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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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sich schnell zwischen ihn und die Tür, während er entschuldigend die Hände erhob. »Tut mir Leid, ich weiß, es muss dir verrückt vorkommen, dass ich hier so unangekündigt auftauche...«
    Leander war bleich geworden. »Jetzt gehst du wirklich zu weit.«
    »Lass es mich kurz erklären. Es geht nicht um mich, es geht...«
    »Lass mich durch.«
    Laurens presste die Hände zusammen, damit er Leander nicht womöglich noch beim Ärmel fasste. Das war neulich auch schon schief gegangen. »Es geht um Niels und Toby, sie brauchen deine Hilfe, ich habe sie mitgebracht, sie sitzen dortdrüben im Lokal, du kannst Niels selbst fragen.« Es ging nicht gut, er drückte sich nicht klar aus, es stand zu viel auf dem Spiel.
    Leander streckte den Kopf vor und zog die Schultern hoch. »Wenn du mich nicht reingehen lässt, rufe ich die Polizei. Dass du mir jetzt sogar schon vor meinem Haus auflauerst, ist wirklich das Letzte.«
    Er zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Bitte hilf meinen Kindern. Ich flehe dich an.«
    Über Leanders Gesicht glitt ein Ausdruck des Abscheus. »Führ dich doch nicht so theatralisch auf, Laurens. Ich habe dir schon oft genug gesagt, dass es genügend Paragnosten gibt, an die Leute wie du sich wenden können. Warum tust du das nicht, statt mich zu verfolgen und dich selbst zu erniedrigen?«
    Gegenüber sah er Niels’ Gesicht hinter dem Fenster der Gastwirtschaft. Die Nase an die Scheibe gedrückt, schaute sein Sohn durch eines der beschneiten roten Gevierte. Und mit einem Mal fand er die richtigen Worte. »Niels führt ganze Gespräche mit Veronica. Das muss aufhören.«
    »Ach, und das soll ich deiner Frau auftragen?«
    »Wenn es geht, ja.« Das war das längste Gespräch, das sie in den vergangenen Monaten miteinander geführt hatten. Diesmal würde es gut ausgehen.
    Leander beugte seinen langen Leib vor. »Vielleicht tröstet es deinen Sohn ja, dass sie ihn besucht. Hast du diese Möglichkeit auch schon mal erwogen, oder denkst du nur an dich selbst?«
    Es war, als bekomme er eine Ohrfeige. »Aber du hast mir selbst gesagt, dass der Kontakt mit erdgebundenen Entitäten gefährlich ist! Das hast du selbst gesagt! Und jetzt behauptest du...«
    Leander musterte ihn wie ein außergewöhnlich scheußliches Insekt. »Das ist genau der Grund, warum ich mich nichtmit dir einzulassen wünsche: Du bist nur darauf aus, mich bei irgendetwas zu ertappen. Unter dem Deckmäntelchen deiner Rührgeschichten wolltest du mich von Anfang an als Betrüger entlarven und bloßstellen. Nur gut, dass ich Yaja heute Nachmittag in den Zug zu Gwen gesetzt habe. Sonst hättest du sie noch beschwatzt, dich hereinzulassen, und jetzt breit in meinem Wohnzimmer gehockt. Geh zur Seite, Mann, oder ich vergreif mich noch an dir.«
    »Nein, warte! Ich werde dir...«
    Mit zusammengepressten Zähnen zischte Leander: »Du irrst dich, wenn du glaubst, du könntest mich kommandieren oder einschüchtern. Ich ersuche dich dringend, mich in Zukunft in Ruhe zu lassen. Und das schließt auch meine Tochter ein.«
    Jetzt durfte er sich nicht durch ungereimte Unterstellungen aus dem Konzept bringen lassen. »Dann lass uns das Problem lösen, und du hast mich vom Hals. Ich werde dich auch gut dafür bezahlen.«
    »Das betrachte ich als unsittliches Angebot.«
    »Dann musst du eben selbst bestimmen, wie ich dich entlohnen kann.«
    »In solchen Begriffen denke ich überhaupt nicht. Meine Arbeit ist mein Lohn. Und die Freiheit natürlich, selbst zu entscheiden, dass ich mir nicht die Hände an dir schmutzig machen will.«
    In einem Moment unangenehmer Klarheit dachte Laurens: Warum stehe ich hier eigentlich und rede mit diesem Lackaffen? Warum gehe ich nicht einfach weg und schaue zu Hause im Internet unter »Paragnost« nach? Unsicher sagte er: »Wenn du mich immer wieder wegschickst, lieferst du mich ja geradezu der spirituellen Unterwelt aus. Ist es das, was du willst? Willst du, dass ich eine Lektion erteilt bekomme? Wünschst du mir, dass ich...« Er merkte selbst, dass er redete wie einer,der Prügel herausforderte. Und plötzlich ging ihm auf, wie sehr das zutraf. All die Monate über war ihm nie auch nur der Gedanke gekommen, jemand anderen als Leander zu Rate zu ziehen. Dessen erdrückende Selbstzufriedenheit war bereits ein Teil jener Läuterung gewesen, nach der er gesucht hatte: Ihn bitten und anflehen und vor ihm durch den Staub kriechen zu müssen, wie ein Hund hinter diesem Mann herzulaufen, das war seine Methode gewesen, sich selbst zu

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