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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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die Schublade und öffnete die Schachtel. Er holte eine Prise weißen Pulvers hervor und beugte sich vor.
    »Wurzeln, Schoten, Zellulose, profane Blumen, irdisch Blüh'n leb im herbiziden Brüh'n, sei dein Xylem komatose, trocken-öd dein Farbenglüh'n!«
    Er warf das Pulver den nahenden Dornen entgegen. Es verdampfte. Die Astbündel erzitterten, wurden langsamer und versteinerten schließlich.
    Sie waren von Schönheit umringt, umschlungen. Jon-Tom war sicher, daß er sich gleich würde übergeben müssen.
    Er machte einen Schritt auf die Tür zu, die in Clodsahamps Labor führte, und mußte feststellen, daß er sich kaum mehr als ein paar Zoll von den Kissen erheben konnte, bis schwertgleiche Dornen auch schon seine Beine zerpiekten. Er wich wieder auf das Bett zurück.
    »Tut mir leid«, flüsterte er niedergeschlagen. Der Rosenduft war überwältigend.
    Clodsahamp seufzte und schlug ihm väterlich auf die Schulter. »Schon gut, mein Junge. Wir sind alle mal ein bißchen über zuversichtlich. In einem Punkt hast du allerdings recht gehabt. Wenn deine Herzensdame anwesend gewesen wäre, hätte dein kleines Gebinde hier sie bestimmt sehr beeindruckt... sofern sie nicht vorher schon davon in kleine Streifen geschnitten worden wäre. Eins will ich deiner Bannsängerei ja lassen: Anscheinend kannst du alles nur im großen Stil durchführen.« Es waren mindestens tausend Blüten aller Farbschattierungen, die sie weiterhin ans Bett fesselten.
    »An deinem Bannsingen ist im Prinzip nichts auszusetzen, mein Junge. Aber du wirst ein bißchen darauf achten müssen, deine Begeisterung etwas zu dämpfen.« Abschätzend musterte Clodsahamp sein Schlafzimmer. »Ein beeindruckender, wenn gleich etwas schwierig zu überreichender Strauß.«
    Er zog den Kopf in seinen Panzer zurück, bis nur noch die Stirn zu sehen war, dann glitt er vom Bett herab und watschelte völlig ungefährdet in das Dornengestrüpp hinaus. Die Dornen konnten seinem Panzer zwar nichts anhaben, doch andererseits besaß er nicht die Kraft, sich zwischen ihnen hindurch einen Weg zu bahnen. Schließlich gab er den ‹ j Versuch auf und kehrte ins Bett zurück.
    »Hat keinen Zweck, mein Junge. Ich bin eben nicht mehr so jung und gelenkig wie früher.«
    »Wie war's denn mit einem Zauber?«
    Clodsahamps Antwort klang pikiert. »Du hast diesen Dschungel herbeigezaubert, also zaubere ihn gefälligst auch wieder weg!«
    Jon-Tom verschlang die Finger ineinander. »Ich glaube nicht, daß ich das versuchen sollte.«
    Clodsahamp sah ihn wie benommen an. »Was ist das denn? Etwa ein kleiner Anflug von Bescheidenheit? Wie erfreulich! Dann legen wir heute also eine weitere Stufe auf dem Weg zur Weisheit zurück.« Eine kräftige, resonante Stimme unterbrach ihn in seinem Sarkasmus.
    »DA IST JEMAND AN DER TÜR!«
    »Zum Teufel, das ist die Klingel«, brummte der Hexer.
    »Warum werde ich nur mit Besuchern gesegnet, die ein derartiges Talent haben, zur Unzeit zu kommen?«
    Geduldig verharrten sie wartend auf dem Bett. Minuten später rief ihnen eine verunsicherte Stimme in Türnähe etwas zu.
    »Äh, Meister?« Undeutlich konnten sie die einszwanzig hohe Gestalt von Sorbl, Clodsahamps Lehrling, in der Türöffnung erkennen. Wie durch ein Wunder hörte er sich heute morgen beinahe nüchtern an. Das war an sich schon so etwas wie Magie.
    »Da ist jemand an der Tür, Meister.«
    »Das wissen wir bereits, du Idiot«, sagte Clodsahamp und schnitt eine Grimasse. »Schließlich hören wir die Klingel auch. Wer ist da an der Tür?«
    »Er sagt, er sei in einer sehr wichtigen Mission von sehr weit her gekommen, Meister.«
    »Wer sagt das nicht!«
    »Er heißt Pandro. Er ist ein Rabe und sagt, er käme aus einer Stadt namens Quasequa.«
    Plötzlich klang Clodsahamp eher interessiert als indifferent.
    »Aus Quasequa, sagst du? Von dort habe ich schon sehr lange nichts mehr gehört. Ich erinnere mich, daß es da einen jungen, recht vielversprechenden Hexer gegeben hat, der sich selbständig machen wollte, einen gewissen Oplode.«
    »Genau der hat ihn auch geschickt, Herr!« rief Sorbl aufgeregt. »Dieser Pandro sagt, es sei äußerst dringend.«
    »Oplode, ja, so hieß er. Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin. Mein Gedächtnis ist auch nicht mehr, was es mal war. Aber ich werde ihn empfangen.« Clodsahamps Stimme verdüsterte sich.
    »Und du wirst ihm nichts Stärkeres zu trinken geben als Obstsaft!«
    »Ich, Meister? Meinst du denn etwa, ich...«
    »Ja, meine ich. Und nun halt den Mund

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