Der Auftrag
Kameradschaft und musste an Leonid denken. Schuldgefühle schlugen wie eine Welle über ihr zusammen. Wie lange war ihr Mann jetzt tot? Waren es Wochen? Monate? Sie versuchte alle infrage kommenden Variablen zu berechnen, gab aber schnell auf. Ein Monat dürfte etwa stimmen. Eigentlich nicht sehr viel Zeit, und sie hatte ihn bereits verraten, wenn nicht in physischer Hinsicht, dann doch emotional, denn sie war fest entschlossen, die Beziehung zu St. James weiter zu verfolgen, wo auch immer das hinführen mochte.
Sergi kannte ihre Gefühle und billigte sie. Das stand für Natasha fest. Und wenn ihr Ex-Schwiegervater so dachte, dann hatte sie doch eigentlich keinen Grund, sich Sorgen zu machen, oder? Und was hatte das alles überhaupt zu besagen, wo sie doch ringsum vom Tod umgeben war?
Das Modul machte wieder einen Ruck, das Deck kippte nach vorn ab, und Natasha hielt sich fest. Was kommen würde, würde eben kommen
Booly wartete, bis ein Felsrutsch den Konvoi zum Stillstand brachte, dankte dem Fahrer fürs Mitnehmen und sprang hinaus. Er wusste nicht, was sich der junge Legionär wegen seines plötzlichen Ausstiegs dachte, aber es kümmerte ihn auch nicht. Nein, Corporals hatten keine solchen Fragen zu stellen, und Sergeant Majors brauchten sie nicht zu beantworten. Nur schade, dass sein Rang draußen in der Wüste nicht viel bedeuten würde.
Drei Tagzyklen und zwei Nachtzyklen waren verstrichen, seit sie Fort Camerone verlassen hatten. Die Sonne ging gerade wieder unter, und nach dem stickigen Mief in der engen Fahrerkabine schmeckte die Luft sauber. Kies knirschte unter seinen Süefeln.
Die Fahrzeuge standen in einer fast zwei Kilometer langen Schlange Stoßstange an Stoßstange, wie Zielscheiben für tief fliegende Flugzeuge. Offiziere und Unteroffiziere fluchten und schimpften, dass man das Gefühl hatte, der Äther müsse von den vielen Verwünschungen in Brand geraten, und versuchten, den Stau durch Willenskraft aufzulösen. Aber dafür war es zu spät. Die hintersten Fahrzeuge setzten zurück, aber bis sie weit genug gekommen sein würden, um wirklich etwas zu bewirken, würde das Hindernis sicherlich schon beseitigt sein.
Cyborgs wurden ausgeschickt, um die beiden Flanken zu schützen, und elektronische Augen suchten den Himmel ab. Die Marines waren bis jetzt noch nicht im Orbit, wenigstens behauptete das der Nachrichtendienst, aber dem vertraute niemand.
Motoren heulten auf, als schweres Gerät vorrückte, um den Felsrutsch zu beseitigen, und hunderte von Soldaten stiegen aus ihren Fahrzeugen. Einige dehnten und streckten sich und erzählten Lügengeschichten über irgendwelche sexuellen Großtaten, während die Übrigen sich in die Bodenrinnen der Umgebung verdrückten, um für sich zu sein. Booly schloss sich ihnen an.
Bei solchen Exkursionen wurden grundsätzlich Waffen aber keine Tragetaschen ausgegeben. Booly sah, dass sich deshalb ein paar neugierige Blicke mit ihm beschäftigten. Aber wenn der Sergeant Major Lust hatte, zwanzig oder fünfundzwanzig Kilo zusätzliches Gewicht mit sich herumzuschleppen, ging das ja schließlich niemanden etwas an, oder?
Booly stellte fest, dass es relativ einfach war, sich in eine Bodensenke zu verdrücken, sich zu vergewissern, dass niemand ihm folgte, und in der schnell dichter werdenden Dunkelheit zu verschwinden. Anschließend war es ein Leichtes, eine Bodenspalte zu finden, sich dort niederzulassen und abzuwarten, bis die Legion weiterzog. Es dauerte eine knappe Stunde, aber dann verhallten das Geschrei und das Dröhnen der Motoren schließlich.
Ein Trooper II, der nach Banditen und Nachzüglern Ausschau hielt, arbeitete sich mit mahlenden Schritten in ein ausgetrocknetes Flussbett hinunter, versäumte es aber, Boolys Spalte zu scannen. Dann verstummten auch seine Schritte, und völlige Stille legte sich über das Land. Booly wurde plötzlich bewusst, dass er sich noch nie in seinem Leben so völlig allein gefühlt hatte.
Der Felskamm bot ideale Sichtmöglichkeiten. Der Naa-
Häuptling robbte ein Stück nach vorn, führte den Feldstecher an die Augen und zoomte. Es war fast völlig finster, aber das aus den Beständen der Legion stammende Glas sammelte das Restlicht und verstärkte es.
Wegfern Hartmann sah zu, wie die Erdbeweger flache Gräben aushoben, und sah, wie die Quads sich darin wie Breilas niederließen, die üblicherweise auf dem Boden nisteten. Das »Rulu«, der Angriff von unter der Erde, war eine Taktik, die die Naa favorisierten, und der
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