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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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hatten. Sie hatten es nur sparsam benutzt und an einer Stelle verwahrt, wo niemand nachsah, und es hatte bereits zweiundsechzig Legionäre zur Strecke gebracht.
    Der Alte lächelte und begann die erste Etappe seiner langen Reise.
    Wer mit dem Teufel zu Abend essen will… muss sich zuerst in die Hölle begeben.

    Sprichwort der Dweller, um 2349
    Planet Erde,
    Imperium der Menschheit
    Jeder weiß, dass er einmal sterben wird, aber nur wenige wissen, wann. Angel Perez wusste es, und zwar auf den Tag, die Minute und die Sekunde genau.
    Und wenn er es schaffte, diesen Zeitpunkt irgendwie zu vergessen, oder mit verbotenen Drogen die Information aus seinem Gehirn verdrängte, so erinnerte ihn doch der Bildschirm an der Wand ständig daran. Manchmal erschienen die Worte in einem anderen Schriftgrad, und zu jeder vollen Stunde änderte sich ihre Farbe, aber der Inhalt blieb stets derselbe.
    »Ungefähr um achtzehn Uhr dreißig von Tag vier, Standardmonat zwei, haben Sie Cissy Conners getötet. Für dieses Verbrechen hat man Ihnen den Prozess gemacht und
    Sie für schuldig befunden. Sie werden um Null Sechs Null Null am Tag Fünfzehn des Standardmonats Vier exekutiert werden.«
    Die Worte blieben stets dieselben, nur das Digitaldisplay in der rechten unteren Ecke des Bildschirms änderte sich. Es zeigte seine Lebenserwartung in Stunden und Minuten an. Was ursprünglich neununddreißig Tage gewesen waren, war jetzt auf etwas mehr als eine Stunde zusammengeschrumpft. Sie würden ihn jetzt jeden Augenblick holen.
    Er war mehr als ein Jahr im Gefängnis gewesen, während das zentralisierte Computersystem des Kriminalgerichts seinen Fall durch den automatischen Berufungsprozess geführt hatte. Anschließend - nachdem sich keine Gründe für eine Wiederaufnahme des Verfahrens oder eine Änderung des Strafmaßes ergeben hatten - hatte ihn eine unter der Bezeichnung JMS 12.1 bekannte künstliche Intelligenz von Karussell Zwei, Turm Vier nach Karussell Sechzehn, Turm Neunzehn verlegt, den Insassen der Institution besser als »Todesstapel« oder TS bekannt.
    Perez war froh, dass er die Henkersmahlzeit abgelehnt hatte. Bei leerem Magen war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass er sich übergeben oder in die Hosen machen würde. Er dachte an seine Mutter und fragte sich, ob sie wohl etwas wusste - und wenn ja, ob es ihr etwas ausmachte.
    Servos pfiffen, und seine Zelle bewegte sich. Zuerst zur Seite, dann nach unten, und das so schnell, dass es in seinen Ohren knackte. Luft kam durch tausende winziger Löcher herein. Keines davon war groß genug, dass er hinaussehen konnte, aber Perez wusste, was da ablief.
    JMS 12.1 hatte Karussell Sechzehn so gedreht, dass seine Zelle vor einem der vier Liftschächte des Turms stand und sie dann durch den Schacht nach unten fallen lassen. Die Zelle wurde plötzlich langsamer, sodass er sich schwerer fühlte, und warf ihn dann zur Seite, als sie aus dem Lichtschacht herausgeschwenkt wurde.
    Draußen herrschte Unruhe. Andere Gefangene mit einer nur wenig größeren Lebenserwartung als der seinen brüllten Unflätigkelten und trommelten gegen die Stahlwände. Die Wachen beeinflusste das Ritual nicht, aber die Zelleninsassen fühlten sich besser.
    Eine Maschinerie summte, Schlösser schnappten, und die Türe öffnete sich.
    Es waren vier. Gerade die richtige Zahl, um mit einem verzweifelten Gefangenen fertig zu werden, ohne sich gegenseitig im Wege zu stehen. Sie trugen schwarze Kapuzen, Hemden und Hosen. Perez war nackt. Wie alles andere im Gefängnis war auch das ein Teil der Strafe.
    Die Wache ganz links sprach.
    »Perez?«
    Perez stellte fest, dass seine Kehle trocken war, sehr trocken. Er brachte etwas Speichel auf und schluckte ihn.
    »Falsche Zelle. Der ist auf Karussell Fünf.«
    Aus den umliegenden Zellen war zustimmendes Gelächter zu hören. Ihre Gedanken, ihre Erinnerungen waren der einzige Grabspruch, auf den Perez hoffen konnte.
    Einer der Männer hatte einen schwarzen Knüppel. Er schlug sich damit leicht gegen den Schenkel. »Nett, Perez. Wirklich nett. Also, wie wollen wir’s machen? Senkrecht? Oder waagerecht?«
    Perez zwang sich aufzustehen. Seine Knie zitterten. Der
    Digitalzähler zeigte an, dass er noch 42:16 übrig hatte. »Senkrecht.«
    Der Mann mit dem Knüppel schüttelte enttäuscht den Kopf. »Okay, also senkrecht. Ito und Jack gehen voraus. Dann Sie. Bob und ich gehen hinterher. Fragen?«
    Perez versuchte sich eine schlagfertige Bemerkung einfallen zu lassen, aber es wollte

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