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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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ungläubig anstarrte, wiederholte sie den Zahlencode rasch und fehlerlos. Isherwood war sichtlich beeindruckt.
    Sie betraten den kleinen Aufzug, der kaum Platz für zwei Personen bot. Isherwood steckte seinen Schlüssel ins Sicherheitsschloß, drehte ihn nach rechts und drückte auf den Knopf K. Der Aufzug ächzte und zitterte, dann glitt er langsam im Fahrstuhlschacht in die Tiefe und kam mit einem sanften Stoß zum Stehen. Die Tür glitt auf, und sie traten in einen kühlen, dunklen Raum.
    »Das ist die Grabkammer«, sagte Isherwood, während er Licht machte. Sie standen in einem schmalen Kellerraum, der mit Gemälden angefüllt war, die teils gerahmt, teils ungerahmt in den Fächern zweistöckiger Bilderregale standen. »Dies ist mein Lagerraum. Hunderte von Werken, viele davon wertvoll, aber leider noch mehr, die wenig oder gar keinen Marktwert haben und deshalb hier unten verstauben.«
    Er führte Jacqueline zum Aufzug zurück, der sie jetzt an der Galerie vorbei nach oben brachte. Dort öffnete die Tür sich zu einem großen, hohen Raum. Graues Morgenlicht sickerte durch die Glaskuppel, die den größten Teil der Decke einnahm. Jacqueline trat vorsichtig einige Schritte vor. Isherwood betätigte einen Schalter, und der Raum war hell erleuchtet.
    Sie kam sich wie in einem Museum vor. Die cremefarbenen Wände waren in tadellosem Zustand, das Parkett war auf Hochglanz gebohnert. In der Mitte des Raums genau unter der Kuppel stand ein mit weinrotem Samt bezogenes niedriges Sofa. An den Wänden hingen riesige Gemälde, die von in die Decke eingelassenen Halogenstrahlern ausgeleuchtet wurden. Regen plätscherte leise auf die Glaskuppel. Jacqueline setzte sich auf das Sofa. Vor sich hatte sie eine Venus von Luini, eine Geburt Christi von del Vaga, eine Taufe Christi von Bordone und eine überwältigend schöne Landschaft von Claude.
    »Atemberaubend schön«, meinte sie. »Ich komme mir wie im Louvre vor. Sie sind bestimmt oft hier oben.«
    »Immer wenn ich nachdenken muß. Sie können heraufkommen, wann immer Sie wollen. Bringen Sie Ihren Lunch mit.«
    »Das tue ich bestimmt. Danke, daß Sie mir diesen Raum gezeigt haben.«
    Sie fuhren mit dem Aufzug in den ersten Stock hinunter. Jacqueline setzte sich an ihren neuen Schreibtisch, zog die Schubladen auf, wühlte in der Schale mit Stiften und Büroklammern und experimentierte mit dem Fotokopierer.
    »Sie wissen, wie man diese Geräte bedient, nicht wahr?« fragte Isherwood.
    »Keine Angst, ich komme bestimmt damit zurecht.«
    »O Gott«, murmelte er.
    Oliver Dimbleby kam pünktlich um elf Uhr. Jacqueline begutachtete ihn durch die Sicherheitskamera - er sah wirklich wie ein englisches Würstchen in einem Anzug aus der Savile Row aus - und drückte auf den Türöffner. Als er ihrer ansichtig wurde, zog er seinen Bauch ein und lächelte strahlend. »Sie sind also Julians neues Mädchen«, sagte er, indem er ihr die Hand schüttelte. »Ich bin Oliver Dimbleby. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Freut mich wirklich sehr.«
    »Komm schon, Oliver!« rief Isherwood aus seinem Büro. »Laß ihre Hand los und komm rein. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Oliver ließ widerstrebend Jacquelines Hand los und trat in Isherwoods Büro. »Eines interessiert mich, Julie, mein Lieber. Nehmen wir mal an, ich kaufe deinen Laden tatsächlich - gehört dieser Engel dort draußen dann mit dazu?«
    »Ach, halt die Klappe, Oliver.«
    Isherwood machte die Tür hinter ihm zu.
    Jacqueline ging an ihren Schreibtisch zurück und versuchte das Faxgerät zu enträtseln.
    Der Anruf in der Kebab Factory kam um Punkt vier Uhr. Gabriel wartete drei Minuten und 20 Sekunden darauf, daß Jusef ans Telefon ging - das wußte er anschließend so genau, weil er es für ratsam gehalten hatte, diese Zeit mitzustoppen. Bis Jusef kam, hörte er, wie die Küchenhelfer in libanesisch gefärbtem Arabisch miteinander schwatzten und Mohammed, der das Restaurant nachmittags leitete, nach einem Abräumer für Tisch 17 rief. Als Jusef endlich ans Telefon kam, schien er leicht außer Atem zu sein. Das gesamte Gespräch dauerte nur 12 Sekunden. Als es zu Ende war, ließ Gabriel das Band zurücklaufen und hörte sich die Aufzeichnung immer wieder an, bis Karp ihn bat, damit aufzuhören.
    »Glaub mir, Gabe, dahinter steckt gar nichts. Das sind zwei Jungs, die darüber reden, daß sie sich ein paar Drinks genehmigen und vielleicht eine Frau fürs Bett finden wollen. Du weißt noch, wie es war, mit einer Frau ins Bett

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