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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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von der er glaubt, daß sie ihn liebt.«
    »Es geht nicht ums ›Gewinnen‹ «, murmelte Jon-Tom. »Das hier ist schließlich kein Krieg.«
    »Ist es nicht? O weh! Wenn du erst mal deine ersten zweihundert Jahre hinter dir hast, wirst du diese Meinung vielleicht auch endlich revidieren.«
    »Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit Ihrem Quatsch vom ›ehrwürdigen Alten! Ich will Ihren Rat haben, nicht Ihren Sarkasmus.«
    Clodsahamp spähte ihn über seinen Brillenrand hinweg an.
    »Wenn du lernen möchtest, worum es bei der Liebe geht, mein Junge, dann solltest du lieber lernen, wie man mit Sarkasmus umgeht.«
    Jon-Tom versuchte es mit einer anderen Methode. »Ich habe an einem Song für sie gearbeitet.«
    »Wenn du glauben solltest, daß du sie mit einem Banngesang zur Liebe verhexen kannst, mein Junge...«
    »Nein, nein, nur ein nettes kleines Lied, um ihr zu zeigen, wie ich für sie empfinde. Ich war schon immer besser darin, meine Gefühle durch Musik auszudrücken. Wollen Sie ihn hören?«
    Clodsahamp brummte halblaut: »Bleibt mir vielleicht etwas anderes übrig?«
    Jon-Tom schritt zu der Ecke hinüber, in der seine Duar stand, und nahm das seltsame, doppelsaitige Instrument auf. Liebevoll streichelte er es. Diese Duar hatte ihm schon aus mancher Klemme geholfen. Sie und seine Fähigkeit, mit ihr Magie zu machen, so unzuverlässig und unberechenbar sie auch sein mochte.
    »Nur etwas, um sie in die rechte Stimmung zu versetzen«, versicherte er Clodsahamp. »Ich habe versucht, mich daran zu erinnern, was sie mag, damit ich es ihr das nächstemal, wenn wir uns treffen, vorsingen kann.«
    »Sing ihr doch etwas über einen reichen Betrunkenen vor, der allein in irgendeiner Seitengasse herumliegt«, schlug Clodsahamp vor.
    Jon-Tom ignorierte den Seitenhieb. »Ich weiß noch, wie sie mir mal sagte, wie sehr sie Rosen mag. Sie sagte, die wären hübsch. Das Wort ›romantisch‹ würde sie nie in den Mund nehmen. Talea ist kein romantischer Typ. Aber sie sagte, daß sie ihren Duft mag und daß sie gut zu ihrem Haar passen. Also habe ich versucht, einen Song über Rosen ausfindig zu machen. Das war nicht einfach. Rosen sind nicht gerade ein Thema, über das meine Lieblingsmusiker gerne Songs schreiben, und ich muß ziemlich vorsichtig sein, sonst bekomme ich es wieder mit dieser Tigeramazone zu tun, von der ich Ihnen erzählt habe.
    Na ja, jedenfalls habe ich mich schließlich für einen bestimmten Song entschieden und würde gerne Ihre Meinung dazu hören.«
    »Einen Moment mal, mein Junge. Ich habe keine Lust auf dein unberechenbares Zaubergesinge hier in meinem Heim. Wenn du das Bedürfnis hast, zu üben, dann tu es gefälligst draußen.«
    »Och, das ist schon in Ordnung.« Jon-Tom nahm auf einem robusten Regal Platz. »Ist nur ein kleiner Song. Ich habe nicht vor, einen Banngesang vorzutragen.«
    Clodsahamp musterte ihn mißtrauisch. »Na ja, wenn du dir wirklich sicher bist...«
    Jon-Tom lächelte ihn zuversichtlich an. »Sicher bin ich mir sicher. Was soll denn auch an einem Song gefährlich sein, der von so etwas Harmlosem wie Rosen handelt?« Er ließ die Finger leise über den ersten Saitensatz streichen, dann über den zweiten, und vollführte winzigste Korrekturen an der Tremolokontrolle.
    Die Akkorde durchfluteten den Raum, sanft und besänftigend, nicht annähernd so hart oder dissonant wie Jon-Toms Heavy- Metal-Lieblingssongs. Clodsahamp gab endlich nach.
    »Also schön, mein Junge.« Er wich so weit auf dem Bett zurück, wie es ihm eben noch möglich war. »Wenn du dir wirklich sicher bist, was du da tust, und du auch alles unter Kontrolle hast.«
    Jon-Tom lächelte beruhigend und begann zu singen. Die Musik war wunderschön, doch das hinderte Clodsahamp nicht daran, weiterhin auf der Hut zu bleiben. Er beobachtete und lauschte mehr als nur der Melodie allein.
    Und tatsächlich, da war es auch schon: ein intensives rotes Glühen dicht vor dem Fußende des Betts.
    »Junge, hör mal zu, ich habe dir doch gesagt...!«
    Aber Jon-Tom hörte nicht mehr auf seinen Mentor. Er wurde von der Vorstellung in das Reich der Liebe transportiert, wie Talea auf diesen Song reagieren würde, der von dem Mann, der sie anhimmelte, ausschließlich für sie komponiert worden war.
    Die intensive, blutrote Lichtkugel schwebte in der Luft und versprühte rote Funken, als Jon-Toms Stimme voller Leidenschaft immer lauter wurde. Clodsahamp wedelte sie besorgt weg und sah erfreut, wie sie zu Boden fiel und

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