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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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soll's nur versuchen! Jedes Mädchen, das er zum Sex gezwungen hat, sagt vor Gericht gegen ihn aus. Dann ist er erledigt!«
    »Robert Leboucher hat angerufen, kurz bevor, du gekommen bist. Er versucht, aus der Sache auf Mustique auszusteigen. Er sagt, daß er nicht mit Frauen zusammenarbeiten kann, die  Fotografen mißhandeln.«
    »Tratsch macht in dieser Branche schnell die Runde.«
    »Das war schon immer so. Ich denke, wenn ich Robert gut  zurede, wird er wieder Vernunft annehmen.« Marcel zögerte, dann fugte er hinzu: »Wenn du willst, daß ich das tue, meine ich.«
    »Natürlich will ich, daß du das tust.«
    »Bist du dir deiner Sache sicher, Jacqueline? Bist du dir sicher, daß du noch mitbringst, was man für diese Art Arbeit braucht?«
    Sie trank einen großen Schluck Wein, lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Tatsächlich bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich's noch mitbringe.«
    »Tu mir einen Gefallen, Chérie. Fahr für ein paar Tage in unser Haus in den Süden. Oder mach eine der langen Reisen, die du früher gemacht hast. Du weißt schon - diese Trips, um die du immer ein so großes Geheimnis gemacht hast. Ruh dich aus. Schaff Ordnung in deinem Kopf. Denk ernsthaft über die Zukunft nach. Ich versuche inzwischen, Robert zur Vernunft zu bringen. Aber du mußt selbst entscheiden, ob du wirklich weitermachen willst.«
    Jacqueline schloß die Augen. Vielleicht wurde es Zeit, abzutreten, solange sie noch einen letzten Rest Würde besaß. »Du hast recht«, stimmte sie zu. »Ein paar Tage auf dem Land täten mir bestimmt gut. Aber ich will, daß du diesen gottverdammten Robert Leboucher auf der Stelle anrufst und ihm sagst, daß er sein Wort wegen des Fototermins auf Mustique zu halten hat.«
    »Und was ist, wenn ich's nicht schaffe, ihn zur Vernunft zu bringen?«
    »Sag ihm, daß ich ihm auch gegen den Schwanz trete.«
    Marcel lächelte. »Jacqueline, Chérie, dein Stil hat mir schon  immer gefallen.«

1 2 Bayswater, Londo n
    Fiona Barrows hatte viel Ähnlichkeit mit dem Wohnblock, den sie in Sussex Gardens verwaltete: breit und untersetzt, mit einem grellen Anstrich, der die Tatsache, daß sie alterte - und das nicht besonders elegant -, nicht verbergen konnte. Von dem kurzen Weg zwischen dem Aufzug und der Tür der leerstehenden Wohnung war sie leicht außer Atem. Sie steckte den Schlüssel ins Schloß und stieß die Tür mit einem kleinen Grunzen auf. »So, da wären wir«, trillerte sie.
    Sie machte eine kleine Führung: ein Wohnzimmer, das mit ziemlich abgewohnten Polstermöbeln eingerichtet war, zwei identische Schlafzimmer mit Doppelbetten und dazugehörigen Nachttischen, ein kleines Eßzimmer mit einem modernen Tisch mit Rauchglasplatte, eine beengte Einbauküche mit einem zweiflammigen Gasherd und einem Mikrowellengerät.
    Er ging ins Wohnzimmer zurück, stellte sich ans Fenster und zog die Jalousie hoch. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ragte ein weiterer Wohnblock auf.
    »Wenn Sie mich fragen, können Sie für dieses Geld in ganz London keine bessere Lage finden«, sagte Fiona Barrows. »Die Oxford Street ist ganz nahe, und der Hyde Park liegt natürlich gleich um die Ecke. Haben Sie Kinder?«
    »Nein, ich habe keine«, sagte Gabriel geistesabwesend, indem er weiter den Wohnblock auf der anderen Straßenseite anstarrte.
    »Was sind Sie von Beruf, wenn ich fragen darf?«
    »Ich bin Kunstrestaurator.«
    »Sie möbeln alte Bilder wieder auf, meinen Sie?«
    »Ja, so ähnlich.«
    »Machen Sie auch die Rahmen? Ich habe in meiner Wohnung einen alten Rahmen, der repariert werden müßte.«
    »Leider nur die Gemälde.«
    Sie beobachtete ihn, während er am Fenster stand und ins Leere starrte. Ein gutaussehender Mann, dachte sie. Schöne Hände. Bei einem Mann waren gute Hände sexy. Man stelle sich vor: ein Kunstrestaurator hier in diesem Gebäude! Wie nett, zur Abwechslung mal einen Mieter zu haben, der einen Hauch von Klasse mitbrachte. Ach, wäre sie doch noch unverheiratet gewesen - ledig, 20 Jahre jünger, 20 Pfund leichter. Er war ein vorsichtiger Mensch; das sah sie ihm an. Ein Mann, der nie etwas Wichtiges tat, ohne die Sache auf Herz und Nieren geprüft zu haben. Wahrscheinlich würde er ein Dutzend weiterer Wohnungen besichtigen wollen, bevor er seine Entscheidung traf. »Also, wie gefällt sie Ihnen?«
    »Sie ist perfekt«, sagte er zu dem Fenster.
    »Wann wollen Sie sie haben?«
    Gabriel ließ die Jalousie herunter. »Ab sofort.«
    Gabriel beobachtete ihn zwei Tage

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