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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wußte Jon-Tom nicht zu sagen. Der Raum lag in weichem Licht, doch die Lichtquelle selbst war für ihn ein Schock.
    Anstelle der vertrauten Fackeln oder Öllampen oder, wie sie bei Reichen zu finden waren, Kugeln mit Lichtzaubern, erkannte Jon-Tom einige etwas angestoßene, aber durchaus intakt wirkende Neonlampenfassungen. Obwohl er sorgfältig danach Ausschau hielt, konnte er jedoch keine Kabel oder Steckdosen erkennen. Dennoch brannten die Leuchtstoffröhren ganz normal.
    Das Mobiliar war einheimischer Herkunft. Viele der Möbel waren mit Gold und Zinn verziert. Er sah einen großen Tisch mit Stühlen, zahlreiche Skulpturen und Wandbehänge sowie mehrere hohe Kristallvasen, die mit Edelsteinen gefüllt waren. Noch interessanter als die Leuchtstoffröhren waren die drei ein Meter langen Modellflugzeuge, die säuberlich befestigt in Wandnischen hingen. Es war ein rotbemalter Fokker- Doppeldecker, ein Cutlass-Sturzbomber aus dem Zweiten Weltkrieg und eine Miniatur-Beechcraft Bonanza.
    »Du darfst näher treten«, erklärte eine Stimme.
    Jon-Tom wirbelte herum und blickte zu dem schwach erhellten gegenüberliegenden Ende des Raums hinüber. Die Stimme wies einen starken Akzent auf. War das Markus der Unvermeidliche? Er trat näher, der Stimme entgegen, bereit, so gut es nur ging, wieder zurück zuweichen, falls der Hexer mit blindem Zorn reagieren sollte.
    Als er durchs Zimmer schritt, bemerkte er einen großen hölzernen Thron, der auf einem um mehrere Stufen erhabenen Podest stand. Auf kleinen Tischchen standen silberne Kerzenleuchter. Gegen eines der Thronbeine lehnte ein herrlich gearbeitetes, mit Edelsteinen besetztes und doch völlig funktionales Schwert. Dieser Anblick hob Jon-Toms Stimmung, denn er ließ den Schluß zu, daß der Große Markus sich doch nicht auf seine magsichen Fähigkeiten allein verlassen mochte.
    Markus der Unvermeidliche saß zusammengesackt auf seinem Thron und musterte seinen Gefangenen mit herrischem Blick. Zur Rechten des Hexers sah Jon-Tom das bei weitem seltsamste Objekt im ganzen Raum, und er konnte den Blick nicht mehr davon lösen.
    »Ich bin«, erklärte der auf dem Thron Sitzende pompös, »Markus der Unvermeidliche, Markus der Große, Herrscher von Quasequa und dem gesamten Seengebiet und aller angrenzenden Länder. Bald werde ich der Weltkaiser sein.«
    »Klar«, meinte Jon-Tom ruhig, »ich weiß. Aber eins möchte ich noch gerne wissen«, fuhr er fort und zeigte auf das fremde Objekt zur Rechten des Hexers, »ob das Pastrami auf Roggenbrot ist. Es sieht jedenfalls aus wie Pastrami auf Roggenbrot.« Er schnüffelte. »Es riecht wie Pastrami auf Roggenbrot. Es muß Pastrami auf Roggenbrot sein!« Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er konnte den Senf schon auf drei Meter Entfernung wittern.
    Markus' Augen weiteten sich, als er aufstand. Zum ersten Mal konnte Jon-Tom ihn richtig sehen. Er trug einen seltsamen schwarzen Anzug mit einem schmutzigen weißen Hemd und einer schwarzen Fliege. Die Fliege krüllte den Kragen ein wenig, so daß er etwas schräg saß. Auf dem Kopf trug er einen mottenzerfressenen Zylinder. In der Linken hielt er einen Stab oder Stock aus schwarzem Plastik, der an beiden Enden weiß war. Hinter seinem Rücken breitete sich ein schwarzer Schulterumhang über den Thron.
    Alles in allem eine mäßig beeindruckende Erscheinung, wenn man von einer Sache absah, die den Bewohnern von Quasequa wahrscheinlich kaum weiter auffallen würde: Dazu trug Markus nämlich derbe braune Wanderschuhe.
    »Wie kannst du es wagen, in meiner Gegenwart abzuschweifen!« bellte er, doch schwang eine offensichtliche Verunsicherung in seinen Worten mit. Es fehlte ihnen an Überzeugungskraft.
    Einssechzig, vielleicht einssiebzig, überlegte Jon-Tom. Ende vierzig und nicht gerade in bester Form. Obwohl der Hexer sich mächtig Mühe gab, ihn einzuziehen, kroch sein nicht unerheblicher Bauch immer wieder über seine Gürtellinie. Unter dem Zylinder schien es nicht sehr viel Haar zu geben. Buschige Augenbrauen, die tief eingesunkene, dunkle Augen einrahmten. Darunter Tränensäcke. Die Nase war flach und beinahe dreieckig. Jon-Tom konnte nicht erkennen, ob sie von Natur aus so gewachsen oder mehrmals gebrochen war.
    Der Mund war dünn und zart, beinahe mädchenhaft. Beiderseits des Kopfes struppige angegraute Schläfen. An einem Finger glitzerte ein gewaltiger falscher Diamant.
    »Entschuldigen Sie, bitte. Aber das letzte Mal, daß ich einen Pastramisandwich gesehen habe, war im Westwood

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