Der Auftrag
Summe, »aber erst, nachdem wir uns noch einmal geliebt haben.«
Ihre Hände zogen seinen Kopf an ihre Brust, eine Brustwarze fand den Weg in seinen Mund, und der Legionär brauchte sich nicht zu überwinden, um ihr den Wunsch zu erfüllen.
Der Lageraum war beinahe leer, schließlich befanden sich nur drei Leute in ihm. Die Beleuchtung war gedämpft, und eine große Wandpartie hatte sich in einen Videoschirm verwandelt. Ein Offizier mit glatt rasiertem Schädel, schwarzer Haut und müde blickenden Augen berichtete.
»… und so haben die Sterntaucher genauso getroffen, wie Leonid das berechnet hatte, haben die Schlachtschiffe aus dem Himmel gefegt und den Außenposten gerettet. Leider muss ich sagen, dass er getötet wurde, als die Geeks einen direkten Treffer auf den Linearbeschleuniger erzielten. Leo war Zivilist und hat mich manchmal verrückt
gemacht, aber er war ein großartiger Mann.«
St. James drückte einen Knopf an der Armlehne seines Sessels. Der Bildschirm wurde schwarz.
»Das tut mir schrecklich Leid.«
Die Worte klangen unecht, das wusste auch St. James, denn er wusste, dass es ihm nicht Leid tat, im Gegenteil, dass er recht froh war. Nicht darüber, dass ein tapferer Mann gestorben war, sondern dass seine Frau existierte und formal frei war. Aber er musste vorsichtig sein, sehr vorsichtig, musste Rücksicht auf ihr Leid nehmen und sich alle nötige Zeit lassen.
Das Seltsame war, dass er Narbakovs Bericht schon lange vor dem Eintreffen der Chien-Chus gekannt hatte, aber keine Verbindung zwischen den beiden hergestellt hatte.
Chien-Chus Stimme klang brüchig, als er antwortete.
»Danke, General. Sehr freundlich, dass Sie das sagen. Ich wünschte, er wäre noch am Leben, aber es tut gut zu wissen, dass der Tod meines Sohnes für die, die bei ihm waren, etwas bedeutet hat und den Feind teuer zu stehen gekommen ist.«
Die Tränen rannen Natasha über die Wangen, und sie lächelte gequält. »Ja, General. Ich danke Ihnen. Es hilft ein wenig, die Umstände des Todes meines Mannes zu kennen.«
St. James hätte Natasha am liebsten in die Arme genommen und ihr die Tränen weggeküsst, aber er hielt sich zurück und nickte nur verständnisvoll, erhob sich und hielt ihr den Umhang hin.
Boolys Atem ging kurz und keuchend. Er sah sich um. Seine Spur war so auffällig, so deutlich, dass ein Kind ihr hätte folgen können. Sie verlief quer über eine Anhöhe. Ein Dooth tauchte auf, ein zweites folgte ihm, dann ein drittes. Nicht die Krieger von Sichertöter, die er in der Dunkelheit vor zwei Zyklen hatte abschütteln können, sondern Banditen, die seine Spur entdeckt und beschlossen hatten, ihm zu folgen. Der Reiter an der Spitze fuchtelte mit einer Waffe über seinem Kopf herum, schrie den anderen etwas Unverständliches zu und trieb sein Pferd in die Senke hinunter. Die anderen folgten ihm.
Booly sah mit zusammengekniffenen Augen zur Sonne hinauf, veränderte die Richtung leicht und ging in einen Dauerlauf über.
Die Landkarte, die Windsüß ihm gegeben hatte, und sein beträchtlicher Vorsprung hatten ihm die Möglichkeit verschafft, aus den Bergen zu entkommen. Camerone war hundertzwanzig, vielleicht auch hundertvierzig Kilometer entfernt, und das bedeutete, dass die Banditen ihn binnen einer Stunde einholen würden.
Er hatte die Handwaffe, die Windsüß ihm gegeben hatte, die, mit der sie ihn gefangen genommen hatten, und dazu zwei Ersatzmagazine. Das waren fünfundvierzig Schuss, vierundvierzig, die er gegen die Naa einsetzen konnte, und einen für sich selbst. Der Legionär erinnerte sich daran, wie der Hudathaner gestorben war, mit dem Kopf nach unten, über der Feuergrube, und beschleunigte unwillkürlich sein Tempo.
Was er brauchte, war eine natürliche Festung, eine Stelle, wo er die Munition, die er besaß, gut nutzen konnte.
Booly rutschte einen Abhang hinunter und bremste unten mit den Absätzen. Das Flussufer war steil, also überwand er es mit ein paar langen Sprüngen und war dankbar, als das Eis nicht brach. Nachdem er die andere Seite größtenteils rutschend erreicht hatte, sah er sich einem weiteren steilen Ufer gegenüber, zog sich an ein paar Felsvorsprüngen in die Höhe und kletterte hinauf. Der Hang war nicht sonderlich schwierig zu bewältigen, aber die Wunde hatte sich geöffnet, und sein Unterhemd fühlte sich feucht an. Er hörte einen Ruf, als er oben angelangt war. Eine Kugel pfiff über seine Schulter, eine Viertelsekunde später war der Knall zu hören.
Der Legionär
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