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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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war müde, sehr müde und nicht zum Rätselraten aufgelegt.
    »So? Schießt den Mistkerl ab und schnappt euch die Flagge. Doc ist knapp mit Verbandsmaterial.«
    »Dieser Mistkerl ist eine Frau, Sir, ein Colonel, und sie behauptet, von Worber’s World zu kommen.«
    Hoskins wandte dem Feuer den Rücken zu. Ayers war unter mehreren Schichten Kleidung fast nicht zu erkennen. Die winterweiße Außenschicht war nicht mehr sonderlich weiß. Ein roter Fleck markierte die Stelle, wo sie durch den linken Bizeps einen Schuss abbekommen hatte.
    »Das ist unmöglich. Worber’s haben die ganz zu Anfang platt gemacht. Es gab keine Überlebenden.«
    Ayers zuckte die Achseln. Ihre Kleidung bewegte sich dabei kaum. »Yes, Sir.«
    Hoskins stöhnte. Die Lage war schon schlimm genug, ohne dass da irgendwelche versprengte Colonels herum-wanderten. »Hat sie irgendwelche Geeks bei sich?«
    »Nein, Sir. Jedenfalls nicht in der Nähe.«
    »Also, dann komme ich. Himmel noch mal, kann man hier denn nie Pause machen?«
    Ayers schüttelte mitfühlend den Kopf. »So ist das eben in der Legion, Sir.«
    Hoskins zog den Reißverschluss seiner Jacke bis zum Hals hoch, steckte die erst halb aufgewärmten Hände in die Taschen und bewegte sich auf den Notausgang zu.
    Die Aufzüge waren mit allem anderen natürlich vor die Hunde gegangen.
    Hoskins öffnete die stählerne Feuertür, wartete, bis eine Patrouille an ihm vorbeigepoltert war, und trat dann den Weg nach oben an. Die Treppen waren dick mit halb gefrorenem Schlamm, Unrat aller Art und leeren Patronenhülsen übersät, alles Überreste der Nacht, in der Kommandoeinheiten der Geeks den äußeren Verteidigungsgürtel durchbrochen und sich bis nach innen vorgearbeitet hatte. Was sich freilich als verhängnisvoller Fehler für sie erwiesen hatte, da sie auf zwei Trooper IIs gestoßen waren.
    Er hatte jetzt seit zwei Wachperioden kein Auge mehr zugetan und musste vier Treppenabsätze hochklettern; deshalb ging Hoskins Atem keuchend, als er schließlich oben angelangt war. Wolken lungenwarmer Luft gingen von ihm aus und verbanden sich mit dem kälteren Zeug, das ihn umgab. Er blieb am Haupttor stehen, nickte den Dienst habenden Cyborgs zu und nahm deren Ehrenbezeigungen entgegen.
    »Kleiner Spaziergang, Sir?«
    »Yeah, ich dachte, ich seh mal nach, ob ich irgendwo ein kaltes Bier kriegen kann.«
    Die Borgs lachten und öffneten die Panzertür. Sie schob sich mit einem schrillen Kreischen auf. Ein eisiger Schwall Luft und Schneeflocken schlugen dem Offizier ins Gesicht, als er ins Freie trat.
    Der Stützpunkt war in eine Hügelflanke eingegraben worden, eines der wenigen Dinge, die die Pioniere richtig gemacht hatten, und bot rundum freien Ausblick auf die jetzt vom frisch gefallenen Schnee weißen Felder, die den Hügel umgaben. Der Schnee verbarg die Leichen, die dort noch herumlagen, weil keiner die Energie gehabt hatte, sie zu begraben, und verschönerte den Anblick des Stützpunkts in einer Weise, die dieser gar nicht verdiente. Die Stadt Loport tauchte auf und verschwand gleich wieder hinter den Schneeflocken, ihre geschwärzten Türme deuteten anklagend in den Himmel, ihre Bewohner waren unter in der Hitze geschmolzenem Beton begraben. Das war alles so schrecklich, dass Hoskins es immer noch nicht ganz hatte verarbeiten können.
    Lieutenant Marvin Matatu materialisierte vor ihm aus dem Schnee. Die Kapuze, die Schneebrille und sein Schal verdeckten alles mit Ausnahme eines schmalen Streifens brauner Haut, der von einer Wange zur anderen reichte.
    »Major.«
    »Lieutenant.«
    »Hat Ayers Sie gefunden?«
    »Yeah. Was soll der Scheiß von wegen Parlamentärsfahne?«
    »Keine Ahnung, Sir. Sollen wir sie reinbringen?«
    »Können wir sie von hier aus sehen?«
    »Yes, Sir. Gerade vor uns und dann etwa zehn Meter links. Neben dem ausgebrannten Schützenpanzer.«
    Hoskins nahm den Feldstecher, spürte die Kälte in seine Hände eindringen und zoomte. Der Schützenpanzer war gleich am ersten Tag zerstört worden. Das lag jetzt nicht einmal vier Tage zurück, kam ihm aber wie ein Monat vor. Er ließ das Glas ein Stück nach links wandern, fand einen Schneeanzug und hielt inne. Die Frau stand in Paradehaltung mit einem Stab in der rechten Hand. Die Flagge war weiß und flatterte in der Brise. Sie hatte die Kapuze zurückgeschoben, damit man ihr Gesicht sehen konnte, und er registrierte, dass sie sehr hübsch war und sichtlich fror. Hoskins reichte Matatu das Glas und stopfte die Hände in die

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