Der Augenblick der Liebe
dunkelte jäh, als sänken sie, Anna, er, das Haus, die Welt, als sänken sie ins Wasser, ins tiefgrüne. Der Donner meldete, was passierte. Zuerst ein nur meldender Donner, dann gleich ein greller Riß, dann wieder einer, der weiter weg durch den Himmel fuhr, dann direkt hinterm Haus, jede Sorte Knall und Krach und blendende Blitze. Es war, als sei es das Haus, gegen das dieser Angriff gerichtet sei. Auch der Regen, der jetzt plötzlich herabprasselte, wirkte wie ein weiteres Kampf mittel. Das Blitzen und Donnern hörte nicht auf. Die Re genmasse schlug vor Gottliebs Fenster ganze Ladungen von Rosenblättern zu Boden. Gleich riecht es erdig und süß zum Fenster herein. Und so schnell wie es dunkelte, wurde es wieder hell. Der Donner verknatterte in der Ferne, die Rosen, die überstanden, hoben ihre frisch glänzenden Rotköpfe in den Sonnenglanz. Dann kam aber der nächste Angriff. Dies mal mit Hagel. Auch der machte nicht alles kaputt. Dann noch dieses Rumpeln, wie wenn in einem großen Haus im obersten Stock große Möbel gerückt werden. Dazu ruhigster Regen. Der will versöhnen. Anna, verstehst du?
Aber Anna stand nicht mehr unter der Tür. Sie ist bei Gewittern am liebsten im Freien. Wahrscheinlich hielt sie jetzt dem Regen ihren Kopf hin.
Gottlieb konnte anfangen. Die Ehe ist sicher eine Hölle, aber als Teufel mit einem Engel verheiratet zu sein ist durchaus erträglich. Draußen schien die Sonne und ließ alles Nasse gleißen. Gottlieb dachte: Ich bin wie die Sonne, es genügt, daß ich scheine.
II.
Zusammenfinden
I.
Zuviel auf einmal sagen wollen, das ist ihre ihr bewußte, aber deswegen nicht weniger unbehebbare Schwäche.
Ihre Schulaufsätze waren oft genug mißraten, weil sie ihr Allesaufeinmal keiner Komposition unterwerfen konnte. Jetzt soll sie La Mettrie und ihn auseinanderhalten. Sie hatte ihm schon zwei Briefe, Dankesbriefe, geschrieben. Hatte ihn weder mit seinem Namen angeredet, noch am Ende mit ihrem Namen gegrüßt. So waren es eher Arbeitszeugnisse geworden als Briefe. Aber sie hatte die Vermeidung der Namen doch mit ihrer Namensscheu begründet und die entstanden sein lassen aus dem, was sie ihr BeateTrauma nannte. Und wo, wenn nicht in Amerika, könnte man den bedenkenlosen Vornamengebrauch lernen! Aber es ging ja, bitte, nur um La Mettrie, nicht wahr, Herr Krall! Und Herrn ZürnKrall war es doch gelungen, sie zu öffnen. La Mettrie betreffend, war es ihm gelungen, sie zu öffnen! Wie La Mettrie in Deutschland ankam, nicht ankam ... Wie sie das nicht interessierte! Wie sie allein interessierte, wie La Mettrie bei ihr ankam! Und alle schreiben sie nur darüber, wie andere ihn verstanden oder nicht verstanden haben. Sie war eben keine Historikerin, wahrscheinlich überhaupt keine Wissenschaftlerin.
Ceux que la Nature aura favoris és, schaut man lieber an als die, die zu kurz gekommen sind. Er hatte ihr auf seiner Terrasse das Gefühl gegeben, sie sei gar nicht zu kurz ge kommen. Die Briefe an den Mann mit zwei Namen trug sie, bevor sie sie einwerfen konnte, tagelang mit sich herum. Jedesmal mußte sie sich mit Martini Extra Dry eine Art Bedenkenlosigkeit antrinken. Er hat die Briefe beantwortet. Ganz ungeniert ließ er jeden seiner Briefe mit Liebe Beate beginnen. Und das, obwohl sie sich gleich im ersten Brief einen krassen Vergleich abgerungen hatte, daß nämlich, ihren Vornamen serviert zu bekommen, für sie sei, als biete
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