Der Auftrag
haben. Wenn Pem-Da sich gegen Poseen-Ka stellte, und Isam-Ka beschlossen hatte, ihn zu unterstützen, wo blieb da er? Seine Stimme würde dann den Ausgang des Verfahrens entscheiden. Eine Stimme, die ihn alles das kosten konnte, wofür er so hart gearbeitet hatte. Welcher Offizier hatte die meiste Unterstützung im Oberkommando? In der Triade selbst? Die Fragen wirbelten durch sein Bewusstsein und ließen seine Hände zittern. Es wurde wieder hell, und er verbarg sie unter dem Tisch.
»Danke, Sektormarschall Isam-Ka, aber man hat meine
Strategie infrage gestellt. Vizekommandeur Moder-Ta hält es nicht für nötig, unsere Nachschublinien zu schützen und zu verteidigen, und drängt uns, blindlings weiter vorzurücken, auf das Herz des Feindes zu zielen und das Intaka präventiv zu führen.
Aber eine solche Betrachtungsweise geht davon aus, dass die Menschen untätig waren, und das ist eine Annahme, die ich bestreite.«
Hoskins verlagerte sein Gewicht in dem überdimensionierten Sessel von der einen auf die andere Seite und fragte sich, ob er richtig gehandelt hatte, indem er dem Hudathaner die Information geliefert hatte, die dieser jetzt benutzen wollte. Poseen-Ka den Vorzug vor seinen Widersachern zu geben, war so, als müsse man sich entscheiden, ob man von einem Löwen oder einem Bären gefressen werden wollte.
Diese Unterscheidung mochte jetzt vernünftig erscheinen und hatte ausgereicht, um die Überlebenden von Frio II zu retten, aber wie würde sie bei einem Kriegsgerichtsprozess aussehen? Immer vorausgesetzt, dass er lange genug lebte, dass es zu einem solchen Verfahren kommen konnte. Und dann würde er und nicht etwa Poseen-Ka derjenige sein, der vor einem Untersuchungsausschuss stand und auf dessen Spruch wartete.
Diesmal wurde es nicht ganz dunkel, als auf der dem Gericht gegenüberliegenden Wand vier Dokumente erschienen. Es waren zwei Originale, beide in Standard, und zwei Übersetzungen. Die hudathanische Schrift bestand aus Piktogrammen, die denen ähnelten, die Norwood überall im Schiff gesehen hatte.
Poseen-Ka war jetzt in Fahrt gekommen und wirkte eher wie ein kommandierender Offizier, der seinen Stab informiert, als wie ein Angeklagter, der sich verteidigt, und dieser Schachzug ließ ihn eher als Mitglied des Gerichts erscheinen, nicht wie einen Angeklagten. Er richtete ein kleines Gerät auf die Wand, wo ein Pfeil erschien.
»Wie Sie sehen können, weist das erste Dokument, das von NAVCOM Erde, die Streitkräfte auf Frio II an, sich zurückzuziehen und sich zu den inneren Planeten zu begeben, ein Befehl, der entweder auf Feigheit oder auf ein Zusammenziehen von Streitkräften deuten und durchaus im Einklang mit dem stehen könnte, was die menschlichen Streitkräfte bis jetzt getan haben.
Das zweite Dokument freilich, das von LEGCOM Algeron, weist sie interessanterweise an, die erste Gruppe von Befehlen zu ignorieren und standzuhalten. Und dies trotz der Tatsache, dass LEGCOM Algeron eine untergeordnete Kommandostruktur ist, die normalerweise ihre Anweisungen von der Erde bekommt.«
Poseen-Ka wandte sich Hoskins zu.
»Vizekommandeur Moder-Ta hat es für richtig gehalten, Menschen als Zeugen aufzurufen. Sagen Sie uns also, Major Hoskins, wie interpretieren Sie diese einander widersprechenden Befehle?«
Hoskins schluckte den Kloß hinunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. Seine Hand griff zu dem Übersetzungsgerät, das ihm um den Hals hing. »Ich kann das nicht mit Sicherheit sagen, aber ich nehme an, dass LEGCOM Algeron eine Strategie vorzieht, die anders ist als die, die NAVCOM Erde wünscht, und beschlossen hat,
seine eigenen Wege zu gehen.«
Poseen-Ka hätte eine Frage nachschieben können, tat das aber nicht, weil er es vorzog, die Zuhörer ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen.
Alle drei Richter sahen einander erschreckt an. Das war eine völlig neue Information, sorgfältig für diesen Augenblick aufbewahrt und äußerst wirksam vorgebracht. Eine Spaltung in der Kommandostruktur der Menschen! Selbst die Triade würde das zur Kenntnis nehmen. Aber was hatte es zu bedeuten?
Pem-Da war wütend, dass Moder-Ta sich hatte austricksen lassen, und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Das war freilich vergeudete Energie, denn Moder-Ta hatte seinerseits Baldwin mit einem ähnlich vernichtenden Blick aufgespießt, und der war weiß wie die Wand geworden.
Poseen-Ka entging nicht, welches Unbehagen er ausgelöst hatte, gab sich aber so, als stehe er über solchen Dingen. Die
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