sie bis an die Zähne bewaffnet
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