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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Dutzende von Zeitungen und Zeitschriften sowie eine Mehrheitsbeteiligung an dem ehrwürdigen New Yorker Verlag Horton & McLawson. Das Juwel in seiner Krone war jedoch das Boulevardblatt Daily Sentinel, das die dritthöchste Auflage aller überregionalen britischen Zeitungen hatte. Journalisten in der Fleet Street kannten den Daily Sentinel als Daily Stone, weil es nicht ungewöhnlich war, daß das Blatt an einem einzigen Tag gleich zwei Artikel über Stones geschäftliche und philanthropische Aktivitäten brachte.
    Der Konkurrenz unbekannt war die Tatsache, daß Stone, ein in Ungarn geborener Jude, auch Ari Schamrons wertvollster Sajan war. Mußte Schamron einen Katsa möglichst schnell in ein feindliches Land einschleusen, wandte er sich wegen der erforderlichen Tarnung an Stone und den Daily Sentinel. Versuchte ein unzufriedener Katsa einen Verlag für ein Enthüllungsbuch über den Dienst zu finden, wandte Schamron sich an Stone, damit sein New Yorker Verlag das Manuskript kaufte und verschwinden ließ. Wollte Schamron in der westlichen Presse eine Meldung lancieren, brauchte er nur zum Telefonhörer zu greifen und sie Benjamin Stone ins Ohr zu flüstern.
    Stones wertvollster Beitrag zum Funktionieren des Diensts war jedoch Geld. In der Führungsetage am King Saul Boulevard hatte seine Spendenfreudigkeit ihm den Spitznamen ›Hadassah‹ eingetragen. Tatsächlich war aus den Pensionsfonds von Stones Firmen entwendetes Geld über Jahre hinweg zur Finanzierung von Geheimdienstunternehmen verwendet worden. Brauchte Schamron Geld, transferierte Stone es über eine Kette von Schein-und Tarnfirmen auf eines von Schamrons Operativkonten in Genf.
    Stone begrüßte Schamron an diesem Abend im protzigen Eingangsbereich seiner Dachterrassenwohnung. »Scheiße, Mann!« dröhnte er in dem volltönenden Bariton, der sein Markenzeichen war. »Rudolf, mein Lieber! Hab' nicht gewußt, daß Sie in London sind. Warum haben Sie Ihren Besuch nicht angekündigt? Ich hätte was Passendes arrangiert. Ein Bankett. Ein Menschenopfer.«
    Er legte dem Besucher seine riesige Pranke auf die Schulter. »Verräterischer Hundesohn! Sie können von Glück sagen, daß ich zu Hause bin. Wundervoll! Sensationell! Kommen Sie. Nehmen Sie Platz. Essen Sie. Trinken Sie.«
    Er zog Schamron mit sich ins Wohnzimmer. Alles war übergroß, damit es Stones Leibesfülle aufnehmen konnte: tiefe Sessel und Sofas aus handgenähtem Leder, ein hochfloriger roter Teppich, breite Ottomanen, große, niedrige Tische mit Blumenvasen und kostspieligen Kleinigkeiten, die er von anderen Millionären geschenkt bekommen hatte. Stone stieß Schamron in einen Ledersessel, als wollte er ihn vernehmen. Als er ans Fenster trat und auf einen Knopf drückte, wurden die schweren Vorhänge elektrisch geöffnet. Auf der anderen Seite der Scheibe arbeitete ein Fensterputzer. Stone klopfte mit seinem dicken Fingerknöchel ans Glas und winkte ihm zu, was eher wie ein Karateschlag aussah.
    »Ich bin Herr und Gebieter über alles, was Sie hier sehen, Herr Heller«, verkündete Stone, indem er seine Aussicht bewunderte. »Dieser Mann putzt jeden Tag meine Fenster. Ich kann schmutzige Fenster nicht leiden. Sie etwa? Würde ich ihm befehlen, vom Dach zu springen, würde er's tun und mir später für diesen Vorschlag danken. Er tut's nicht aus Loyalität. Oder Respekt. Oder Liebe. Er tut's, weil er Angst davor hätte, es nicht zu tun. Angst ist das einzige Gefühl, das wirklich wichtig ist.«
    Der Fensterputzer beendete seine Arbeit rasch und fuhr in seinem Seilkorb über die Fassade nach unten. Stone durchquerte schwerfällig den Raum und öffnete den Kühlschrank hinter der Bar. Er holte zwei Flaschen Champagner heraus - er machte nie nur eine auf - und knallte die Tür wieder zu, als ramme er einem Konkurrenten sein Knie in den Unterleib. Er versuchte eine der Flaschen zu öffnen, aber seine dicken Finger kamen mit der Goldfolie und dem verdrillten Draht nicht gut zurecht. Schließlich warf er seinen Kopf in den Nacken und brüllte: »Angelina!«
    Ein verängstigtes portugiesisches Dienstmädchen, das ihn kaum anzusehen wagte, betrat den Raum.
    »Mitnehmen«, befahl Stone ihr und hielt die Flaschen an den Hälsen hoch, als wolle er sie erwürgen. »Aufmachen und in Eis eingraben! Bringen Sie Essen, Angelina. Berge von Essen. Kaviar, Räucherlachs… und vergessen Sie die Erdbeeren nicht. Anständig große Erdbeeren. So groß wie die Brüstchen eines Backfischs.«
    Stone ließ sich in eine

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