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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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herumläuft. Ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie mit Ihrem Fettarsch immer noch auf dem Revier hocken dürfen.«
    »Gott, was bin ich froh, dass wir uns so gut verstehen«, lachte der Kommissar. »Ich hatte schon Angst, Sie wären nachtragend.«
    Eisiger Wind schnitt in Alinas Hand, sie vergrub sie tief in ihrer Jackentasche. Sie ärgerte sich, dass sie kein genaueres Bild von Scholle hatte. Von Zorbach wusste sie nur, dass er Probleme haben musste, in herkömmlichen Bekleidungshäusern Klamotten in seiner Größe zu finden.
»Scholle sieht aus wie ein ehemaliger Schwergewichtsboxer, der von einem Tag auf den anderen sein Training eingestellt hat, nicht aber die Fressgelage, mit denen er sich sein Kampfgewicht anfutterte«,
hatte Zorbach einmal zu ihr gesagt.
»Einer von der Sorte, der in einem Anzug immer wie ein Rausschmeißer wirkt, der er im Grunde seines gewalttätigen Herzens auch ist. Er profitiert von den Menschen, die vorbehaltlos das Klischee glauben wollen, nach dem Dicke automatisch liebenswürdig und gutmütig sind. Scholle hat kein feistes Gesicht, keine Schweinsaugen, und er schwitzt nicht beim Reden. Er wirkt tatsächlich wie ein gemütlicher Teddybär. Runder Kopf, Kugelbauch, Arme und Beine, die seine Klamotten aufblähen, als hätte man einen Föhn hineingehalten.«
    Für Alina waren diese Beschreibungen ebenso nichtssagend wie Zorbachs Bemerkung über Scholles Ähnlichkeit mit Obelix. Sie hatte noch nie einen Boxkampf gesehen, keinen Rausschmeißer vor einer Disco beobachtet und nie unter der Bettdecke im Schein einer Taschenlampe in einem Comic geblättert. Die einzige Assoziation, die Zorbach ihr in den Kopf pflanzen konnte, war genau jene, die er eigentlich hatte vermeiden wollen, nämlich die eines Kuschelteddys, wie sie ihn noch aus Kindertagen kannte.
    »Kommen Sie, Alina. Es ist arschkalt, mir gefriert langsam die Pisse in der Blase. Jetzt, da die Höflichkeiten ausgetauscht sind, würde ich gerne wissen, ob Ihr Besuch bei Suker was gebracht hat.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, Sie wollen nicht mit mir reden, oder nein, es hat nichts gebracht?«
    »Es hat nichts gebracht.«
    »Nicht der kleinste Hinweis?«
    »Nada. Das heißt …« Alina schlug sich gegen die Stirn. »Oh, doch, jetzt, wo Sie’s sagen, ich hab die Telefonnummer seines nächsten Opfers gesehen, ist das wichtig?«
    »Sehr witzig.«
    Alina fragte sich, ob Scholle gerade ihr Gesicht musterte, und wenn ja, was er darin wohl erkennen würde. Sie war noch nie gut im Lügen gewesen. John witzelte immer, es wäre das Einzige, was sie noch schlechter könne als einparken, und auch jetzt fühlte sie, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie hoffte nur, dass der Himmel über ihrem Kopf so war, wie es sich für einen Friedhofsbesuch gehörte: grau, verhangen, deprimierend. Im Trüben konnte Scholle vielleicht nicht sehen, dass sie rot wurde.
    Alina war schon einmal hier gewesen, vor gut fünf Wochen zur Beerdigung. Sie hatte keine offizielle Einladung erhalten, das hatte niemand. Von wem auch? Den Kern der Familie hatte der Augensammler ausgelöscht, Zorbach hatte keine Geschwister, sein Vater war bereits gestorben, und seine Mutter vegetierte seit ihrem Schlaganfall in einem Altersheim dahin. Trotzdem war der Friedhof Marienfelde am Tag der Beisetzung von Menschen belagert, die durch die Medien von dem Begräbnis erfahren hatten. Die Zeitung, bei der Zorbach angestellt gewesen war, hatte die ganze Titelseite im Stile einer Todesanzeige gestaltet. Sie wusste, dass Scholle ihr einen emotionalen Tiefschlag versetzen wollte, indem er ausgerechnet diesen Ort für ihre Unterhaltung ausgesucht hatte. Also wusste er auch von der Gegenleistung, die Stoya ihr für Sukers Behandlung versprochen hatte.
    »Verdammt! Dann kommt der Irre also frei.« Der Kommissar seufzte.
    »Ach kommen Sie, Scholle. Sie haben mich mal als verrückte Esoteriktante beschimpft und bedauert, dass die Hexenverbrennungen zu früh abgeschafft worden seien. Sie wollen mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass ausgerechnet Sie sich etwas von meinem Besuch bei Suker versprochen haben.«
    »Ganz ehrlich?« Sie hörte, wie Scholle sich eine Zigarette anzündete. »Nein, ich glaube nicht, dass Sie eine Art Hellseherin oder so was sind. Ich halte das alles für Hokuspokus. Dass wir mit Ihrer Hilfe an weitere Beweise kommen, halte ich für etwa ebenso wahrscheinlich, wie dass Heidi Klum mich heute Abend anruft und zu einem Dreier mit ihrer besten Freundin überreden

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