Der Augenblick des Magiers
Hilfe von denen, die 's gemerkt haben, hab ich plötzlich die ganze Stadt in der Hand.« Er spreizte die Hände und grinste.
»Einfach so! Ich, Markle Kratzmeier aus Perth Amboy! Jetzt bin ich hier der Berater, der Chef, der Obermacker. Und das ist erst der Anfang, Junge. Diese haarigen Bauerntölpel halten mich für die größte Sache, die ihnen untergekommen ist, seit der Erfindung der Bulette! Und weißt du was? Das bin ich auch! Es muß noch 'ne Unmenge Kram geben, den ich machen kann, der mir bloß noch nicht eingefallen ist. Ich, Markle Kratzmeier. Nachdem ich jahrelang Dreck gefressen und gekatzbuckelt und die unglaublichsten Dinge ertragen hab, bin ich jetzt plötzlich ganz oben. Und weißt du was? Es ist ein Supergefühl!«
»Klingt wunderbar«, stimmte Jon-Tom ihm zu. »Wissen Sie was? Ich kann auch ein bißchen Magie.«
»So so.« Plötzlich sah Markus mißtrauisch aus.
»Nein, nichts Großes, nicht so wie Sie«, beeilte sich Jon-Tom, ihm zu versichern. »Nur Kleinkram. Ein bißchen Unterhaltung, mehr nicht.« Er nutzte die Chance, um etwas näher zurücken. Markus wich ihm nicht aus.
»Nun hab ich mir gedacht, daß wir beide, wenn wir uns gemeinsam daranmachen, vielleicht das Problem lösen könnten, wie wir wieder nach Hause zurück kommen.«
Markus blickte ihn ungläubig an. »Nach Hause zurück? Was, zum Teufel, soll ich denn zu Hause, Junge? Ich meine, schau dir doch nur mal an, was ich hier habe. Aber ich will dir was sagen. Wenn du ehrlich spielst und keinen Mist baust, dann kann ich dich vielleicht gebrauchen. War nett, mal jemanden zu haben, mit dem man sich über zu Hause unterhalten kann. Aber zurückgehen?« Er zeigte mit ausladender Geste auf das üppig geschmückte Zimmer. »Meinst du etwa, ich soll das alles aufgeben, um wieder auf Jubiläen und Hochzeiten und in schmierigen Clubs die Jerseyküste rauf und runter zu tingeln? Du mußt ja bescheuert sein, Junge!
Na ja, jedenfalls wüßte ich nicht mal, wie ich zurück nach Hause kommen könnte, wenn ich es überhaupt wollte. Egal. Verstehst du, diese Landeier hier wissen, was Geld ist, und sie wissen auch, was Macht ist, auch wenn die meisten von ihnen aussehen, als kämen sie aus dem städtischen Zoo oder aus 'nem Hundeasyl. Mit anderen Worten, sie wissen, worauf es im Leben ankommt. Vielleicht haben manche von ihnen Barthaare, die seitwärts wachsen, statt nach unten, na schön, und Pfoten statt Hände, auch schön, und Pelzmäntel statt Haut, aber es sind immer noch Leute. Und ich kann dem ganzen Haufen sagen, was Sache ist. Mann, ich führe den ganzen Haufen an! Und wie ich schon sagte, das ist erst der Anfang.
Und weißt du noch was?« Er zwinkerte Jon-Tom zu, und der fühlte sich plötzlich ziemlich schmutzig. »Es gibt sogar Menschen wie du und ich hier.«
»Ich weiß.«
»Und manche von den Miezen sehen verdammt gut aus. Ich hab hier schon Schnallen gesehen, die würden es bei uns glatt bis in die großen Casinos schaffen, nur daß sie alle 'n bißchen kurz geraten sind. Aber das soll mich nicht weiter stören, bin ja selbst nicht gerade 'ne Mittelstürmerstatur. Die haben alle Respekt, die haben Angst vor mir.« Markus' eingesunkene braune Augen sahen noch schweinehafter aus als vorher, dachte Jon-Tom.
»Das mag ich. Das mag ich sehr, Junge. Ich mag es, wenn sie alle vor mir katzbuckeln und schleimlecken. Nach Hause zurück kehren?« Er lachte, ein kurzes, häßliches Geräusch. »Wenn ich in New York versucht hätte, Schnallen anzupacken, die auch nur halb so gut aussehen wie die hier, dann hätten die mir ins Gesicht gespuckt und die Bullen gerufen. Du, du bist jung und siehst gut aus, Junge. Dir ist so was nie passiert. Du machst dir ja keine Vorstellungen, wie es ist, wenn 'ne Frau, die du anbetest, dir ins Gesicht spuckt.
Na, Markus dem Unvermeidlichen spuckt jedenfalls keiner ins Gesicht!« fauchte er. »Zurückkehren? Mein ganzes Leben lang bin ich zu kurz gekommen. Mein ganzes Leben lang hat man auf mir rumgetrampelt. Na, damit ist jetzt Schluß. Jetzt habe ich die Möglichkeit, es ihnen heimzuzahlen, und die lasse ich mir nicht entgehen!«
Jon-Tom hörte zu, wie Markus weiter wütete, und verzichtete darauf, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß die Bewohner dieser Welt ihm schließlich nichts angetan hatten, das es ihnen »heim zu zahlen« galt. Jon-Tom war gerade alt genug und hatte gerade genug von der Welt gesehen, um zum ersten Mal ganz genau zu erkennen, mit wem er es bei diesem Markus dem Unvermeidlichen
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