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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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leuchtenden Korona der Sonne, darauf bedacht, ihre Flugformation nicht zu verlassen und ihre vorgeschriebenen Landezonen anzupeilen. Nur fünfzehn oder allerhöchstens zwanzig Zeiteinheiten würden vergehen, dann würde auch der letzte Transporter gelandet sein, seine Truppen abgesetzt haben und sich bereits wieder im Raum befinden.
    Die Menschen waren schlau gewesen, sehr schlau sogar, aber kein noch so großes Maß an Schlauheit würde sie vor dem »Intaka« schützen, dem »Todesschlag«. Der Begriff Intaka stammte ursprünglich aus dem Wortschatz des »Gunu«, einer hoch ritualisierten und disziplinierten Art des persönlichen Kampfes, war aber dann vom hudathani-schen Militär übernommen worden und beschrieb heute den Einsatz überwältigender Macht.
    Obwohl die meisten seiner Offizierskollegen, die fast alle groß und stark gewachsen waren, das Intaka favorisierten, neigte Niber-Ba dazu, es wirklich nur als letztes Mittel einzusetzen. Das rührte daher, dass seine Gegner stets größer als er gewesen waren, und war auf ein natürliches Gefühl der Sparsamkeit und eine gesunde Dosis hudathanischer Paranoia zurückzuführen. Weshalb schließlich mehr Ressourcen als absolut nötig einsetzen, um einen Gegner zu überwältigen? Ganz besonders in einem Universum, wo mit Sicherheit stets weitere Feinde darauf warteten, einen anzugreifen.
    Aber diese Situation hier war völlig anders. Niber-Ba wusste das jetzt und wusste auch, dass er die Schwäche des Feindes von Anfang an hätte erkennen und die Strategie des Intaka hätte einsetzen müssen, um den Feind zu besiegen.
    Das Wissen um diese Fehleinschätzung und die vielen Todesopfer, die darauf zurückzuführen waren, hatte ihm drei Zyklen nacheinander den Schlaf geraubt. Nichts konnte tote Krieger zum Leben erwecken oder das Gefühl tiefer Scham aus seiner Seele löschen. Aber der Sieg würde der Sache seines Volkes dienen. Ja, ein Sieg würde den Schmerz lindern, und der Sieg war ihm sicher.
    Niber-Ba wandte sich dem Holotank der Kommandozentrale zu und konzentrierte sich auf die Schlacht.
    Red warf einen Blick auf seine Bildschirme, bestätigte die Analyse von Spinhead und sprach ins Mikro.
    »Zeit, das Hors d’oeuvre zu servieren … unsere Gäste sind eingetroffen.«
    Die Worte des Elektronik Tech waren überall auf Spindle zu hören. Captain Omar Narbakov, der in letzter Minute eine Waffenbettung verstärken ließ, hörte sie; Leonid Chien-Chu, der gerade an einer Spleißung arbeitete, hörte sie; Legionär Seeger und auch all die anderen hörten sie, die auf ihrem Posten warteten, mit einem eisigen Klumpen im Magen und schweißfeuchten Händen. Jetzt war er also gekommen, der Augenblick, vor dem sie sich gefürchtet hatten, der Augenblick, in dem ihr Leben ganz und gar von Fähigkeiten abhing, um die die meisten sich nie bemüht hatten, und auch vom Glück, das keine Loyalität kannte und genauso dem Feind wie ihnen gehörte.
    Die einzige Ausnahme war Narbakov. Er hatte als Junge von diesem Augenblick geträumt, als Mann dafür trainiert und viele Jahre darauf gewartet, dass er kommen würde. Er genoss den Pfefferminzgeschmack, als ein Stück Konfekt sich in seinem Mund auflöste, und die harte, brutale Landschaft vor seinem Visier. Der Zwerg hing wie ein Scheinwerfer am Himmel und warf harte, schwarze Schatten über die Oberfläche von Spindle, Schatten, in denen sich viele seiner Soldaten versteckt hielten.
    Ja, dies war seine Stunde, sein Camerone, der Ort, an dem er sterben würde. Der Gedanke machte ihm keine Angst, bloß ein sich steigerndes Gefühl der Erregung. Denn ein Legionär wird nicht sterben, kann nicht sterben, solange andere leben, die sich seiner erinnern.
    Narbakov stand im Freien, voll Geringschätzung für die hudathanischen Raumjäger, deren Waffen die Oberfläche des Asteroiden bestrichen, und erhöhte mit einer Kinnbewegung die Vergrößerung seines Visiers.
    Die hudathanischen Truppentransporter hatten zu landen begonnen, waren sanft auf ihre Landepunkte heruntergesunken, wie eine Biene sich auf einer Blume niederlässt, und hatten ihre Truppen abgesetzt, als wären sie Pollenstaub. Es gab keine Reaktion, kein Feuer der Verteidiger, weil Narbakov die Hudathaner auf dem Boden haben wollte. Er war es leid, vom Weltraum aus beschossen zu werden, war es leid, sich das Gesetz des Handelns von den Aliens vorschreiben zu lassen, und gierte danach zurückzuschlagen.
    Ein Hudathaner glitt aus, verlor den Kontakt mit dem Boden und schwebte

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