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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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hinüber.
    »Was meinen Sie, Colonel? Norwood sagt, dass wir uns im Krieg befinden. Dem stimme ich zu. Und doch machen Sie keine Anstalten zur Flucht. Weshalb?«
    Baldwin hätte gern ein einschmeichelndes Lächeln aufgesetzt, konnte es aber unterdrücken. Für Hudathaner bedeutete ein Lächeln nichts und würde sie nur ablenken.
    »Ich betrachte mich als Freund der hudathanischen Rasse und verspüre nicht den Wunsch, Ihrer Gastfreundschaft zu entfliehen.«
    Poseen-Ka strich über den Edelstein, der seinen Rang symbolisierte. »Colonel Norwood ist der Ansicht, dass die Menschen sofort einen Gegenangriff starten werden. Was ist Ihre Meinung?«
    Baldwin räusperte sich. Er spürte die Schweißtropfen auf seiner Stirn, wischte sie aber nicht weg. Was in drei Teufels Namen führte Poseen-Ka im Schilde? Der Hudathaner wusste verdammt genau, was Baldwin dachte. Also war das nur Fassade. Er wollte, dass sein Stab beide Ansichten hörte, ohne selbst dazu Stellung zu beziehen. Aber warum?
    Augenblick … Norwood hatte eine Meinung geäußert, die das exakte Gegenteil der seinen darstellte. Das war es also! Poseen-Ka oder jemand in seinem Stab hatte Zweifel. Wer? Moder-Ta? Höchst unwahrscheinlich. Moder-Ta war ein Fanatiker. Nein, es musste Poseen-Ka selbst sein, und das bedeutete eine ernsthafte Gefährdung von Baldwins Plänen. Er musste diese Zweifel beseitigen und den
    Anführer der Aliens davon überzeugen, dass es sinnvoll war anzugreifen. Baldwin wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Unsere Streitkräfte verbringen die meiste Zeit damit, untereinander zu streiten. Demzufolge und infolge unzureichender Führung durch einen verrückten Imperator, wird die Reaktion meiner Mitmenschen darin bestehen, dass sie ihre Streitkräfte zurückziehen, in Richtung auf das Zentrum des Imperiums. Damit werden sie euch die meisten, wenn nicht alle Welten der Randzone überlassen und ihre Kräfte auf eine Schlacht konzentrieren, die sie für die entscheidende halten.«
    Baldwin gefiel, wie das, was er soeben gesagt hatte, klang, und er hielt inne und blickte in die Runde. Er war immer noch dabei, die Nuancen der hudathanischen Körpersprache und deren Gesichtsausdruck zu lernen, entdeckte aber immerhin Zeichen von Zustimmung. Ermutigt fuhr er fort.
    »Die hudathanische Flotte wird allenfalls mit symbolischem Widerstand zu rechnen haben, deshalb - da sie sich ja besser vorbereiten konnte - die menschliche Flotte zerschlagen und unter ihre Gewalt bringen.«
    Aus Letzterem sprach eher Hoffnung als Gewissheit; die Hudathaner neigten dazu, andere Rassen völlig auszulöschen und nicht etwa, sie zu unterwerfen. Aber Baldwin konnte hoffen. Es wäre doch recht erfreulich, auf dem Thron des toten Imperators zu sitzen, während dieselben Offiziere, die ihm den Kriegsgerichtsprozess gemacht hatten, sich zu seinen Füßen im Staub wanden.
    Norwood hatte Baldwins Worte mit wachsendem Entsetzen gehört. Was er sagte, entsprach den Tatsachen und war viel wahrscheinlicher als das, was sie gesagt hatte. Sie hatte sich mehr von Wunschdenken als einer überlegten Analyse leiten lassen. Tatsächlich wuchs, je mehr sie darüber nachdachte, ihre Überzeugung, dass Baldwin Recht hatte. Das Imperium würde den Rückzug antreten und alle Welten, mit Ausnahme der Inneren, den Hudathaner überlassen. Deshalb hatten sie die Torpedos durchgelassen - um ein Rückzugsmanöver auszulösen, das Baldwin für sicher hielt. Sie verspürte eine aufkommende Übelkeit.
    »Also«, erklärte Poseen-Ka, »wir haben hier zwei Menschen und zwei Ansichten über das vermutliche Verhalten ihrer Rasse. Ich denke, ihr werdet mir zustimmen, dass die Äußerungen der beiden Menschen interessant, wenn auch nicht sonderlich instruktiv waren.« Er wandte sich einer Wache zu. »Schaff sie weg. Du weißt, was zu tun ist.«
    Die Wache machte eine bestätigende Geste, bedeutete Baldwin und Norwood, von dem Podest zu steigen, und bugsierte sie zum Ausgang. Poseen-Ka wartete, bis die Menschen die Zentrale verlassen hatten, ließ sich die Operationsberichte der Speerkommandeure geben und eröffnete dann die Diskussion.
    Das Gesprächsthema war Strategie, aber es gab auch Untertöne, die sich mit der Möglichkeit befassten, dass Norwood Recht hatte.
    Aber jedes Mal, wenn derartige Bedenken geäußert wurden, machten Moder-Ta oder einer der konservativeren Speerkommandeure den betreffenden Offizier lächerlich, sodass allmählich alle Kommentare dieser Art verstummten.
    Als Poseen-Ka das erkannte,

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