Der Auftrag
werden sie die Truppen von General Mosby aus dem Gefängnis befreien.«
»Und wie beurteilen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass unter diesen Sicherheitskräften Verräter sind?«, erkundigte sich Susan Rothenberg, die Chefin von Asteroid Mining.
Chien-Chu zuckte die Achseln. »Wir werden uns eine Legende ausdenken müssen, um die Notwendigkeit für Spezialausbildung und Koordinierung zwischen unseren Firmen zu erklären. Bis es so weit ist, würde ich vorschlagen, dass Sie alle Ihr Personal nach Agenten der Regierung durchkämmen. Bei Chien-Chu Enterprises hat dieser Prozess bereits begonnen.«
»Ausgezeichnet«, strahlte Madam Dasser. »Wirklich, ausgezeichnet.«
»Und dann?«, fragte Zikos.
»Und dann führen wir einen Schlag gegen den Palast, bringen ihn unter unsere Kontrolle und ersetzen Admiral Scolari durch einen etwas aggressiveren Offizier. Die Navy wird Kurs auf die Randwelten nehmen, dort den Feind stellen und angreifen.«
Goss schnippte ein imaginäres Staubkorn vom Ärmel seines rot gestreiften Mantels.
»Aber was geschieht bis dahin? Das zu erreichen, was Sie hier vorschlagen, wird Zeit kosten … und bis dahin könnten Millionen sterben. Ganz zu schweigen von unseren Unternehmen draußen am Rand.«
»Sehr richtig«, sagte Chien-Chu ruhig. »Deshalb müssen wir unsere Schiffe mobilisieren, sie mit Vorräten beladen und jene Welten verstärken, die noch eine Chance haben.«
»Das würde Milliarden kosten!«, erregte sich Rothenberg. »Auf die Weise sind wir bankrott, ehe das alles vorbei ist!«
»Könnte sein«, erwiderte Chien-Chu ruhig. »Aber was passiert, wenn wir es nicht tun? Was wird aus Asteroid’s Holdings draußen am Rand? Was wird aus Ihren Angestellten? Und aus Ihrer Familie, falls die Hudathaner so weit vorrücken sollten?«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Schließlich ergriff Madam Dasser wieder das Wort.
»Sergi hat Recht. Dasser Industries produziert etwa zwanzig Prozent der Munition für das Marine Corps und die Legion. Wir werden unsere sämtlichen Schiffe beladen und sie so bald wie möglich starten.«
Chien-Chu nickte. »Meine Firma wird das Gleiche tun.« Er wandte sich Susan Rothenberg zu. In dem Bademantel sah sie wie eine etwas in die Breite gegangene Hausfrau aus. »Aber das ist ein wichtiger Punkt, Susan. Jemand sollte eine Liste über die entstehenden Aufwendungen führen und, sofern wir gewinnen, bei der nächsten Regierung beantragen, dass man sie uns erstattet. Wären Sie bereit, das zu übernehmen?«
Ihr heftiges Kopfnicken ließ erkennen, dass sie das gerne tun würde.
Chien-Chu sah sich im Saal um. Sie waren auf seiner Seite, und damit war jetzt der Augenblick gekommen, sich mit Taktik zu befassen.
»Gut. Da wir uns jetzt über eine Strategie geeinigt haben, sollten wir zur Sache kommen.«
Die acht Stunden, die sich dieser Feststellung anschlossen, gehörten zu den schwierigsten, die der Handelsherr in seinem langen und ereignisreichen Leben mitgemacht hatte.
Der Kommandant mochte die Legion nicht, hatte sie nie gemocht. Vielleicht lag es an ihrer versnobten Art, die Nase hoch zu tragen, vielleicht auch an der Tatsache, dass er dreiundzwanzig Jahre im Marine Corps gedient hatte. Und vielleicht war er einfach auch ein gemeiner, alter Mistkerl, wie seine Frau das immer behauptete.
Was auch immer die Gründe sein mochten, Commandant Wendell T. - was »tough-shit« bedeuten sollte -Gavin hatte es gern, wenn er Legionäre schwitzen sah. Und da dies heute der Tag war, an dem sie »die Mauer marschieren« würden, konnte man mit genug Schweiß rechnen, um auf dem Exerzierplatz Getreide anzusäen.
Vor Vorfreude grinsend verließ Gavin sein klimatisiertes Büro und trat in die Mittagshitze hinaus. Das Thermometer an der Tür zeigte 48° Celsius und würde im Laufe der nächsten Stunde wahrscheinlich auf 50° steigen. Das war das Schöne daran, dass man die Militärstrafanstalt mitten ins Death Valley gesetzt hatte. Der Name passte, und die Temperatur gehörte mit zum Strafmaß.
Der Balkon war ziemlich klein, ähnlich etwa dem, den der Papst im Vatikan benutzte, nur dass der am Heil seiner Herde interessiert war, während Gavin Spaß daran hatte, seine »Herde« zu quälen.
Der Kommandant trat zwei Schritte vor, vergewisserte sich, dass sich seine Messinggürtelschnalle genau über der Mitte des Geländers befand, und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Der Exerzierplatz war genau eine Meile lang und eine Meile breit. An seinem westlichen
Weitere Kostenlose Bücher