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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Jon-Toms Zuversicht ließ etwas nach.
    »Gibt es denn nichts, was ich herbeizaubern kann, das dich noch mehr interessiert als wir?« fragte er klagend.
    »Natürlich nicht«, rumpelte der Brulumpus. »Wie sollte es auch? Schließlich kann ich ja alles haben, was du hervorbringst, und dich trotzdem noch dazu behalten.«
    Diese Bemerkung wirkte auf Jon-Tom wie ein Schlag gegen den Kopf. Daran hatte er noch gar nicht gedacht! Der Brulumpus mochte zwar schwer von Begriff sein, aber er verfügte über ein instinktives Gespür für das Offensichtliche.
    »Oh, darauf sind wir gar nicht gekommen, wa, Bannsänger?« höhnte Mudge. »Wir sind ja auch so schlau, wa, Bannsänger? Daran 'ätten wir doch eigentlich als erstes denken müssen, nicht, Bannsänger? Also, ich persönlich finde ja, daß du langweiliger bist als 'ne tote Ratte, aber dieser Kotzbrocken da ist wohl nicht sonderlich 'eikel in der Auswahl seiner Gesellschaft. Sieht wohl so aus, als säßen wir in der Patsche, wa?«
    »Da ist immer noch das erste, woran ich vorhin gedacht habe. Wie ich schon sagte, ich laufe mich gerade erst warm. Obwohl«, gestand Jon-Tom, »mir dieses Argument gerade wirklich nicht vorher bewußt war. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, daß es funktionieren wird. Weißt du, was mir da vorschwebt, kann eigentlich nur einen echten Idioten begeistern, und inzwischen fürchte ich, daß Brulumpus doch ein bißchen mehr ist als das. Alles, was zu kompliziert ist, hat keine Wirkung auf ihn, aber alles, was zu schlicht ist, wird ihn nicht so sehr interessieren, wie wir es tun.«
    »Na ja, auf jeden Fall solltest du es mal lieber versuchen, Kumpel, was immer es auch sein mag.«
    »Das werde ich auch«, versicherte Jon-Tom. Seine Finger strichen über die Saiten der Duar.
    Mudge hatte ja schon wirklich merkwürdige Texte von seinem Freund dem Bannsänger zu hören bekommen, doch keine waren so abstrus wie diese, die nun in einem steten Schwall hervorquollen. Sie ergaben keinen Sinn, nicht den geringsten, und doch spürte er ihre Kraft. Es war wirklich ein machtvoller Banngesang, genau wie Jon-Tom es gesagt hatte. Gespannt wartete er darauf, was diese Musik wohl hervorbringen würde.
    Einmal mehr tauchte die schwebende Kugel aus schimmerndem grünen Licht vor Jon-Tom auf. Wieder erschien eine seltsame Gestalt in ihrer Mitte und nahm feste Form an. Sie war anders als alles, was ihr vorangegangen war. Sie glich weder der Standuhr noch dem Spielzeugschiff noch dem Schaukelpferd, allerdings erinnerte sie Mudge irgendwie an das Ding, das Jon-Tom eine Küchenmaschine genannt hatte.
    Nur daß dieses Ding hier nicht unbelebt war. Es war sogar auf laute, lärmende Weise lebendig. Oder doch nicht? Mudge blinzelte und durchschaute die Illusion. Nein, es war nicht lebendig. Es umgab sich lediglich mit dem Anschein der Lebendigkeit. Es brachte lebendige Illusionen hervor, aber in Wirklichkeit war es voller Zombies.
    Der faszinierte Brulumpus beugte sich vor, um das Ding genauer zu betrachten, wobei er kleine Seitenwellen aufpeitschte. Mehrfachaugäpfel glitten herum, um sich auf das Ding zu konzentrieren, das Jon-Tom hervorgebracht hatte. Jon- Tom war es gelungen, Intelligenz- und Materialisationsgrad perfekt auf einen Nenner zu bringen. Der Brulumpus ignorierte sie, als seien sie bereits verschwunden.
    Mudge ertappte sich dabei, wie er selbst völlig benommen auf die Kiste voller zappelnder Zombies starrte. Er konnte die Fasziniertheit des Brulumpus verstehen. Das war wirklich ein starkes Stück Magie! Er versuchte zu begreifen, was die Zombies da sagten, doch es gelang ihm nicht, und dennoch hielten ihn ihre Schreie und Rufe wie gelähmt im Bann. Er konnte sich einfach nicht losreißen, konnte die Augen nicht davon abwenden. Nun wurde der Griff immer stärker und nahm ihn ebenso gefangen wie den Brulumpus - diese seltsamen, schmeichelnden, herausfordernden, hektischen Zombies, die ihn im Augenblick verbal und visuell überfielen...
    »Verdoppel die Freude, verdoppel den Spaß mit doppelgutem Doppelmint!«
    Ein anderer Zombie erschien, und seine Stimme klang ebenso wuchtig und todtraurig wie die des Brulumpus. Die ganze Last der Welt ruhte auf den Schultern des armen Zombies, wie er Mudge so ansah und fragte: »Zahnbelag? Karies?«
    Irgend etwas zerrte drängend an Mudges Arm. Er kniff die Augen kurz zusammen und erkannte Jon-Tom, der besorgt auf ihn herabstarrte.
    »Nur noch 'ne Minute, Kumpel«, sagte der Otter und erkannte seine eigene Stimme nicht mehr.

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