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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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zum Feuer.
    »Tut mir Leid, das mit der Durchsuchung, meine ich, aber die Geeks sind raffiniert und probieren ständig neue Tricks.«
    Norwood setzte zu einer Antwort an, verstummte aber gleich wieder, als Hoskins mit einer Pistole in ihre Richtung fuchtelte.
    »Noch etwas, Colonel. Ich habe nicht viel Zeit für irgendwelche Fisimatenten. Also sagen Sie die Wahrheit, oder ich blase Ihnen das Gehirn aus dem Schädel.«
    Das Lächeln war die ganze Zeit nicht aus Hoskins Gesicht gewichen, und obwohl Norwood dem Offizier aufs Wort glaubte, mochte sie ihn trotzdem. Sie nickte, nahm vor dem Feuer Platz und begann mit ihrer Geschichte. Sie brauchte dazu beinahe eine Stunde. Hoskins hörte die ganze Zeit aufmerksam zu, stellte intelligente Fragen und fütterte gelegentlich das Feuer.
    Norwood sagte Hoskins alles, bis hin zu den Zweifeln, die sie an dem hegte, was sie gerade tat, und der Möglichkeit, dass sie trotz ihrer guten Absichten Verrat beging.
    Als sie fertig war, schwiegen beide eine ganze Weile. Dann ergriff der Legionär als Erster wieder das Wort.
    »Also, eines kann ich Ihnen sagen, Colonel: Sie lügen entweder verdammt gut, oder Sie sind einer der erstaunlichsten Offiziere, die ich je das Vergnügen hatte, kennen zu lernen.«
    »Danke.«
    Hoskins lächelte. »Also, kurzer Lagebericht. Ich habe sechsundfünfzig einsatzfähige Leute, davon sieben Trooper IIs, was unsere Feuerstärke beinahe verdoppelt, aber auf lange Sicht natürlich keinen großen Unterschied macht. Die Hudathaner können jederzeit mit uns Schluss machen, wenn sie dazu Lust haben, und wenn dieser Poseen-Ka nicht wäre, von dem Sie erzählen, dann hätten sie das inzwischen auch getan. Ich weiß das, und Sie wissen das auch. Haben Sie je von der >Schlacht von Camerone< gehört?«
    Norwood schüttelte den Kopf.
    »Nein? Also, bei der Legion ist das eine ganz große Sache. So was wie Masada, Alamo und die Schlacht der Vier Monde zusammen. Es läuft darauf hinaus, dass dieser Danjou auf ein paar Mexikaner gestoßen ist, sich plötzlich einer etwa tausendfachen Übermacht gegenüber sah und es abgelehnt hat, zu kapitulieren. Er ist gefallen, wie die meisten seiner Männer auch, und das ist es, was man von Legionären erwartet.«
    Norwood runzelte die Stirn. »Da war doch sicher noch mehr. Ein Ziel, ein Zweck, meine ich.«
    Hoskins schüttelte den Kopf. »Nee. Bloß Stolz, Ruhm und Ehre. Danjou und seine Männer sind für nichts gestorben. Und das, meine Liebe, ist zugleich das Entsetzliche und das Schöne daran.«
    Norwood nickte bedächtig. »Und was wollen Sie mir damit sagen? Dass Sie bis zum bitteren Ende aushalten werden? Lieber sterben als kapitulieren?«
    Hoskins zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Sie sagen, die Hudathaner sind bereit, unsere Kapitulation anzunehmen. Glauben Sie ihnen?«
    »Ja, ich glaube Poseen-Ka.«
    »Aber was ist, wenn man ihn absetzt? Was dann?«
    Norwood sah ihm in die Augen. »Das weiß ich nicht.«
    Hoskins blieb einen Augenblick lang stumm.
    »Ich habe das, was er will, oder zumindest etwas, das dem sehr nahe kommt.«
    Norwood spürte, wie ihr Herzschlag sich ein wenig beschleunigte. »Wirklich?«
    »Ja. Ich habe hier Befehle von IMPNAV Erde mit dem Befehl zum Rückzug und einen weiteren Befehl vom Legionshauptquartier auf Algeron, dass ich hier bleiben soll. Der zweite Satz Befehle traf unmittelbar vor dem Abzug der Navy ein. Ich habe beide behalten für den Fall, dass ich lange genug lebe, um vor ein Kriegsgericht zu kommen.«
    »Also«, sagte Norwood bedächtig, »wir können zwar nicht absolut sicher sein, aber das klingt so, als ob Poseen-Ka Recht hätte und die ihm eine Falle stellen. Mehr noch, es klingt so, als wäre die Legion mit der Strategie nicht
    einverstanden und hätte gemeutert.«
    »Genau«, nickte Hoskins und kippte die Überreste seines Kaffees mit Schwung auf ein bereits ziemlich besudeltes Bild des Imperators. »Und damit befinde ich mich in einer ziemlich interessanten Position.«
    »Sie können einen ruhmreichen Tod sterben oder kapitulieren und darauf hoffen, dass Poseen-Ka sein Kommando behält.«
    »In dem Wissen, dass er tausende, wenn nicht Millionen Leute töten wird.«
    »Besser Millionen als Milliarden.«
    »Scheiße.«
    »Genau das.«
    Hoskins streckte ihr die Hand hin. »Ich mache mit, Colonel. Hoffen wir, dass wir Recht haben … und Gott möge uns beistehen, wenn das nicht der Fall ist.«
    Es gibt kein Zurück, nur Unterwerfung und Sklaverei. Unsere Ketten sind geschmiedet.

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