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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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verschwand.
    Erleichtert seufzte er auf und kniff die Augen zusammen, während er darauf wartete, daß Jon-Tom seinen Song beendete. So entgingen ihm die Äste, die zwischen den Holzteppichsplittern emporwuchsen und mit verblüffender Schnelligkeit immer größer wurden.
    Jon-Tom beendete seine Strophe und sah stolz drein.
    »Na, sehen Sie? Nichts, worüber man sich Sorgen machen muß. Ich habe schwer an meiner Kontrollfähigkeit gearbeitet, und ich glaube, ich bin inzwischen an dem Punkt angelangt, wo ich nur noch heraufbeschwöre, was ich auch haben will.« Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich von Stolz in Neugier. »Das ist aber komisch! Kann mich gar nicht daran erinnern, daß Sie am Fußende Ihres Betts irgend etwas gepflanzt haben.«
    Clodsahamp, der das Allerschlimmste befürchtete, kroch nach vorn, um über die Bettkante zu spähen. Aus dem Boden wuchs eine kleine, sorgfältig beschnittene Versammlung dünner Äste hervor. Während sie beide zusahen, sprangen plötzlich ein Dutzend American-Beauty-Rosenblüten aus den nackten Zweigen hervor.
    »He, was halten Sie denn davon?« fragte Jon-Tom entzückt.
    »Jetzt frage ich Sie - welches Mädchen könnte dem widerstehen?«
    »Na ja«, meinte Clodsahamp zögernd, »ich muß zugeben, daß du wirklich einen allerliebsten kleinen Strauß heraufbeschworen hast.«
    Jon-Tom nahm die Duar wieder auf. »Dabei habe ich noch nicht einmal mit der zweiten Strophe angefangen.
    Welche Farbe möchten Sie diesmal haben? Wie war's mit einem hübschen Kanariengelb?« Wieder sang er, und diesmal erschien der zweite Strauch noch früher als sein Vorgänger. Er war auch doppelt so groß und, tatsächlich, schwer von duftenden gelben Blüten.
    »Eine Kleinigkeit. Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich an meiner Kontrollfähigkeit gearbeitet habe.«
    Clodsahamp starrte den Busch an. »Gut. Dann kannst du ja jetzt damit aufhören.«
    Jon-Toms Unterkiefer klappte eine Spur herab. »Äh, womit aufhören?«
    »Aufhören, es wachsen zu lassen.«
    »Aber ich habe doch aufgehört. Ich singe doch gar nicht mehr.«
    Clodsahamp zeigte auf den Boden. »Dann sag das mal dem Rosenstrauch!«
    Tatsächlich bedurfte es keiner besonderen Sehschärfe, um zu erkennen, daß der Busch sich immer weiter ausdehnte. Er berührte schon beinahe die Decke. Als er dagegenstieß, breiteten sich die Zweige seitwärts aus und ließen in sämtlichen Richtungen ihre Sprößlinge und Blüten hervorschießen.
    »Kein Problem. Ich singe einfach die letzte Strophe. Dann sollte er eigentlich auch am Ende sein.« Er machte sich daran, und die Worte schwangen sanft und lieblich durch die mittlerweile schwer duftende Luft des Schlafzimmers.
    Auf den fruchtbaren Rosenstrauch hatte dies nicht die geringste Wirkung. Er breitete sich weiterhin über die Wände aus. Nachdem er Decke und Seitenwände bedeckt hatte, wuchsen die Zweige in den Raum hinein, über Kreuz und einander gelegentlich behindernd. Einige der Äste waren inzwischen so dick wie Birkenstämme. Das Zimmer begann zu erbeben.
    »Das genügt, Junge!« Clodsahamp wurde von dem Geäst gegen das Kopfteil seines Betts gedrückt. Jon-Tom versuchte, sich einen Weg zur nächstgelegenen Türöffnung zu bahnen, und mußte sich ducken, als sich zwei sproßdicke Äste mit drei Zoll langen Dornen anschickten, ihm den Ausgang zu versperren.
    »Ich... ich verstehe das nicht. Ich singe doch gar nicht mehr.«
    »Jetzt hast du die Bescherung, Junge.« Clodsahamp kämpfte mit einer Schublade in seinem Plastron, und endlich gelang es ihm, sie aufzureißen. »Muß die Dinger irgendwann mal wieder schmieren.« Schließlich schoß die Schublade hervor, und er wühlte in seinem eigenen Inneren herum. »Hoffentlich kann ich ihn noch aufhalten, bevor...«
    »Bevor was?« fragte der völlig fassungslose Jon-Tom, als er vor einem Ast zurückwich, der ihn gerade umfangen wollte. Der erbrach eine Riesenblüte in sein Gesicht, und der Duftschwall ließ ihn schwindeln.
    »Bevor diese verdammten Dinger anfangen, auch noch durch uns hindurch zu wachsen«, brüllte Clodsahamp ihm zu.
    Da ihm der Weg zur Tür versperrt war, kroch Jon-Tom auf dem Fußboden auf den einzigen freigebliebenen Fleck im Zimmer zu - auf Clodsahamps Bett.
    »Vielleicht habe ich es ein bißchen übertrieben.«
    »Mein Junge, deine Beobachtungsgabe und deine angeborene Fähigkeit, das grob Offensichtliche zu erahnen, erstaunen mich immer wieder aufs neue. Ah, da!« Er holte eine kleine Schachtel aus seinem Plastron hervor, schloß

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