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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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hast, was  man für dieses Geschäft braucht.« »Stell dich wieder hinter deine Kamera, dann zeig' ich dir, daß ich habe, was man dafür braucht.«
    »Ich habe genug gesehen. Heute fehlt einfach was.«
    »Bockmist!«
    »Soll ich dir einen Drink holen? Vielleicht wärst du nach  einem Glas Wein weniger verkrampft.«
    »Ich brauche keinen Drink.«
    »Wie wär's mit etwas Koks?«
    »Du weißt, daß ich das Zeug nicht mehr nehme.«
    »Ich schon!«
    »Manche Dinge ändern sich eben nie.«
    Michel zog einen kleinen Plastikbeutel Kokain aus seiner Hemdtasche. Jacqueline setzte sich auf den Stuhl, der als Requisit gedient hatte, und sah zu, wie er auf einem Tisch mit Glasplatte zwei Linien vorbereitete. Nachdem er die erste geschnupft hatte, bot er ihr den zusammengerollten Hundertfrancschein an. »Hast du Lust, heute mal ein schlimmes Mädchen zu sein?«
    »Gehört alles dir, Michel. Kein Interesse.«
    Er beugte sich vor und schnupfte die zweite Linie. Dann fuhr er mit einem angefeuchteten Finger über die Glasplatte und verrieb die Kokainreste auf seinem Zahnfleisch. »Wenn du nichts trinken und nicht schnupfen willst, müssen wir uns vielleicht was anderes einfallen lassen, um dich ein bißchen feuriger zu machen.«
    »Was zum Beispiel?« fragte sie, obwohl sie genau wußte, woran Michel dachte.
    Er trat hinter sie und ließ seine Hände leicht auf ihren nackten Schultern ruhen. »Vielleicht solltest du daran denken, wie's ist, gevögelt zu werden.«
    Seine Hände glitten von ihren Schultern und streichelten die Haut unmittelbar über dem Ansatz ihrer Brüste. »Vielleicht können wir etwas tun, um diese Vorstellung in deiner Phantasie etwas realistischer zu machen.«
    Michel drückte seinen Unterleib an ihren Rücken, so daß sie seine Erektion spüren konnte.
    Sie rückte von ihm ab.
    »Ich versuche nur, dir zu helfen, Jacqueline. Ich will erreichen, daß die Aufnahmen klasse werden. Ich will nicht, daß deine Karriere abstürzt und in Flammen aufgeht. Meine Motive sind völlig selbstlos.«
    »Ich hab' nie gewußt, daß du ein so großer Menschenfreund bist, Michel.«
    Er lachte. »Komm, ich will dir etwas zeigen.«
    Er faßte sie an der Hand und zog sie vom Stuhl hoch. Sie gingen den Flur entlang und betraten einen Raum, in dem nur ein großes französisches Bett stand. Michel zog sich seinen Pullover über den Kopf und begann sein Hemd aufzuknöpfen.
    »He, was soll das?« fragte Jacqueline scharf.
    »Du willst gute Aufnahmen. Ich will gute Aufnahmen. Also müssen wir was tun, um in die richtige Stimmung zu kommen.
    Zieh das Kleid aus, damit es nicht verknittert.«
    »Fuck you, Michel. Ich gehe!«
    »Komm schon, Jacqueline. Laß diesen Scheiß, und komm ins  Bett.«
    »Nein!«
    »Was ist denn schon dabei? Du hast mit Robert Leboucher  geschlafen, damit er dich für Bademodenphotos auf Mustique engagiert.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er hat's mir selbst erzählt.«
    »Du bist ein Schwein, und Robert ist auch eins! Ich bin keine Siebzehnjährige, die die Beine für dich breitmacht, weil sie gute Aufnahmen von dem großen Michel Duval will.«
    »Wenn du hier rausgehst, ist deine Karriere beendet.«
    »Das ist mir scheißegal!«
    Er deutete auf seine Erektion. »Und was soll ich damit machen?«
    Marcel Lambert wohnte nicht weit entfernt in der Rue de Tournon im Quartier Luxembourg. Jacqueline mußte sich erst wieder beruhigen, deshalb ging sie zu Fuß und ließ sich in den schmalen Seitenstraßen des Quartier Latin bewußt Zeit. Die Dunkelheit sank herab, in den Bistros und Cafés flammte Licht auf, ein Geruch von Zigaretten und bratendem Knoblauch hing in der kalten Luft.
    Sie wechselte ins Quartier Luxembourg über. Wie schnell es dazu gekommen ist, dachte sie - Michel Duval versucht, mich zu einem Quickie zwischen zwei Aufnahmen zu erpressen. Vor ein paar Jahren hätte er das nicht gewagt. Aber jetzt hatte sich ihre Situation verändert. Jetzt war sie verwundbar, und Michel hatte beschlossen, ihren Widerstandswillen zu testen.
    Manchmal bedauerte sie, jemals diesen Beruf ergriffen zu haben. Eigentlich hatte sie Ballettänzerin werden wollen -sie hatte Unterricht an einer angesehenen Ballettschule genommen , aber mit 16 Jahren war sie dem Talentsucher einer Pariser Modellagentur aufgefallen, der ihren Namen Marcel Lambert gegeben hatte. Marcel hatte Probeaufnahmen arrangiert, sie bei sich wohnen lassen und ihr beigebracht, sich nicht wie eine Ballerina, sondern wie ein Fotomodell zu bewegen und zu

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