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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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in ein schreckliches Schlamassel hat hineinziehen lassen und jetzt nicht mehr weiß, wie er da rauskommt. Daran ist nichts Edles.«
    Eine Glocke ertönte. Natasha tupfte sich die Tränen weg und ging zur Tür. Sie zischte zur Seite.
    Ian St. James trug Kampfkleidung und eine Waffe an der Seite. Er sah müde aus. Sein Blick suchte Natashas Augen, wurde weich.
    »Hello, Natasha. Ist Sergi fertig? Unsere Zeit wird knapp. Die ersten Scoutschiffe werden in drei oder vier Stunden im Orbit sein. Das ist ohnehin alles zu knapp.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Chien-Chu vergnügt. »Worauf warten wir? Zeit zu gehen.«
    St. James und Natasha sahen einander an, grinsten und ließen Chien-Chu vorbei.
    Sie waren ein seltsames Trio, wie sie so den Flur hinuntergingen, der aufrechte Soldat, der ging, als ob er einen Ladestock verschluckt hätte, die graziöse junge Frau und der dickliche Handelsherr.
    Aber eigentlich nahm man sie bei all dem Betrieb in den Fluren kaum wahr. Schließlich hasteten ständig kampfbereite Bios, Cyborgs und Roboter herum und eilten zu ihren Einheiten. In Stunden, höchstens Tagen, würden sie um ihr Leben kämpfen. Nicht gegen Aliens, sondern gegen ihre Mitmenschen. Wie es schien, würde die zweite Schlacht von Camerone genauso sinnlos wie die erste sein.
    Die Kabine war ebenso schlicht und spartanisch wie die Frau, die sich in ihr befand. Graue Metallwände, indirekte Beleuchtung, ein hoch modernes Komm-Terminal und ein augenblicklich eingezogenes Klappbett. Obwohl sie sich jetzt seit einigen Wochen in der Kabine befand, gab es nichts, was irgendwelche Schlüsse auf ihre Persönlichkeit zugelassen hätte, kein einziges Familienbild oder irgendwelchen Krimskrams.
    Admiral Paula Scolari beendete ihr spartanisches Frühstück, wischte sich imaginäre Krümel von den Lippen und scrollte durch die letzten Einträge mit den Kurzfassungen der Berichte der Nachrichtendienste. Die Aussicht darauf, eine von Menschen besetzte Welt anzugreifen, war im Grunde natürlich widerwärtig, aber sie bot auch Vorteile. So zum Beispiel die Tatsache, dass die primären, sekundären und tertiären Verteidigungspläne der Legion bei NAVCOM Erde gespeichert waren und ihr daher zur Verfügung standen. Außerdem hatte sie Zugang zu den Personalakten, den Inventarlisten und vielem anderen.
    Zu wissen, was der Feind tun würde, ehe er das tat, war ein seltener Luxus, und sie hatte vor, diesen Luxus zu genießen. Sie lächelte, stand auf und zog sich den noch nicht mit Luft gefüllten Helm über den Kopf. Er roch nach Plastik. Die Luft drang durch eine Anzahl externer Öffnungen ein. In einem Notfall würde der Anzug sich selbst abdichten und sich aus einem eingebauten Luftreservoir versorgen. Er war unbequem, aber besser als den ganzen Tag über Weltraumpanzerung zu tragen.
    Scolari ging mit federnden Schritten auf die Luke zu. St. James hatte sich eine Lektion verdient, und sie freute sich darauf, sie ihm zu erteilen. Und es gab auch noch ein paar zusätzliche Vorteile. Mit Ausnahme einiger belangloser Scharmützel in ihrer Jugend hatte Scolari nie einen größeren Feldzug geleitet, und ein entscheidender Sieg würde sicherlich ihrer Glaubwürdigkeit zugute kommen.
    Die Männer und Frauen auf dem Schlachtschiff Sims wie auch auf allen anderen Schiffen in Scolaris Flotte befanden sich seit mehr als einer Stunde auf Gefechtsstation. Wenn Schiffe aus dem Hyperraum kamen, waren sie verletzbar, und Scolari war vorsichtig.
    Normalerweise herrschte auf dem Hauptkorridor reger
    Betrieb, aber jetzt war er praktisch leer, und deshalb hatte Scolari ihn, wenn man einmal von einem einsamen Wartungsbot absah, für sich alleine. Die Schwerkraftgeneratoren des Schiffes waren auf 1,5 G eingestellt, um die Marines zu stärken. Scolari genoss das Gefühl zusätzlichen Widerstands.
    Zwei Wachen nahmen Haltung an, als sie sich der Einsatzzentrale näherte. Die Absätze ihrer rechten Stiefel krachten exakt im gleichen Augenblick auf das Deck, in dem ihre Sturmgewehre Klasse IV senkrecht vor ihrer Brust standen. Scolari nickte zufrieden, genoss die Präzision der Ehrenbezeigung und den Respekt, den man ihrem Rang erwies.
    Die Luke schob sich auf, und Scolari betrat die Einsatzzentrale. Alle drei Wachen waren zugegen, sodass sich an die dreißig Leute im Raum befanden, was ihn etwas überfüllt wirken ließ.
    Ebenso wie Scolari trug das Personal der Einsatzzentrale Leichtanzüge, die sich automatisch mit Luft füllen würden, falls das Abteil ein Leck

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