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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verzweifelt war. Meistens konnte sie verhindern, dass sie seine Gefühle überwältigten, außer in den Momenten ihrer Leidenschaft. Aber welche Frau wollte in solchen Augenblicken nicht überwältigt sein? Mit dem Bund war das eine besonders ... beschwingende Erfahrung, die sie sowohl ihr eigenes Verlangen wie auch den lodernden Feuersturm spüren ließ, der Rands Verlangen nach ihr war.
    Der Gedanke ließ sie erröten, und sie schlug wieder Grübeleien auf, um sich abzulenken. Rand brauchte seinen Schlaf, und sie würde dafür sorgen, dass er ihn auch bekam. Außerdem musste sie die Bücher durcharbeiten, auch wenn sie mit Schlüssen konfrontiert wurde, die ihr nicht gefielen.
    Diese Bücher hatten Herid Fel gehört, dem freundlichen alten Gelehrten, der sich Rands Schule in Cairhien angeschlossen hatte. Min lächelte, als sie sich an Fels gedankenverlorene Weise zu sprechen erinnerte, und seine verwirrenden - und dennoch manchmal brillanten - Entdeckungen.
    Herid Fel war tot, ermordet, von Schattengezücht in Stücke gerissen. Er hatte etwas in diesen Büchern entdeckt, etwas, das er Rand unbedingt hatte mitteilen wollen. Etwas über die Letzte Schlacht und die Siegel am Gefängnis des Dunklen Königs. Fel war getötet worden, bevor er die Informationen hatte weitergeben können. Vielleicht war das nur ein Zufall gewesen, vielleicht hatten die Bücher nichts mit seinem Tod zu tun. Vielleicht aber doch. Min war entschlossen, die Antwort zu finden. Für Rand und für Herid.
    Sie legte Grübeleien zur Seite und nahm Überlegungen in den Ruinen, ein über tausend Jahre altes Werk. Eine Stelle hatte sie mit einem kleinen Zettel markiert, der mittlerweile abgenutzten Notiz, die Herid Rand kurz vor seiner Ermordung geschickt hatte. Sie drehte sie um, las sie erneut.
    Glaube und Ordnung verleihen Kraft. Müsst den Schutt beseitigen, bevor Ihr bauen könnt. Werde es bei unserer nächsten Begegnung erklären. Bringt Mädchen nicht mit. Zu hübsch!
    Nach der Lektüre seiner Bücher glaubte sie, seine Gedanken nachvollziehen zu können. Rand hatte nach Hinweisen gesucht, wie man das Gefängnis des Dunklen Königs versiegeln konnte. Konnte Fel das entdeckt haben, was sie glaubte gefunden zu haben?
    Sie schüttelte den Kopf. Wieso versuchte ausgerechnet sie, ein Gelehrtenrätsel zu lösen? Aber wer sonst? Eine der Braunen Ajah wäre vermutlich besser geeignet gewesen, aber konnte man ihnen vertrauen? Selbst jene, die sich ihm verschworen hatten, kamen vielleicht zu dem Schluss, dass es in Rands bestem Interesse lag, ihm Geheimnisse vorzuenthalten. Rand selbst war viel zu beschäftigt, außerdem war er in der letzten Zeit viel zu ungeduldig für Bücher. Damit blieb nur sie übrig. Sie fing an, einiges von dem zusammenzusetzen, was er tun musste, aber vieles war noch immer unbekannt. Sie hatte das Gefühl, sich dem Ergebnis zu nähern, aber der Gedanke, ihre Entdeckungen Rand zu enthüllen, bereitete ihr Sorgen. Wie würde er reagieren?
    Sie seufzte, blätterte in dem Buch herum. Nie hätte sie gedacht, sich jemals für einen Mann zum Narren zu machen, ausgerechnet sie. Und doch war sie hier, folgte ihm, wo auch immer er hinging, stellte seine Bedürfnisse über die ihren. Das bedeutete nicht, dass sie seine Gespielin war, ganz egal, was manche der Leute im Lager auch sagen mochten. Sie folgte Rand, weil sie ihn liebte, und sie fühlte - und das wortwörtlich -, dass er diese Liebe erwiderte. Trotz der Härte, die ihn Stück für Stück verschlang, trotz des Zorns und der Aussichtslosigkeit seines Lebens liebte er sie. Also tat sie, was in ihrer Macht stand, um ihm zu helfen.
    Wenn sie dabei helfen konnte, dieses eine Rätsel zu lösen, das Rätsel, wie man den Kerker des Dunklen Königs versiegelte, konnte sie nicht nur etwas für Rand gewinnen, sondern für die ganze Welt. Was spielte es da schon für eine Rolle, wenn die Soldaten im Lager ihren Wert nicht erkannten? Vermutlich war es sogar besser, wenn sie jeder für austauschbar hielt. Jeder Attentäter, der Rand töten wollte, sollte denken, dass er sie ignorieren konnte. Der Möchtegern-Mörder würde schnell die in ihren Ärmeln verborgenen Messer entdecken. Sie war nicht so gut damit wie Thom Merrilin, aber sie verstand genug davon, um zu töten.
    Rand drehte sich im Schlaf um, kam aber wieder zur Ruhe. Sie liebte ihn. Das war nicht ihre Entscheidung gewesen, aber ihr Herz - oder das Muster oder der Schöpfer oder wer auch immer für solche Dinge zuständig war - hatte

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