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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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verdrängte meine Schmerzen und versetzte mich gleichzeitig in Panik. Seine Worte erinnerten mich an Alina und an einen Satz, den sie zu mir gesagt hatte, kurz bevor sie gegangen war, aber sosehr es mich auch ängstigte, sowenig konnte ich es im ersten Moment zuordnen:
    »Heute ist der sechzehnte Februar, und hey, ich fürchte, ich muss mal einen Gang runterschalten und weniger Kaffee trinken, denn …«

23. Kapitel
    Alina Gregoriev
    »
… denn heute ist natürlich erst der dreizehnte Februar, sorry, Jungs. Freudsche Fehlleistung, am sechzehnten, also in drei Tagen, steigt die große Senderparty in der O
2
World, und davon wollte ich eigentlich berichten …
«
    Es war ein Reflex. Alina hörte die Geräusche über sich und drehte den Kopf instinktiv nach oben.
    »Nein, bitte nicht schon wieder …«, sagte sie laut, als ihr der Fehler bewusst wurde.
Ich habe mich schon wieder geirrt.
    Dann spürte sie die Schlinge um ihren Hals und wurde hochgerissen. Der Radiosender, mit dem der Besitzer der Gaststätte am S-Bahnhof Wannsee sämtliche Räume inklusive der Toiletten beschallte, rückte in den Hintergrund ihrer Wahrnehmung.
    »Na, erinnerst du dich an mich?«
    Alina versuchte, dem Druck der Stahlschlinge nachzugeben, die sich ihr um den Hals schnürte und ihr die Luft nahm. Ihre Blase entleerte sich unwillentlich, und sie fühlte, wie der Urin ihr an den Schenkeln herunterlief.
    »Jetzt ist es so weit.«
    Ihre Füße suchten verzweifelt einen Halt, rutschten immer wieder von der Klobrille ab und schlugen gegen die laminierte Wand der Toilettenkabine.
    »Ich bin zu dir zurückgekommen, um zu beenden, was ich begonnen habe«, war das Letzte, was Alina von Zarin Suker hörte, bevor sie das Bewusstsein verlor.

Hat er aber gemordet, so muss er sterben.
    Immanuel Kant,
Metaphysik der Sitten
     
     

    Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind sein.
    Mahatma Gandhi

24. Kapitel
    Alexander Zorbach
    S chläft er?« Stoya.
    »Hört er uns überhaupt? Kann er uns verstehen?« Scholle.
    »Ja, sehr gut sogar. Aber erwarten Sie besser keine Antworten.« Roth.
     
    Es war kurz vor Mitternacht, und ich war nicht länger allein mit meinen Schmerzen. Mit mir im Zimmer befanden sich noch zwei Polizisten und ein Arzt, und alle redeten über mich hinweg, als wäre ich gar nicht anwesend, was ich ihnen bei dem Anblick, den ich bot, kaum verübeln konnte. Ich hätte auch nicht versucht, eine Unterhaltung mit jemandem zu führen, der in Embryonalhaltung gekrümmt auf einem durchgeschwitzten Laken lag und mit weit aufgerissenen Augen in Richtung Heizkörper starrte.
    Was weder Scholle noch Stoya wissen und Roth nur ahnen konnte, war, dass meine Kopfschmerzen in dieser Position etwas leichter zu ertragen waren. Überhaupt schien sich mein Zustand gebessert zu haben, seitdem Roth das Radio verstellt hatte. Die innere Unruhe, die mich vor etwa drei Stunden gepackt hatte, als ich den Radiomoderator hörte, hatte das stechende Ziehen unter meiner Schädeldecke etwas in den Hintergrund geschoben, und das, obwohl Roth bislang nicht dazu gekommen war, mir die abendliche Beruhigungsspritze zu setzen.
    »Okay, Zorbach«, sagte Stoya und trat an mein Bett, so dass ich seine für die Jahreszeit viel zu dünnen Schnürschuhe sehen konnte, von deren Senkeln Schmelzwasser zu Boden tropfte. »Wie wir alle wissen, bist du momentan nicht der Gesprächigste. Aber ich muss dir jetzt ein paar Fragen stellen. Der Doktor sagt, dass Kopfschütteln oder Nicken dir eventuell weh tut, also bitte ich dich, einfach nur zu blinzeln, okay? Einmal für ein Ja, zweimal für ein Nein. Geht das?«
    Ich blinzelte einmal, und Stoya begann mit der Befragung. »Als Alina bei dir war, hat sie da über einen gewissen Zarin Suker geredet?«
    Ich signalisierte ihm ein Ja.
    »Hat sie dir erzählt, was sie während der Shiatsu-Massage in Erfahrung gebracht hat?«
    Meine Augenlider zuckten einmal, und Scholle stieß irgendwo außerhalb meines Gesichtsfelds einen Triumphlaut aus. »Siehst du, es hat funktioniert.«
    Stoya stöhnte, und sein Kopf verschwand aus meinem Blick.
    »Kannst du bitte kurz den Mund halten oder rausgehen?«, zischte er. »Nichts hat funktioniert.«
    »Aber wieso? Ich hab doch gewusst, dass sie weich wird, wenn sie Zorbach sieht.«
    »Erzähl keinen Scheiß. Das war pure Boshaftigkeit von dir, keine Strategie.«
    »Quatsch.«
    »Quatsch? Ich sag dir, was Quatsch ist«, flüsterte Stoya wütend, und ich war erstaunt, wie gut meine Sinne auf einmal

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