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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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dafür gemeldet, in der Tatnacht einen der Wagen zu fahren.«
    »Aber nur, weil Abu Dschihad die Zielperson war. An seinen Händen klebte das Blut von Hunderten von Israelis und Juden.«
    »Auch an den Händen dieses Mannes klebt Blut. Vergiß das nicht.«
    »Er ist nur ein Junge, dessen Familie abgeschlachtet wurde, während die israelische Armee untätig zugesehen hat.«
    »Er ist kein Junge. Er ist ein Fünfundzwanzigjähriger, der Tariq hilft zu morden.«
    »Und du benutzt ihn, um an Tariq heranzukommen, damit du rächen kannst, was Tariq dir angetan hat? Wann hört das auf? Wann ist endlich Schluß mit dem Blutvergießen? Wann,  Gabriel?«
    Er stand auf und zog seine Jacke an.
    »Ich steige aus«, sagte Jacqueline.
    »Du kannst jetzt nicht abhauen.«
    »Doch, das kann ich. Ich will nicht mehr mit Jusef schlafen.«
    »Warum?«
    » Warum? Du hast den Nerv, mich nach dem Warum zu  fragen?«
    »Tut mir leid, Jacqueline. Das ist nicht so rausgekommen, wie ich…«
    »Du hältst mich für eine Nutte, hab' ich recht, Gabriel? Du denkst, daß es mir nichts ausmacht, mit einem Mann zu  schlafen, der mir egal ist.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Bin ich das für dich in Tunis gewesen? Bloß eine Nutte?«
    »Du weißt, daß das nicht stimmt.«
    »Dann erzähl mir, was ich war.«
    »Was hast du vor? Willst du nach Frankreich zurück? Zurück  in dein Landhaus in Valbonne? Zurück zu deinen Pariser Parties, deinen Fototerminen und Modeschauen, bei denen die schwierigste Frage die Entscheidung ist, welchen Lippenstiftfarbton man auflegen soll?«
    Ihr Schlag mit dem Handrücken traf seine linke Gesichtshälfte. Er starrte sie kalt an, während die Haut über seinem Backenknochen sich rot verfärbte. Sie holte wieder aus, um ihn erneut zu schlagen, aber er hob lässig die linke Hand und wehrte den Schlag mühelos ab.
    »Merkst du nicht, was passiert?« fragte Gabriel. »Er hat dir die Geschichte seiner Leiden in Schatila aus einem ganz bestimmten Grund erzählt. Er stellt dich auf die Probe. Er will dich für etwas.«
    »Das ist mir scheißegal!«
    »Ich dachte, du wärst jemand, auf den ich mich verlassen kann. Nicht jemand, der mitten im Spiel schlappmacht.«
    »Halt die Klappe, Gabriel!«
    »Gut, ich rufe Schamron an - sage ihm, daß wir nicht weitermachen.«
    Er streckte eine Hand nach der Türklinke aus. Sie hielt seine Hand fest. »Tariq zu beseitigen bringt nichts wieder in Ordnung. Das ist nur eine Illusion. Du stellst dir die Sache wie die Restaurierung eines Gemäldes vor: Du findest die schadhafte Stelle, du besserst sie aus, und alles ist wieder wie zuvor. Aber so ist es bei Menschen nicht. Eigentlich ist es nicht mal bei einem Gemälde so. Sieht man genau hin, kann man immer erkennen, wo es ausgebessert worden ist. Die Narben verschwinden nie ganz. Der Restaurator heilt das Gemälde
    nicht. Er verbirgt nur die Wunden.«
    »Ich muß wissen, ob du bereit bist weiterzumachen.«
    »Und ich will wissen, ob ich in Tunis bloß deine Nutte gewesen bin.«
    Gabriel streckte eine Hand aus und berührte ihre Wange. »In
    Tunis warst du meine Geliebte.« Seine Hand fiel an seine Seite herab. »Und dafür ist meine  Familie zerstört worden.«
    »Ich kann die Vergangenheit nicht ändern.«
    »Das weiß ich.«
    »Hast du mich geliebt?«
    Er zögerte kurz, dann sagte er: »Ja, sehr.«
    »Liebst du mich jetzt?«
    Er schloß die Augen. »Ich muß wissen, ob du weitermachen  kannst.«

3 0 Hyde Park, Londo n
    »Dein Freund hat sich einen verdammt schlechten Ort für einen Treff ausgesucht«, sagte Karp.
    Die beiden saßen hinten in einem weißen Ford Transit, der auf der Bayswater Road nur wenige Meter vom Lancaster Gate entfernt geparkt war. Karp beugte sich über seine Gerätekonsole und regelte die Lautstärke. Gabriel konnte sich wegen des brausenden Lärms von Autos, Taxis, Lastwagen und Doppeldeckerbussen kaum denken hören. Über ihnen bewegten die Zweige der Bäume am Nordrand des Parks sich im Wind. In Gabriels Kopfhörer klang das von Karps Mikrofonen aufgefangene Windrauschen wie ein Wildwasserfluß. Hinter dem Lancaster Gate sprangen und plätscherten die Springbrunnen der Italienischen Gärten. Die Mikrofone nahmen diese Geräusche wie einen Monsun-Wolkenbruch auf.
    »Wie viele deiner Lauscher sind dort draußen unterwegs?« fragte Gabriel.
    »Drei«, antwortete Karp. »Der Mann auf der Parkbank, der wie ein Bankangestellter aussieht, das hübsche Mädchen, das die Enten füttert, und der Mann, der hinter dem Tor Eis

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